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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Bericht vor versammeltem Hof.
    Nachdem Guise seine Heldenerzählung beendet, sparte die Königin nicht an Huld- und Lobesbezeigungen sowie Bekundungen ewiger Dankbarkeit für die Hauptleute und ihre Befehlshaber. Doch als sie Guise und seine ruhmbedeckten Haudegen davongehen sah, entfuhr ihr ein tiefer Seufzer der Erleichterung. Sie liebte weder den Krieg noch ehrgeizige Generäle. Es war ihr nicht entgangen, daß Guise an Macht gewonnen und daß letztlich der Stützpfeiler des Thrones selbigen mehr erschütterte denn festigte.
    Feldschlachten waren für Katharina nicht entscheidend. Die Florentinerin gab der Diplomatie den Vorzug, die nach ihrem Verständnis nur drei Mittel kannte: Verhandlung, Fürstenheirat und politischen Mord.
    Unser Freund und Verwandter François de Caumont – wohlgemerkt François, der älteste der Brüder, und nicht Geoffroy, der Abbé von Clairac – war übrigens bei jenem Ruhmesbericht unter den Höflingen zugegen, wie ich später erfuhr. Er war an den Hof gekommen, sich über Montluc zu beklagen, welcher ihm Schloß Les Milandes genommen, dem Kloster seines Bruders Lösegeld abgezwungen und die Güter seines Schwähers, des Baron von Biron, verwüstet hatte.
    Der Augenblick war gewißlich schlecht gewählt für eine solche Klage, da Guise so sehr an Gewicht gewonnen. Allein François wollte nicht aufgeben. Und da die Königin ihn nicht zu empfangen wagte, solange Guise unter ihrem Dache weilte, hatte der Erstgeborene der Caumonts die seltsame Idee, sich gleich an Gott und nicht erst an die Heiligen zu wenden, und ersuchte um eine Audienz beim Herzog. Das hieß im wahrsten Sinne des Wortes, sich in die Höhle des Löwen zu begeben.
    Guise gewährte die Audienz und hörte sich, umgeben von seinem Hofstaat, die Klagen Caumonts gegen Montluc mit eisiger,majestätischer Miene an. Worauf er mit lauter Stimme, damit ein jeder ihn hören möge, sprach:
    »Monsieur de Caumont, ich bin verwundert, daß Ihr Gerechtigkeit von mir verlangt. Alles, was Ihr in Eurer Provinz tut und laßt, klagt Euch an und verurteilt Euch. Gewiß, Ihr habt nicht offen gegen Euern König den Degen gezogen, doch Ihr habt den hugenottischen Aufruhr unterstützt. Ihr habt den Rebellen Unterschlupf gewährt in Euern Häusern, von welchselben so mancher Schlag gegen die Unseren ausging. Monsieur de Charry und Monsieur de Hautefort und viele andere katholische Edelleute aus Eurer Provinz können ein Lied davon singen. Alle Gerechtigkeit, die der König Euch widerfahren lassen könnte, müßte folglich darin bestehen, über Euch die Strafe zu verhängen, die Ihr für Monsieur de Montluc fordert, der ein guter und treuer Soldat ist, dem König trefflich dient und in seinem Dienst Bäche von Blut hat fließen lassen.«
    »Bäche von Blut!« sagte François de Caumont. »In der Tat, das Wort ist treffend gewählt.«
    »Gewiß, es ist mit Bedacht gewählt!« sprach Guise, sich erhebend, nicht ohne Zorn. »Montluc hat im Dienste des Königs mehr Bäche von Blut fließen lassen, als Ihr samt Euren Brüdern Tropfen vergossen habt mit Euren Degen. Folglich sind die Verdienste Montlucs groß und die Euren nur gering. Vergeßt das nicht, Monsieur de Caumont, und suchet Euch zu bessern, solange noch Zeit ist.«
    Bekümmert ob dieser öffentlichen Abkanzelung, zog sich François de Caumont zurück. Wäre er klug gewesen, hätte er noch in selbiger Minute den Hof verlassen und wäre in sein heimatliches Périgord zurückgeeilt. Doch sein Schloß Les Milandes lag ihm so sehr am Herzen, daß er nicht aufgab. Auf das Gerücht hin, der Herzog habe noch am gleichen Abend bedauert, so hart mit ihm ins Gericht gegangen zu sein, und da der Guise sich am kommenden Tag nach Orléans aufzumachen gedachte, welche Stadt er den Hugenotten entreißen wollte, erbot sich Caumont, ihn ein Stück des Weges zu begleiten. Und in der Tat wechselte der Herzog, indes sie nebeneinander dahinritten, einige höfliche Worte mit ihm. Hierauf nahm Caumont seinen Abschied und kehrte nach Blois zurück.
    Doch kaum war er eine Viertelmeile geritten, da begegnete er, umgeben von Hauptleuten, Edme de Hautefort, welcher ihmzornigen Auges vorwarf, er hätte während der Unruhen auf die Seinigen schießen lassen. Caumont blieb keine Zeit zu einer Rechtfertigung, denn Hautefort zog sogleich seinen Degen, stürzte sich auf François und versetzte ihm einen gewaltigen Hieb auf das Haupt.
    Diese Mordtat geschah am 3ten oder 4ten Februar 1563, und der Haß auf die Unseren war

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