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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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damals so groß, daß sie ungesühnt und auch fast unbemerkt blieb. Sie war im übrigen, um mit den Worten des Herzogs zu sprechen, auch nur ein Blutstropfen im Vergleich zu den Bächen von Blut, die von neuem fließen sollten, als Guise am 5ten Februar Orléans umzingelte.
    Schon hatte er die Vorstadt Portereau und die Verschanzung, Les Tourelles genannt, eingenommen. Seit dem Beginn der Belagerung kehrte er allabendlich nach Saint-Mesmin zurück, allwo ein Boot ihn mit seinem Stallmeister nebst den beiden Rössern über den Fluß setzte. Am anderen Ufer saßen beide wieder auf und ritten an einem Wäldchen entlang zum Hause des Herzogs. Am Vorabend des 14ten Februar, auf welchen Tag Guise die Erstürmung von Orléans festgesetzt, geschah es, daß ein fanatischer Hugenott namens Poltrot de Méré aus einem Gebüsch hervor drei Pistolenkugeln auf jenen breiten Rücken abfeuerte, den die Königin unlängst mit großer Erleichterung hatte entschwinden sehen. Von keinem Harnisch abgehalten, drangen die drei Kugeln in seine rechte Schulter ein. Guise sank auf den Sattelbogen, ohne indes vom Pferd zu stürzen, und sprach:
    »Einmal mußte es wohl geschehen, doch mich deucht, es ist nicht weiter schlimm.«
    Sechs Tage darauf war er tot. Poltrot de Méré war nach seinem Mordanschlag die ganze Nacht hindurch galoppiert, doch da er die Wege nicht kannte, befand er sich im Morgengrauen unversehens wieder am Ort seiner Untat und ward gefangengenommen. Unter der Folter bekannte er, Soubise und d’Aube terre hätten ihn angestiftet. Auch den Admiral von Coligny beschuldigte er, widerrief diese Aussage jedoch und blieb höchst widersprüchlich in diesem Punkt, selbst in der Stunde seines Todes, da er von vier Pferden gevierteilt ward.
    Coligny, welcher mit Nachdruck bestritt, zu den Anstiftern der Mordtat zu gehören, hatte die Königin vergeblich ersucht, Poltrot de Méré gegenübergestellt zu werden, ehe dieser hingerichtetward. Die Königin lehnte ab, und vielleicht hatte sie ihre Gründe dafür. Als sie neun Jahre später Coligny ermorden ließ, wußte sie den Verdacht auf das Haus Guise zu lenken. Ist es da nicht denkbar, daß sie auch bei der Beseitigung des Franz von Guise ihre Hand im Spiele hatte und nur allzu froh war, daß Coligny verdächtigt ward?
    »Wir vermögen«, so schrieb Coligny, als ihn die Kunde vom Tode des Guise erreichte, »die offensichtlichen Wunder Gottes nicht zu übersehen.« Ein Satz, den die Florentinerin, welche sich niemals mit ihren eigenen Worten fangen ließ, gewiß nicht ausgesprochen hätte. Doch das Wunder dieses Todes, ob sie ihre Hand dabei im Spiel hatte oder nicht, veränderte ihr Leben, stärkte ihre Macht und festigte den Thron ihres Sohnes.
    Kaum war Guise unter der Erde, machte die Königin den Protestanten einige Zugeständnisse. Sie befahl Montluc, die Güter des Barons von Biron nicht länger zu verheeren und unseren armen Vettern Caumont Schloß Les Milandes zurückzugeben. Sie setzte auf Ausgleich und Frieden, versuchte dabei jedoch, für ihre Macht und ihren Sohn möglichst viele Kastanien aus dem Feuer zu holen.
    So verfiel sie auf die arglistige Idee, die Verhandlungen zwischen den beiden Lagern von Montmorency und dem Prinzen von Condé führen zu lassen; der erstere befand sich bei den Hugenotten in Gefangenschaft, der zweite bei den Königlichen. Der eine wie der andere strebte danach, seine Freiheit wiederzugewinnen. Doch da Condé der jüngere von beiden war, mehr den Weibern zugetan und folglich ungeduldiger, machte er größere Zugeständnisse, als seinem Lager recht war.
    So blieb das Edikt von Amboise, welches er im März 1563 unterzeichnete, hinter den großzügigeren Verfügungen des Januar-Ediktes zurück: es begrenzte die freie Ausübung der protestantischen Religion auf die Häuser der mit eigener Gerichtsbarkeit versehenen Adelsherren »samt ihren Familien und Untertanen«, während sich die Hugenotten niederen Standes mit Gottesdiensten in nur einer Stadt pro Amtsbezirk begnügen mußten. Calvin geißelte mit harten Worten die Eitelkeit des Prinzen von Condé, welchen – solange seine Kaste auf ihren Schlössern die Freiheit besaß, Gott auf ihre Weise anzubeten – die Zwänge nur wenig kümmerten, die auf der Mehrheit der Reformierten in den Städten und Dörfern lasteten.
    Mein Vater und Sauveterre teilten die Empörung Calvins und aller überzeugten Hugenotten, doch sie durften nicht zu laut protestieren: sie hatten auf dem Schlachtfeld nicht

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