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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mitgekämpft. Zudem gehörten sie zu ebenjenen Auserwählten, welche »samt ihren Familien und Untertanen« von den Bestimmungen des Edikts bevorteilt wurden. Und auch sonst gereichte ihnen der wiederkehrende Friede zu großem Vorteil, wie ich noch vermelden werde.

NEUNTES KAPITEL
     
    Nach der Unterzeichnung des Ediktes von Amboise waren die Protestanten nicht mehr vogelfrei, ihr Dasein und ihre Rechte waren nunmehr vertraglich anerkannt. Dies bedeutete, daß wir uns wieder in unseren Dörfern zeigen durften und mein Vater sich nach Sarlat begeben konnte. Was er auch tat, nachdem er Diane de Fontenac völlig gesund und munter auf ihre Burg zurückgeschickt hatte. Er hätte sie schon vier Wochen früher aus ihrer Krankenstube entlassen können, doch in jenen unruhigen Zeiten und da er Fontenac nicht traute, war es ihm nur recht gewesen, auf seiner Burg ein Unterpfand zu haben, das sie vor einem hinterlistigen Anschlag unseres lieben Nachbarn schützte. Der Weggang Dianes, die während ihre Aufenthaltes auf Mespech das zweite Geschoß des Torhauses nie verlassen hatte und die keiner von uns, ausgenommen mein Vater, je anders als von weitem gesehen, eingehüllt in ihren weißen Pelz am Fenster stehend und mit ihren grünen Augen auf uns herabblickend, hinterließ eine große Leere in uns – so als wäre uns ein geliebtes Gedicht für immer aus dem Gedächtnis entglitten. Ich will hier nicht von unserem armen François sprechen, der sich alle Mühe gab, seine Traurigkeit zu verbergen, welche die Herren Brüder vorgaben nicht zu bemerken.
    Fontenac ließ dem Baron von Mespech einen blumigen Brief mit einem Geschenk von fünfhundert Dukaten sowie ein spanisches Roß überbringen. Mein Vater schickte das Geld zurück, bewahrte den Brief sorgfältig in seiner Schatulle auf und behielt das Pferd. Es war eine schwarze Stute, von recht kleinem Wuchs, doch voller Feuer, welche ich bestieg, als sich mein Vater zum ersten Mal ob seiner Geschäfte wieder nach Sarlat begab, begleitet von Marsal Schielauge, Faujanet, den Brüdern Siorac sowie von seinen drei Söhnen; ein jeder hatte zwei Pistolen in den Satteltaschen stecken und den blanken Degen vom rechten Handgelenk hängen. Mein Vater fürchtete weniger einen Hinterhalt auf dem Wege als einen Ausbruch desVolkszornes in Sarlat selbst, wo fanatische Prediger, unzufrieden (auch sie!) mit dem Edikt von Amboise, jeden Sonntag, den Gott werden ließ, während der Messe Tausende von Beschimpfungen auf die Unseren herabspien.
    Doch am Lendrevie-Tor erwartete der Kriminalleutnant Guillaume de la Porte, welcher benachrichtigt worden war, meinen Vater. Er bat uns, die Degen wegzustecken, was wir auch taten, und ritt sodann an der Seite meines Vaters, lächelnd mit ihm plaudernd, ein Auge dabei auf die Fenster gerichtet, quer durch die ganze Stadt bis zum Rigaudie-Tor. Dort wendete die kleine Schar, verfolgt von den Augen gar vieler Schaulustiger in den Straßen und an den Fenstern, nahm ihren Weg nach links, am bischöflichen Palast und der Kathedrale vorbei (allwo sich Monsieur de la Porte bekreuzigte und mein Vater aus Höflichkeit sein Haupt entblößte), um schließlich zum Stadthaus zu gelangen, auf dessen Treppe Monsieur de Salis, Generalleutnant des Périgord, sowie die beiden Konsuln meinen Vater empfingen. All dies geschah ohne Zusammenrottung, ohne Beschimpfungen oder sonstige Feindseligkeiten von Seiten der Volksmenge, abgesehen von zwei oder drei bösen Blicken, mit denen uns einige Unduldsame bedachten, die uns aus religiösem Eifer und nicht aus persönlichen Gefühlen haßten.
    Kurz gesagt, es geschah nichts – was mich höchstlich betrübte, denn mit meinen zwölf Jahren trug ich zum ersten Mal den Degen des Edelmannes, und wiewohl er noch recht kurz war, trug ich die Nase hoch und fühlte mich auf meinem spanischen Roß ganz unbesiegbar. Nachdem wir abgesessen und die Gäule unseren Soldaten anvertraut, wich ich nicht von der Seite meines Vaters – ich ging an seiner Rechten, Samson an seiner Linken –, eine Hand lässig auf dem Griff meiner Waffe und mit großtuerischer Miene um mich blickend. Am späten Vormittag machte mein Vater seinen üblichen kurzen Besuch bei Franchou, übergab ein kleines Geschenk und flüsterte eine Zeit mit ihr, den Mund an ihrem Ohr. Als er sich endlich verabschiedete, deuchte mich schon, er würde niemals damit fertig, ihr die Wangen zu küssen und die rundlichen Arme zu tätscheln.
    Obgleich die Sarrazine nunmehr Hugenottin war und

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