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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Komplimente, bloß nicht ingleichem Maße wie der Seneschall, der als ranghöchster Vertreter der Stadt als letzter das Wort nahm und uns mit größter Beredsamkeit versicherte, daß er dem Gouverneur des Périgord und selbiger dem König Mitteilung machen werde. Worauf er meinen Vater und Puymartin und François und Samson umarmte und mich dabei vergaß, wohl weil ich so mit Schmutz und Blut besudelt war. Er war ein Edelmann von hohem Wuchs, ganz in hellblauen Satin gekleidet, mit breiter, strahlend weißer Halskrause, untadelig gestutztem Bart und ordentlich gekräuseltem Haar; sein Gewand war so mit Parfum besprüht, daß er mit jeder Geste – und er gestikulierte viel – rundum Wohlgeruch verbreitete.
    Die beiden Konsuln hatten perigurdinisch gesprochen und ihre Rede nur hier und da mit einigen französischen Wörtern geschmückt; Monsieur de la Porte, wie es sich für einen Beamten des Königs gehört, bediente sich des Französischen, mit wenigen Ausdrücken unserer Provinz vermischt. Aber der Seneschall sprach, wie Monsieur de L., reines Pariser Französisch, mit hoher Stimme knapp und scharf artikuliert, dabei sein Mund kaum mehr geöffnet war als der Schlitz eines Opferstocks.
    Als Puymartin und mein Vater aus dem Stadthaus traten, wurden sie von den Einwohnern schon erwartet und mit Beifallsbekundungen empfangen. Strahlend schwang sich mein Vater in den Sattel, gefolgt von seinen Söhnen, von Puymartin und von Coulondre Eisenarm, welch letzterer während unseres Empfanges mit seinem einen Arm unsere Pferde an die Eisenringe im Pflaster angebunden hatte, ohne den Leuten, die einen Bericht über den Kampf hören wollten, auch nur ein Sterbenswort zu sagen. Freude und Erleichterung waren groß in Sarlat, weil niemand mehr an den Stadttoren vom Schlächterbaron drangsaliert wurde, dem sich schon die jungen Tunichtgute in der Stadt selbst hatten anschließen wollen, die mit den Bürgern tagtäglich Schabernack trieben wie auf dem Jahrmarkt von Saint-Germain.
    Nachdem sich unsere Truppe durch das Gewühl gedrängt, strebte sie dem Tor von Lendrevie zu, doch noch ehe es erreicht war, gewahrte mein Vater im Vorbeireiten einen Mann, der auf seinem kleinen, von einem roten Esel gezogenen Karren bittere Tränen weinte. Mein Vater ließ Puymartin allein weiterreitenund kehrte um, gefolgt von Coulondre und seinen Söhnen. Der rote Esel blieb stehen, als er den Weg durch unsere Pferde versperrt sah, und mein Vater sagte:
    »Gott zum Gruße, Freund! Wie geht’s? Nicht gut, nach deinen Tränen zu urteilen. Wie nennt man dich?«
    »Petremol.«
    »Ich kannte einen Petremol in Marcuays, der seinen Rheumatismus zu heilen versuchte, indem er winters im eisigen Wasser des heiligen Avit badete.«
    »Das ist mein Vetter.
    »Und in Sireil kannte ich noch einen Petremol, den ich beinahe aufgehängt hätte, weil er letztes Jahr einen Sack voll Gras aus meinen Talsenken gestohlen hat.«
    »Das ist mein Vetter.«
    »Nun, Petremol, ich kenne dich, weil ich deine Vettern kenne. Wo also willst du hin mit deinem Karren und deinem roten Esel? Weißt du nicht, daß man in der Normandie sagt: verräterisch wie ein roter Esel?«
    »Der Verräter«, erwiderte Petremol, dem noch immer Tränen über die Wangen liefen, »ist das Schicksal, das mich niederdrückt, und nicht dies brave Tier, das mir nur wohlwill. Hättet Ihr letztes Jahr meinen Vetter aus Sireil aufgehängt, ich würde ihn beneiden, Moussu lou Baron. Denn ich kenne Euch ebenfalls.«
    »Du trägst also großen Kummer im Herzen, Petremol, und bist doch nicht arm, wie ich sehe: du besitzest einen Esel, einen Karren, mit Häuten beladen, und bist Gerber oder Sattler von Beruf, wie ich vermute.«
    »Ich bin beides«, sagte Petremol, »und seit einem Jahr arbeitete ich in meinem Handwerk für Euern Vetter Geoffroy de Caumont auf Les Milandes. Doch als die Pest vorüber war, bin ich nach Montignac zurückgekehrt, wo ich daheim bin, und fand Frau und Kinder von der Seuche dahingerafft und mein Haus verbrannt, weil die Konsuln die Entseuchung angeordnet.«
    »Sie schulden dir eine Entschädigung.«
    »Die ich nie bekommen werde, denn die Stadt ist ruiniert. Aber das Haus ist nicht wichtig, weil ich niemanden mehr drin behausen kann, keine Frau und auch keins meiner vier wohlgeratenen Kinder, zwischen fünf und zehn Jahren waren sie alt,und so schön wie der da«, sprach er, auf Samson weisend, der bei diesem Bericht ebenfalls Tränen vergoß.
    Sah man genau hin, hatte Petremol fast das

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