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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ja, und ohne Weihwasser!« sagte die Maligou. »Den Herren Brüdern gilt es für götzendienerisch, dabei ist es so hilfreich, die siebenundsiebzig Höllengeister von dem Verstorbenen fernzuhalten.«
    »Hätte ich nicht mein schlimmes Bein«, sagte Faujanet, »wäre ich von den Herren Brüdern nicht ausgewählt worden, mit dem Herrn Junker und Alazaïs die Burg zu bewachen; vielleicht wäre ich dann an deiner Stelle tot und wäre nicht hier, deinen Sarg zu zimmern, mein armer Marsal. Was beweist«, fügte er leise hinzu, »daß Hinken besser ist als Schielen.«
    Währenddessen säuberte mich Barberine in einem Zuber voll dampfenden Wassers von meinem Dreck und Blut, obgleich ich ihr versichert hatte, daß ich Manns genug sei, mich allein zu waschen. »Nichts da, mein Gelbschnabel«, sagte sie, »und wer schrubbt dir den Rücken?« Ich war zu betrübt, mich weiter zu sträuben, und überließ mich dem liebevollen Rubbeln ihrer großen Hände, die mit der guten Seife von Mespech über meinen Körper strichen. »Jesus Maria!« sprach Barberine, »da wachsen diese Jungens an meiner Seite heran, ohne daß ich’s gewahr werde. Dieser Pierre, den ich gesäugt habe, als ich achtzehn war, ist nun mit dreizehn Jahren fast schon ein Mann, mit breiten Schultern und strammen Hinterbacken, überall schon sproßt ihm das Haar, und unbändig ist er wie ein Hengst.«
    »Ach!« sagte ich, »ich mag gar nicht unbändig sein.«
    »Obschon es heißt«, erwiderte Barberine, »daß du dich wacker geschlagen und drei von den Bösewichten getötet hast, zwei durch die Kugel, den dritten mit einem Degenstoß.«
    »Ja, aber dem«, sagte ich und senkte den Kopf, »mußte ich meinen Degen aus dem Körper reißen, und er hat sein Blut über meine Hand und meinen Arm erbrochen.«
    Barberine seufzte, entgegnete jedoch nichts, und nachdem sie mir einen Tiegel warmes Wasser über Kopf und Schultern geschüttet hatte, mich abzuspülen, mußte ich aus dem Zuber steigen und mich auf ihr großes Bett legen, wo sie mich abzureiben begann wie in meiner Kindheit, dabei mich beschnupperte,mich tätschelte, mich abküßte und mit ihrer tiefen, volltönenden Stimme eine endlose Litanei von Kosenamen über mich ausschüttete: »Mein süßer Kleiner, mein wunderhübsches Hähnchen, mein Gottesgeschenk, mein unschuldiges Herzchen.«
    Gleichwohl war dies unschuldige Herzchen beschwert von düsteren Gedanken, und in der Flut von Zärtlichkeit, darin es badete, vermochte es sich nicht länger zu verschließen. Ich schmiegte mich an Barberine, barg meinen Kopf zwischen ihren schönen Brüsten und brach in Schluchzen aus. »Ist ja schon gut, mein Kleiner«, sprach Barberine, gegen die tapetenbespannte Wand gelehnt, und wiegte mich in ihren liebevollen Armen.
    Doch je mehr sie mich mit Küssen und Liebkosungen zu trösten versuchte, desto mehr zerfloß ich in Tränen und unendlicher Traurigkeit, und ich hätte noch lange geschluchzt, wäre nicht auf der Wendeltreppe – die meine Mutter, in Abwesenheit von Barberine, nur ein einziges Mal erklommen hatte, mir gute Nacht zu wünschen – der Kopf der kleinen Hélix aufgetaucht, die Augen schwarz vor Zorn.
    »Moussu Pierre«, sagte sie schroff, »der Herr Baron erwartet Euch zum Essen.«
    Ich erhob mich, trocknete meine Tränen, zog die sauberen Kleider an, die Barberine für mich aus der Truhe genommen, und folgte der kleinen Hélix auf die Wendeltreppe. Auf der untersten Stufe, wo ihre Mutter sie nicht mehr hören konnte, wandte sie sich um, sah mich mit funkelnden Augen an und sagte leise, mit böser Stimme:
    »Schämst du dich nicht, du großer Tölpel, wie ein kleines Kind an der Brust eines alten Weibes zu plärren?«
    »Ein altes Weib!« sagte ich entrüstet. »Sprichst du so von deiner Mutter? Sie ist kaum älter als dreißig! Und wer hat dir erlaubt, mich einen Tölpel zu nennen?«
    »Ich nenne dich, wie ich will! Tölpel, wenn ich will! Memme, wenn ich will! Jämmerling, wenn ich will!«
    »Dann sollst du auch bekommen, was du willst!« sagte ich, wieder obenauf. Und ich verabfolgte ihr einen kräftigen Backenstreich auf jede Wange.
    »Mein Pierre!« schrie sie, weniger entsetzt ob der Schläge denn ob der Kälte in meinen Augen.
    »Dein Pierre ist nicht mehr dein Pierre«, sprach ich hoheitsvoll, »und denk nicht, daß ich heute nacht komme, du weißt schon wohin. Weder diese Nacht noch die folgenden.«
    Worauf ich ihr einen eisigen Rücken zukehrte und mit großen Schritten, ohne mich umzudrehen, in den

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