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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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wißt Ihr das nicht? Aber dank Euern großen Talenten hättet Ihr mir meine Sünden beinahe entlockt, entgegen meinem Willen …«
    In scharfem, militärischem Ton fuhr er fort:
    »Ich bin in Eile, meine Brüder. Fahrt fort, ich bitt’ Euch, den Verwundeten den Beistand Eurer Religion zu erteilen. Ich bewundereden Opfermut, der Euch veranlaßt hat, während der Pest die ganze Zeit in Sarlat zu bleiben, laßt mich Euch das im Augenblick des Abschieds sagen. Und das hier soll der Ausdruck meiner Wertschätzung sein«, fuhr er fort, einige Dukaten in die Hand des Älteren legend, »sofern Ihr den Obolus eines Ketzers annehmen wollt.«
    Der Kapuziner ließ die Dukaten in seiner Kutte verschwinden und meinte:
    »Gewiß sieht unsere Heilige Kirche einen Ketzer in Euch, aber was mich betrifft, so will ich Euch an Euern Werken messen (er lächelte) und aus Barmherzigkeit (er lächelte abermals) mutmaßen, daß Ihr ein Christ seid, der zwar von meinem Wege abgekommen ist, dem ich aber am Ende des Weges wieder begegnen werde.«
    »Diese Prophezeiung lasse ich gelten«, sprach mein Vater würdevoll.
    Und nachdem er beide gegrüßt hatte, ging er davon, einen Arm auf meine Schulter gelegt. Als wir etliche Klafter entfernt waren, sagte ich leise zu ihm:
    »Die Kapuziner waren im Haus von Madame de la Valade, und Forcalquier hockte an der Mauer desselben, als er Euch seine Bitten vortrug. Vielleicht haben die Mönche alles mit angehört? Ist das der Grund, weshalb Ihr ihnen die Dukaten zugesteckt?«
    »Es ist einer der Gründe«, erwiderte mein Vater mit einem Lächeln. »Der andere Grund ist: sie sind wirklich arm, sind wahrhaft barmherzig und aufopfernd und stehen beim Bistum gar wenig in Ansehen.«
    Auf dem Platz angelangt, wo unser Karren abgestellt war (mit den vier Toten unserer Unternehmung), rief mein Vater sogleich nach Cabusse und sprach zu ihm:
    »Sobald man uns die Pferde gebracht hat, werden wir uns – Puymartin, ich selbst, meine Söhne und Coulondre Eisenarm – in die Stadt zu den Konsuln begeben, die sich bisher nicht hervorgewagt haben. In unserer Abwesenheit führst du hier das Kommando, Cabusse, und beförderst die verwundeten Schurken ins Jenseits, allen voran Forcalquier. Wenn sich danach die Männer Campagnacs und Puymartins mit den Huren des Schlächterbarons vergnügen wollen, drückst du ein Auge zu. Aber paß auf, daß nicht unsere Leute es ihnen gleichtun. Dassage ich dir als Hugenott und als Arzt. Etliche dieser lüsternen Schönen sind von der neapolitanischen Krankheit befallen, ich habe es sofort gesehen. Ich weiß wohl, wie sehr es einen Mann, wenn er Leben genommen hat, danach verlangt, solches zu geben, was die Ursache ist für die Schändungen in den eroberten Städten. Du aber, Cabusse, hast ein schönes und liebenswertes Weib: drum siele dich nicht in Gefilden, darin ich nicht einmal mit meiner Stockspitze stochern würde, wie meine selige Ehegemahlin sagte.«
    »Amen!« sprach Cabusse und zupfte an seinem Schnurrbart. »Alles soll getan oder nicht getan werden, wie Ihr gesagt habt.«
    Die Konsuln, die sich mit dem Seneschall und Monsieur de la Porte im Stadthaus aufhielten, beglückwünschten meinen Vater und Puymartin überschwenglich zu ihrer edlen und mutigen Tat, versäumten jedoch nicht hinzuzufügen, daß die schwer betroffene Stadt sie niemals nach ihrem augenfälligen Verdienst würde belohnen können. Puymartin entgegnete, daß er sich mit dem Ruhm begnügen wolle, und mein Vater verneigte sich tief, ohne ein Wort zu sagen.
    Monsieur de la Porte wollte wissen, ob es Gefangene gebe.
    »Es gibt keine Gefangenen«, sagte mein Vater, »unsere Soldaten haben das Gesindel ins Jenseits befördert.«
    »Das ist ein Jammer«, meinte Monsieur de la Porte. »Wenn wir wenigstens einen einzigen Gefangenen hätten, könnten wir ihn der peinlichen Befragung unterziehen und von ihm erfahren, wo die fette Beute versteckt liegt, die der Schlächterbaron am Tor von Lendrevie den Leuten von Sarlat mit seinen Wegegeldern abgepreßt hat.«
    Ich blickte betroffen zu meinem Vater, aber er verzog keine Miene.
    »Wie kommt es«, fuhr Monsieur de la Porte fort, »daß von dieser schlimmen Bande kein einziger überlebt hat?«
    Mein Vater schwieg weiterhin, und Puymartin sagte mit gerunzelter Stirn:
    »Unsere Soldaten waren ob der Verluste, die sie erlitten, sehr aufgebracht gegen die Halunken.«
    »Ich verstehe«, sagte Monsieur de la Porte, doch seine Miene blieb umwölkt.
    Indessen machte auch er uns

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