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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Wort?«
    »Nun, so findet mir eines für meine derzeitige mißliche Lage: ich habe zwei Mann verloren, wo doch Heumahd und Ernte ins Haus stehen.«
    »Eine Zeit, zu zerreißen, und eine Zeit, zu nähen.«
    »Aber wie soll man nähen, wenn einem Faden und Stoff ermangeln? Und wie zwei Ackersleute finden, die armen Kerle zu ersetzen, wenn Hunger und Pest so viele junge Männer dahingerafft haben, daß in der ganzen Provinz kein einziger mehr ohne Arbeit ist?«
    »Das bereitet auch mir Kopfzerbrechen«, antwortete mein Vater, »zumal wir schon vorher sehr wenige auf Mespech waren.« (Mir fiel gleichwohl auf, daß er sich nicht erbot, Puymartin bei Heumahd und Ernte zu helfen, wie er es vielleicht einem hugenottischen Edelmann angetragen hätte.)
    Cabusse näherte sich dem Karren, wo mein Vater gerade den letzten Verwundeten versorgte. Mit seinem blutbefleckten Verband um den Kopf, dem stolzen Blick und dem zerzausten Bart sah er wie ein rechter Held aus und sprach zu meinem Vater in dem halb vertraulichen, halb respektvollen Ton, den er sich zu eigen gemacht:
    »Herr Baron, Forcalquier ist nur verwundet und möchte Euch unter vier Augen sprechen.«
    »Was will der Hundsfott von mir?«
    »Weiß ich nicht, aber er läßt nicht locker.«
    »Ich geh hin.«
    »Seid achtsam, Mespech«, meinte Puymartin. »Der Lump mag eine versteckte Waffe bei sich haben.«
    »Meine Söhne werden ihn durchsuchen.«
    Ich folgte also meinem Vater, ganz aufgeregt, desgleichen Samson; wohingegen François, gelangweilt und wie traumverloren, so tat, wie wenn er die Worte des Vaters nicht gehört hätte, und auf Puymartin zuging. Da dieser ein Vetter von Diane de Fontenac war, vermutete ich, daß er ihn über sie ausfragen wollte.
    Forcalquier hockte blutüberströmt an der Mauer des Hauses von Madame de la Valade, er war überall verletzt, nur die lebenswichtigen Organe waren unversehrt. Ich beugte mich zu ihm, hielt ihm die Pistole an die Schläfe, öffnete sein Wams (denn er trug keinen Harnisch) und durchsuchte es, ohne auf eine Waffe zu stoßen. Beide Arme hingen ihm schlaff am Körper herab. Als ich fertig war, heftete er seine hervorquellenden schwarzen Augen auf meinen Vater und sagte mit fester Stimme, ohne Atemnot:
    »Herr Baron, ich habe drei Bitten an Euch zu richten.«
    »Sprich, Verräter«, sagte mein Vater, der ein Klafter weit von ihm entfernt stand und ihn mit äußerster Kälte betrachtete.
    »In diesem Haus, vor dem ich sitze, halten sich die beiden Kapuziner versteckt, die ich aus ihrer Behausung vertrieben habe. Ich bitte darum, einen der beiden zu holen, damit er meine Beichte höre.«
    »Dein letztes Stündlein hat noch nicht geschlagen. Noch lange nicht.«
    »Freilich, aber das wird Gegenstand meiner dritten Bitte sein. Meine zweite lautet, Euern Soldaten nicht zu gestatten, meinen Laden und mein Haus zu plündern und das Geld zu rauben, das sie dort vielleicht finden. Es ist ehrlich verdientes Geld aus der Zeit, da ich ein ehrbarer Mann war; sie mögen es meiner Frau und meinen Kindern lassen.«
    »Gewährt«, sagte mein Vater. »Nun zu Punkt drei.«
    »Herr Baron, was werdet Ihr jetzt anderes mit mir beginnen,als mich an Monsieur de la Porte auszuliefern? Er sperrt mich dann ein, läßt mich verbinden, überantwortet mich der peinlichen Befragung, stellt mich vor Gericht und läßt mich zum Tode verurteilen. Man wird mir lebendigen Leibes den Bauch aufschlitzen, mich entmannen, vierteilen und aufhängen, sodann mir die Gliedmaßen und den Kopf abhacken. All das«, fügte er mit Ironie hinzu, »nicht ohne ein Quentchen Grausamkeit.«
    »Es steht dir wohl nicht an, Halunke, von Grausamkeit zu sprechen!« sagte mein Vater mit Entrüstung.
    »Halten zu Gnaden, Herr Baron, ich habe zwar getötet, aber nicht gefoltert. Die Jungfrau Maria hatte es mir verboten.«
    »Warum hat sie dir nicht auch verboten, deinesgleichen zu töten?«
    »Sie hat es nicht getan«, erwiderte der Schlächterbaron mit gelassener Unverfrorenheit. »Ich werde es dem Kapuziner zur Milderung meiner Verbrechen sagen.«
    »Was soll das Geschwätz?« rief mein Vater ungeduldig. »Und was willst du von mir, blutrünstiger Schurke?«
    Forcalquier senkte die Stimme:
    »Daß Ihr mir nach meiner Beichte den Dolch ins Herz stoßt und ein Ende mit mir macht.«
    »Nie und nimmer!« sagte mein Vater.
    »Aber gewiß doch!« entgegnete Forcalquier.
    Mit seinen listig funkelnden schwarzen Augen sah er meinen Vater an und sprach:
    »Herr Baron, die Stadt hat keinen roten

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