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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Heller und schuldet Euch bereits tausend Dukaten. Sie wird Euch für die Kosten, das Risiko und die Verluste, die Ihr getragen, niemals entschädigen können. Ich kann es.«
    »Du!«
    »Ich habe eine Beute von dreitausend Dukaten in dem Haus der Kapuziner so gut versteckt, daß Ihr sie ohne meine Hilfe niemals finden werdet, auch wenn Ihr hundert Jahre suchtet.«
    »Ich werde es bedenken«, sagte mein Vater kurz und kehrte ihm den Rücken.
    Während Samson und ich ihm dicht auf den Fersen blieben, eilte er mit großen Schritten zu unserem Karren zurück, nahm Puymartin beiseite und sagte ihm etwas ins Ohr.
    »Was haltet Ihr von diesem seltsamen Handel?« flüsterte er. »Ich bin gewiß kein Freund der barbarischen Foltern, die nachunseren Gesetzen erlaubt sind. Trotzdem möchte ich den Vorschlag ablehnen.«
    »Ich meine, man sollte ihn annehmen«, sagte Puymartin. »Wozu diesen Schurken auf öffentlichem Platz in Sarlat foltern? Das wäre ein Spaß fürs Volk und ein Kitzel für die jungen Damen, brächte mir aber keinen einzigen Sol in meine Kasse, die wegen der Dürre unglaublich leer geworden ist. Ich bin nicht so reich wie Ihr, Hugenott.«
    »Wir sind mitnichten reicher«, antwortete mein Vater mit einem Lächeln. »Wir geben nur weniger aus. Doch dieser Handel ist mir zuwider. Wenn es sich herumspräche …«
    »Wer soll es erfahren, wenn der Mann tot ist? Teilen wir die Beute in drei ungleiche Teile. Zwölfhundert für Euch, zwölfhundert für mich und sechshundert für Campagnac, denn er war nicht dabei und hat sich nicht der gleichen Gefahr ausgesetzt. Hat Euch je ein Dolchstoß so viel eingebracht, Mespech?«
    Mein Vater sträubte sich noch ein wenig, aber wie jemand, der sich am Ende überzeugen lassen will, denn im Gegensatz zu einem katholischen Gewissen durfte sein hugenottisches Gewissen in einer so heiklen Sache nur allmählich nachgeben.
    »Jungens«, sagte er, indem er Samson und mir einen Arm um die Schulter legte, »ihr werdet darüber schweigen wie das Grab. Es geht um die Ehre.«
    »Gewiß doch«, sagte ich, ziemlich verwirrt darüber, daß mein Vater in diesem Zusammenhang von »Ehre« sprach.
    »Ich für mein Teil«, meinte Samson mit einem tiefen Seufzer, »bin froh, daß der arme Kerl nicht in der beschriebenen Weise gefoltert wird.«
     
    Nachdem das Versteck entdeckt und die Beute sichergestellt war, rief mein Vater die beiden Kapuziner und bat sie, ihres Amtes zu walten. Während sie Forcalquier die Beichte abnahmen, begab er sich außer Hörweite, behielt jedoch das Gesicht des Schlächterbarons im Auge; als die Kapuziner fertig waren, trat er zu ihnen und sagte zu dem Älteren:
    »Mein Bruder, dieser Mann sieht so glücklich aus, wie wenn er im Augenblick seines Todes von den Engeln geradewegs ins Paradies getragen würde und einen Platz dicht neben Jesus Christus erhielte.«
    »Und neben der Jungfrau Maria«, sprach der Kapuziner nicht ohne Boshaftigkeit, »der er zu seinen Lebzeiten einen leidenschaftlichen Kult gewidmet hat.«
    »Ich weiß. Aber woher nimmt er diese Zuversicht? Wenn der Mensch durch seine Werke zum Heil gelangt, wie Eure Kirche lehrt, auf welche Werke kann sich da Forcalquier berufen? Auf seine Morde?«
    Der weißhaarige Kapuziner, der sehr dunkle und sehr lebhafte Augen hatte, sah meinen Vater an.
    »Gewiß: Forcalquier ist arm an guten Werken, aber er ist reich im Glauben. Und wie Ihr wißt, Herr Baron, geht die Gnade unerforschliche Wege.«
    »Das scheint mir auch so«, sagte mein Vater. Und als er schwieg, fuhr der Kapuziner fort:
    »Wird er denn sterben? Er sah mir recht munter aus, trotz seiner Verletzungen.«
    Mein Vater zuckte die Achseln.
    »Ist es nicht barmherziger, diese Strolche rasch ins Jenseits zu befördern, anstatt sie für Folter, Strang und Todesqualen zu verwahren?«
    »Gewiß«, sagte der Kapuziner mit einem bohrenden Blick auf meinen Vater, »so die
Barmherzigkeit
tatsächlich Euer Beweggrund ist.«
    »Die Barmherzigkeit ist einer meiner Beweggründe«, erwiderte mein Vater, und ich wußte nicht, ob ich seine buchstäbliche Wahrhaftigkeit bewundern sollte oder nicht.
    Der zweite Kapuziner, der sich bis dahin mit niedergeschlagenen Augen, beide Hände in den Ärmeln, bescheiden abseits gehalten hatte, hob nun den Kopf und fragte mit sanfter Stimme:
    »Und welches sind Eure anderen Beweggründe, Herr Baron?«
    Mein Vater stemmte beide Fäuste in die Hüften und lachte.
    »Holla, meine Brüder! Hugenotten unterziehen sich nicht der Ohrenbeichte,

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