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Fossil

Fossil

Titel: Fossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlín R. Kiernan
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hineingezogen hatte.
    Bevor der Moment vorüber war und Deacon die letzten glühenden Funken schlucken konnte, fragte sie ihn noch einmal, sein zorniger Gesichtsausdruck bewies ihr, dass es die richtige Frage war. Er zischte durch die zusammengebissenen Zähne, holte einmal Luft, wie ein Dämon, um damit gleich alles zu versengen. Dann endlich öffnete er langsam die Augen, Tränen entflohen ihnen und liefen über seine stoppeligen Wangen.
    «Glaubst du wirklich, das macht irgendeinen Unterschied?», fragte er.
    «Nein», sagte sie und zog ihn an sich, umarmte ihn, um ihn in ihrem Armkreis sicher und geborgen festzuhalten. «Nein, ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht.»
     
     
    Seit zwei Monaten versucht Sadie nun schon, einen Roman zu schreiben; keinen besonders guten Roman, das ist ihr schon klar, nein, da ist sie ganz sicher, aber etwas in ihr will heraus. Ganz egal, ob es jemals jemand lesen wird und dass sämtliche Seiten in einer Kiste landen werden, sobald ihr ein Ende eingefallen ist, und die Kiste unter ihrem Bett verschwindet oder im oberen Fach des Kleiderschranks, weil sie niemals vorhatte, das jemals jemanden sehen zu lassen. Sie ergeht sich nicht in Illusionen von Agenten und Verlegern, phantasiert sich kein Publikum.
    So wird wirklich ihr Buch daraus, und falls sie sich tatsächlich doch etwas vormacht, ist es die Vorstellung, dass das Schreiben dadurch reiner, echter wird, unbefleckt von dem, was die Leute vielleicht lesen oder nicht lesen wollen.
    Sie hackt alles in einen temperamentvollen alten Macintosh SE II, den sie in einem Müllcontainer hinter einer Buchhaltungsfirma in der Morris Avenue gefunden hat, ja, sie hat das Ding tatsächlich gefunden. Ohne Maus zwar, aber es war nicht schwierig, eine im Laden mitgehen zu lassen. So sitzt sie also im kalten, weißgrauen Licht des Computerbildschirms und hackt mit zwei Fingern auf die Tastatur ein, dem linken und rechten Zeigefinger, weil sie nie tippen gelernt hat, und der Mac summt, manchmal gibt er auch ohne ersichtlichen Grund verärgerte, unhöfliche Laute von sich wie R2D2. Er ist an einer Steckdose in Deacons Schlafzimmer angeschlossen, steht da auf dem Boden zwischen dem Bett und dem Stapel Science-Fiction-Romanen, die Deacon liest; und hier schreibt sie, im Schneidersitz über die Tastatur gekrümmt wie ein Geier, sodass Deacon sie immer wieder davor warnt, sie würde noch mit einem eingeklemmten Nerv oder Karpaltunnelsyndrom enden, irgendeinem Schreibtischtäter-Yuppie-Scheiß, falls sie den Mac nicht bald zum Küchentisch schleppt und sich beim Schreiben auf einen Stuhl setzt. Aber Deacons Küche riecht zu sehr nach Kühlschrank und dem uralten Gasherd, und da ist sie im Vergleich ganz zufrieden mit ihrem krausen Stück Teppich.
    Natürlich fehlt ein Drucker, also ist jedes Wort auf der Festplatte und einer blauen Diskette gespeichert, die sie auf Druck von Deacon bei Kinko’s gekauft hat. «Nur für den Fall der Fälle», sagte er, weil die Elektrik des Hauses schon bessere Tage gesehen hat, und wie zuverlässig ist außerdem eigentlich ein Computer aus der Mülltonne? Sie zwingt sich dazu, jeden Tag ein bis zwei Seiten zu schreiben, während Deke auf dem Bett liegt, Ben Bova oder Robert Heinlein liest und Billiggin oder -wein trinkt. Dazu das Klackern vom Tanz ihrer Finger auf der Plastiktastatur, langsam, unsicher. Sie formen eine Geschichte aus den wirren Gedanken und Halbgedanken in ihrem Kopf, erschaffen Welten und Leben, um sie wieder zu zerstören, setzen die Teile anschließend neu zusammen, und die Geschichte fühlt sich richtig an, so richtig, wie Sadie es hinbekommt.
    «Wann darf ich es lesen?», fragt Deacon sie einmal die Woche. Nach der Frage kann man die Uhr stellen, manchmal zuckt sie nur die Schultern, manchmal macht es sie wütend, und dann sagt sie, dass er es lesen kann, sobald er Kaiser der Chinesen ist. Jedes Mal tut Deke verletzt, immer wieder dieselbe gespielte tiefe Beleidigung. Ihr gefällt, wie er aussieht, wenn er gar nicht wirklich schlecht gelaunt ist.
    «Dann erzähl doch wenigstens mal, worum es geht.» Das sei ja noch viel schlimmer, als es einfach nur lesen zu wollen, hat sie ihm gesagt. Zu glauben, man könnte das, was sie gerade schreibt, zu einer bekömmlichen Zusammenfassung kondensieren, kommt einer Herabwürdigung gleich.
    «Das ist genau dein Problem», hat sie gesagt, «du musst immer alles unzulässig verkürzen. Solche Reduktionen funktionieren nicht.»
    «Holla, Mädchen, wo hast

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