Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
Vom Netzwerk:
aus!“
Ich grinste.
     
    „Danke für die Blumen. Wenn alles klappt, kann ich sogar
noch ohne Ausnahmegenehmigung Referendar werden und dann in den Schuldienst
gehen. Das will ich auch!“
     
    „Dann drück ich dir dafür die Daumen, mein Lieber! Aber
ich kann dich beruhigen! Ich hätte eher Probleme damit, wenn du 24 oder 25
wärst. Du könntest dann ja mein Sohn sein und von dem würde ich nichts wollen,
jedenfalls nichts Sexuelles!“
     
    „Dann hättest du ja früh angefangen!“ Er grinste mich
schelmisch an.
     
    „Ich war ja auch frühreif, wenn du das meinst!“ Ich
versuchte, ernsthaft zu bleiben.
     
    „Ich glaube dir fast alles, mein Lieber! Aber bisher
hatte ich nur Freunde, die jünger waren als ich. Vielleicht sollte ich es mal
mit einem Älteren versuchen?“ Er blickte mit tief in die Augen und wir küssten
uns erneut.
     
    Ich schaute auf dem Wohnzimmertisch, die Biergläser waren
leer. Ein Blick in den Kühlschrank brachte Ernüchterung, es war keine Flasche
mehr in gekühlter Form vorhanden. „Ich muss mal eben nach unten oder wir
steigen auf was anderes um! Kaltes Bier ist nicht mehr da!“
     
    „Besser nicht! Wenn wir jetzt wechseln, haben wir morgen
einen Schädel!“
     
    „Wo du Recht hast, hast du Recht! Ich geh dann mal!“
     
     
    Bei den Feiernden angekommen schaute mich Marvin, der
hinter dem selbst gebauten Tresen im Partykeller auf einem Hocker saß, mit
glänzenden Augen, aber dennoch leicht verwirrt, an. „Kontrolle?“
     
    „Müsst ihr den kontrolliert werden, mein Großer?“
     
    Er schüttelte den Kopf. „Nein! Bis jetzt sind keine
Ausfälle zu beklagen, naja, Jonas hat wohl zu schnell seine Würstchen
verschlungen, aber bis auf eine ins Klo gefallene Brille ist kein Schaden
entstanden.“ Er grinste.
     
    „Na, dann bin ich ja beruhigt! Gibst du mir bitte vier
Bier aus dem Kühlschrank.“ Meine Augen schweiften in die Runde, ich sah
feiernde Teenager, die Stimmung war ziemlich ausgelassen.
     
    „Willst du ihn besoffen machen?“
     
    „Nein, aber das Gespräch kann noch dauern. Er ist gerade
mit seinem normalen Lebenslauf durch und oben ist kein Bier mehr. Wir wollen
jetzt nicht auf was anderes umsteigen, zwecks Kopfschmerzvermeidung und …“
     
    „… unnötigen Gesprächsunterbrechungen. Ehe er dann wieder
in Fluss kommt! Versteh schon!“ Er hatte immer noch diesen verklärten Blick.
     
    „Aber mal was anderes! Kann es sein, dass du immer noch
zwei Gegenstände am Körper hast, die normalerweise nicht da sind?“ Ich griente
ihn an.
     
    „Äh! Woher weißt du?“ Er wurde verlegen, die leichte Röte
eines ertappten Sünders machte sich in seinem Gesicht breit.
     
    „Einmal dein glänzender Blick in den Augen und zum anderen
…“ Ich deutete auf seinem Schritt, das Paket war deutlich ausgebildet.
     
    „Oups! Ist mir noch gar nicht auch gefallen!“
     
    „Kein Wunder! Du bist den ganzen Abend ja auch nur
geschwebt!“
     
    „So auffällig?“
     
    „Für jemanden mit dem entsprechenden Radar? Ja! Für alle
anderen könnte man es mit der Überraschungsparty erklären. Aber du solltest
zumindest das Teil aus deinem Körper entfernen.“
     
    „Alles klar!“ Das Rot war zu einem Weiß geworden.
     
     
    Mit den Bieren machte ich mich auf den Weg zurück in die
Wohnung. „Bin wieder da!“
     
    „Was hat das so lange gedauert?“
     
    „Ich muss noch was mit Marvin klären. Aber unten ist
alles in Ordnung.“ Ich reichte ihm zwei Flaschen und verstaute die anderen
beiden Bierbehältnisse im Kühlschrank. Er hatte sie schon geöffnet und
eingeschenkt, als ich mich wieder zu ihm auf das Sofa setzte. Wir prosteten uns
zu und er rückte näher an mich heran. Er brauchte wohl körperliche Nähe und
Wärme.
    Was folgte, war der Abriss seines sexuellen Lebens. Ein
offizielles Coming-out hatte er bis jetzt nicht, seine Eltern seien tief
religiös und würden seine Lebens- und Liebesweise nie verstehen können,
geschweige denn akzeptieren. Sich in dem hauptsächlich russisch geprägten
Umfeld seiner Kindheit und Jugend als schwul zu offenbaren, hatte er nicht
gewagt.
    Man hätte zwar die üblichen Spiele gespielt, zeigst du
mir deinen, zeig ich dir meinen, wer wichst am schnellsten, wer spritzt am
weitesten. Aber wenn auch nur ein Wort nach außen gedrungen wäre, wäre man ein
toter Mann, ein Geächteter, ein Aussätziger, Abschaum. Die Angst vor
Repressalien, als Minderheit in der Minderheit, war zu groß, man duldete keine
Ausreißer in den

Weitere Kostenlose Bücher