Fotostudio Plange I (German Edition)
meinem Schenkel, löste Igor plötzlich seinen Gurt und fing an,
mit seiner Rechten an meinem Hosenstall zu spielen. Er wollte doch nicht? Seine
Hand wanderte tiefer in Richtung meiner Zuckerstange. Er wollte doch!
Nur mit Mühe und Not erreichte ich den nächsten
Parkplatz! Dort konnte er – ohne Unfallgefahr für uns beide – genüsslich an
meinen Riegel knabbern. Es dauerte nicht lange bis zu Eruption des kleinen
Stefan.
„Du Schuft! Dir werde ich es heimzahlen!“ Ich küsste ihn
und schmeckte meine eigene Sahne.
Allerdings verzichtete ich aus Zeitgründen auf eine
sofortige Revanche, wir hatten fast halb acht und Postel hatte nur 30 Minuten
auf.
So angenehm verspätet in der Innenstadt angekommen,
fanden wir nur mit Glück einen Parkplatz fast vor dem Laden, die Stadt war mehr
als voll, es war Weihnachtsmarkt! Kurz vor Toreschluss betraten wir dann das
Eckhaus, dass das älteste Bürofachgeschäft der Stadt beherbergte, von der
Heftklammer bis zum Vordruck für einen Mahnbescheid bekam man einfach alles.
Wir gingen durch einen kleinen Gang in den zweiten Teil
des Ladens, in dem Büromöbel aller Art ausgestellt waren. Alles eher teuer und
gediegen, für die Ewigkeit gemacht. Igor und ich schlenderten weiter durch die
Ausstellung. Bei einer Koje blieben wir stehen und blickten uns an, wir hatten
das Passende, was uns beiden gefiel, endlich gefunden. Eine Bürokombination aus
einem großem und einem etwas kleineren Schreibtisch, Aktenschränken,
Rollcontainern und allem, was das Herz begehrte. Aber der Preis! Die
Anschaffung des Traums aus Kirsche mit dunkelgrauen Einlegearbeiten würde das selbst
gesteckte Budget um mehr das Dreifache übersteigen.
Ein älterer Herr kam langsamen Schrittes auf uns zu und
fragte uns nach unseren Wünschen. Mein Schatz wollte schon loslegen, aber ich
packte ihn am Arm, er sollte sich zurückhalten. Den Alten kannte ich noch aus
meinen Zeiten als Gymnasiast hier in unserem Städtchen. Mein Vater und der alte
Postel waren Klassenkameraden gewesen und wir hatten vor Urzeiten mal ein
Kundenkonto hier. Sämtliche Schulhefte von Klaus und mir stammten aus diesem
Laden.
„Entschuldigen Sie die späte Störung. Ich hoffe, wir
halten sie nicht von ihrem wohlverdienten Feierabend ab, aber als
Selbstständiger kann man ja nicht immer so, wie man will.“
Der Alte lächelte mitleidig, zeigte aber ansonsten keine
Regung.
„Ich habe das Geschäft meines Vaters übernommen und
einiges umgebaut und modernisiert. Nun brauche eine neue Büroeinrichtung,
Schreibtisch, Regale …“
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Wenn das der Junior
hier auch mal gemacht hätte, … aber warum kommen sie zu uns? Wir sind doch
keine dieser billigen Discounter. Selbstständige haben doch nie Geld!“
„Das mag ja sein, aber mein Vater und ihr alter Chef
haben zusammen die Schulbank gedrückt und mein Bruder und ich, wir haben
sämtlichen Schulbedarf hier geholt. Wir hatten sogar ein Kundenkonto.“ Ich
schaute ihn an.
„Die Kundenkonten wurden Anfang der neunziger abgeschafft,
waren dem Junior, der damals noch Interesse am Fortbestand des Hauses hatte, zu
altmodisch. Dafür gab es diese neumodischen Karten. Wie war noch ihr Name?“
„Entschuldigen sie, ich habe mich gar nicht vorgestellt!
Stefan Plange vom Fotostudio Plange in der Ludwigstraße.“ Ich reichte ihm meine
Hand.
Man sah, dass er nachdachte. „Plange? Plange? Moment! …
Ah! Kundennummer 143543, Rechnung immer zum Quartalsende, auf Anordnung von
Herrn Postel persönlich! Hat er nicht bei jedem gemacht, selbst der alte
Oberbürgermeister musste monatlich zahlen.“
Ich blickte ihn erstaunt an und grinste. „Das wusste ich
auch nicht! Wir wurden besser behandelt als die hohe Politik!“
„Es gibt vieles, was die Jugend nicht weißt! Eigentlich
wollte ich ja nächsten Mai in Rente, aber nun muss ich zum Arbeitsamt, nach 25
Jahren als Prokurist hier bei Postel! Aber sprechen wir nicht von mir! Sind sie
denn fündig geworden?“
Ich deutete auf die Koje, er nickte zustimmend. „Eine
gute Wahl!“
„Aber der Preis! Wie es hier steht, kostet es ja über
4500.“ Ich stöhnte.
„Dazu gehören noch zwei weitere Regale und ein paar
andere Stücke, die sind aus Platzmangel nicht aufgebaut worden, sind aber im
Lager!“
Ich zuckte mit den Schultern. „Es wäre schön gewesen,
aber es hat leider nicht sollen sein!“
Er schmunzelte. „Junger Mann!
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