Fotostudio Plange I (German Edition)
wann?“
Ich schaute ihn an. „Seid wann wir ein Paar sind oder
seit wann schwul? Was möchtest du wissen?“
Er rieb sich die Stirn. „Äh, …“
„Ein Paar sind wir seit Marvin Geburtstag und schwul war
ich schon vor fünfzehn Jahren, also lange bevor ich bei euch gespielt oder als
Trainer angefangen habe. Stefan noch etwas länger, aber der ist ja auch älter
als ich!“ Das war der Punkt, an dem auch bei Herrn Münster der Groschen
gefallen war.
„Aber das geht doch nicht! Ihr könnt doch nicht … Stefan,
das geht nicht!“
„Clemens, was können wir nicht? Uns lieben? Schwul sein?
Igor ist mein Schatz und ich will mein Leben mit ihm teilen! Er ist zwar jünger
als ich, aber er steht mit beiden Beinen fest im Leben!“
Mein Russe warf mir einen Kuss zu. „Clemens! Es ist mir
egal, ob ich in der nächsten Saison noch Trainer bin oder nicht! Ich will
endlich zu mir und zu dem Leben, das ich bisher nur heimlich führen konnte und
verstecken musste, und besonders zu dem Mann, den ich liebe, stehen! So einfach
ist das!“
„Aber was wird Gudrun nur dazu sagen? Wie soll sie das
Heike und Cordula erklären?“
Nun verstand ich nur noch Bahnhof. Wer war Gudrun und was
sollte sie zu sagen haben? Wer waren die anderen Damen? „Clemens, sei mir bitte
nicht böse, aber du sprichst in Rätseln!“
„Gudrun ist meine Frau und die hat ihre geschiedene
Schwester Heike dazu überredet, bei der Weihnachtsfeier des Vereins nächste
Woche deine Tischdame zu spielen und ihre Tochter Cordula war für Igor
bestimmt!“ Er klang ziemlich resigniert.
Ich fing schallend an, laut zu lachen. „Das ist dein
ganzes Problem?“
Clemens zuckte mit den Schultern. „Du kennst meine Frau
nicht! Wenn die sich was in den Kopf gesetzt hat … sie wollte dich und ihre
Schwester verkuppeln! Dass sie endlich uns nicht mehr auf die Pelle rückt! Wir
führen quasi eine Ehe zu dritt, Heike ist immer dabei!“
Ich legte dem Jugendobmann meinen Arm um die Schulter.
„Tja, da hast du Pech gehabt. Aber den Spaß werden wir gerne mitmachen, oder
Igor?“
Mein Liebster nickte und grinste schelmisch. „Na klar!“
Der Torhütervater blickte mich an. „Das ist nett! Aber
ihr bringt mich trotzdem in Teufels Küche! Der erfolgreichste Jugendtrainer und
der beste Fotograf des Vereins ein Paar?“ Er schüttelte den Kopf. „Mir ist es
ja egal, was ihr macht! Ihr seid erwachsen und es ist eure Sache, aber das darf
nicht öffentlich werden. Denn wenn ihr fallt, falle ich mit!“
Igor und ich schauten uns an. „Wieso?“
„Jungs! Welches Licht wirft das auf mich? Ich lasse als
Jugendobmann die Kinder von einem Schwulen trainieren und als Vize alle
Mitglieder von einem Homo fotografieren? Nichts gegen euch, aber es ist ein
besseres Dorf, in dem wir leben, und ich will den Wasserball in dieser Stadt
wieder dahin bringen, wo er einmal war!“
„Dann machen wir das gemeinsam!“
„Wie denn? Dass ihr zusammenwohnt, ist doch wohl
offenkundig! Dann braucht man nur eins und eins zusammenzählen und man kommt
auf ein Paar! Allein beide Namen auf dem Klingelschild.“ Der Mann dachte zwar
altmodisch, aber durchaus auch praktisch!
„Clemens! Die Ludwigstraße 123 ist ein Mehrfamilienhaus,
das sieht jeder, der von der Haustür steht. Igor kriegt dann halt seinen
eigenen Briefkasten und seine eigene Schelle, wenn dich das besser schlafen
lässt! Für die Öffentlichkeit dürfte damit wohl klar sein, dass er da nur
wohnt!“ Was tut man nicht alles, um den Anschein zu wahren! Aber irgendwie
konnte ich seine abstrusen Gedankengänge nachvollziehen. Wenn ein überbesorgter
Vater diesbezüglich die Presse … Ich wagte gar nicht, an die Folgen zu denken!
Er nickte und sein Gesichtsausdruck entspannte sich, als
ich fortfuhr. „Ich glaube auch nicht, dass die Zeitung eine Homestory über Igor
bringen wird. So interessant ist mein Schatz ja nun auch wieder nicht,
jedenfalls für die große und breite Öffentlichkeit. Also ist das Wie erst
einmal uninteressant. Und es ist ja nur natürlich, dass ein gestandenes
Mannsbild wie mein Russe hier mit seinen mehr als 30 Lenzen und nach
erfolgreich absolviertem Studium nicht unbedingt bei Mama und Papa wieder
einziehen wird!“
Clemens nickte. „Aber was ist mit Marvin?“
„Der wird dichthalten!“ Ich legte soviel Vertrauen in
meine Stimme, wie ich konnte. Dass mein Neffe ebenfalls verzaubert ist, musste
ich ihm ja
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