Fotostudio Plange I (German Edition)
einmal das
Finanzielle.“ Ich steckte ihm sechs Fünfziger in die Hemdtasche.
„Das ist zu viel! Wir haben 200 ausgemacht!“ Er wollte
mir schon zwei Scheine wieder geben, aber ich hielt die Bewegung seiner Hand
mit meiner Rechten auf.
„Nimm es und, wenn ihr hier noch den Rest macht, gibt es
das Gleiche noch einmal. Ihr könnt es brauchen für die ersten drei
Monatsmieten, ich hätte nämlich eine Wohnung für euch!“
Servet hatte anscheinend nur Wohnung gehört und ließ den
Besen fallen, mit dem er immer noch beschäftigt war. Gürkan blickte mich
fragend an. „Du hast eine Wohnung für uns?“
„Hätte ich! Aber dazu gibt es einiges, was ihr wissen
müsst. Vorschlag! Ich stell die Sauna an und wir sprechen dann beim Schwitzen
weiter.“
„Einverstanden!“ Das erste Mal, dass sie unisono
sprachen.
Sie beeilten sich und keine halbe Stunde später saßen wir
zu dritt bei einer wohligen Temperatur von 80 °Celsius auf den Holzbänken
und ich berichte den beiden von der Möglichkeit, in Carstens Beinahe-Baustelle
einzuziehen. Sie waren begeistert.
Beim zweiten Gang waren zu viert, Marvin schwitzte mit.
Den dritten und letzten Gang machten wir zu fünft, mein Schatz war mittlerweile
wieder angekommen und fand uns weder in der Wohnung noch im Laden, aber er sah
dort das fertige Büro und konnte sich einiges zusammenreimen. Er vermutete mich
daher zumindest in der Sauna.
In gleicher Konstellation ging es dann zu Costas, es
wurde ein lustiger Abend, auch wenn Türken nur ungern bei einem Griechen essen.
Tja, lieber Leser, eine neue Freundschaft wurde geboren,
eine Alte erhielt einen Knacks und wieder sind viele Fragen noch offen. Aber wie
dem auch sei, ich glaube nicht, dass irgendeiner von euch an den Antworten ein
irgendgeartetes Interesse hat! Falls das nicht so sein sollte, bitte ich um
entsprechende Rückmeldung … *fg
Eierpunsch
Tja, lieber Leser, wie mache ich am besten weiter? Die
nächsten zwei Wochen wurden mörderisch, vieles lief durcheinander und parallel
gleichzeitig. Das Büro war eingebaut, Igors Umzug konnte also starten.
Pünktlich zum Fest der Liebe würde mein Schatz bei mir einziehen, ich freute
mich schon! Dank der hohen Bewerberanzahl für einen Wohnheimplatz kam er schon
zum Jahresende aus dem Mietvertrag für seinen Studentenappartment raus, sonst
hätte er ja bis Ende März warten müssen.
Unsere beiden neuen Freunde, Gürkan und sein Servet,
hatten nach einer Besichtigung von Carstens Eigentumswohnung, trotz der
baulichen Katastrophe, die in selbiger herrschte, den Mietvertrag
unterschrieben. Die Renovierungsarbeiten dort würden sofort nach Abschluss der
Arbeiten bei mir beginnen. Die beiden übernahmen, gegen Honorar versteht sich,
sämtliche Malerarbeiten in der Ludwigstraße. So schnell, wie sie allerdings
arbeiten wollten, konnten sie leider nicht vorgehen! Die Räume konnten nur
nacheinander bearbeitet werden, da der Inhalt der Zimmer ja mit umgeräumt
werden musste.
Als sich die beiden der Wandbekleidung des Lagerbüros
annahmen, fuhren Igor und ich zum blauen Riesen mit den gelben Buchstaben. Neue
Regale mussten her, sowohl für das Büro als auch für Igors Studierzimmer, denn
in Münster herrschten – aus Platzgründen – Einbauregale vor. Allerdings wurden
wir bei dem Schweden nicht fündig und auch in den nächsten beiden Möbelhäusern
hatten wir keinen großen Erfolg, wir würden also weiter suchen müssen. Wir
waren relativ genervt von dem erfolglosen Einkauf; Igor mehr als ich. „Lass uns
nach Hause fahren! Ich hab echt keine Lust mehr.“
Ich blickte in seine Augen, er hatte seinen Dackelblick
aufgelegt, ich konnte ihm nicht widerstehen. „Na dann zurück in die Heimat! Wir
können ja noch mal bei Postel schauen.“
„Du meinst den Büroladen neben dem Krankenhaus? Der ist
doch viel zu teuer, da kostet ja ein Husten schon einen Zehner!“ Er schüttelte
sich, allerdings eher erheitert.
„Ach Engel! Erstens kostet Schauen nichts und außerdem
haben die Räumungsverkauf. Postel gibt zum Jahresende auf, der Alte ist tot und
die Erben wollen den Laden nicht weiterführen, die wollen lieber Kohle!“ Auch
ich schüttelte mich, allerdings eher angewidert.
Wir bestiegen den Wagen und ich steuerte in Richtung
Autobahn. Leichter Regen hatte eingesetzt, kein typisches Dezemberwetter, dazu
war es viel zu warm. Auf der Autobahn, mein Schatz hatte seine linke Hand die
ganze Zeit auf
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