Fotostudio Plange I (German Edition)
Fahrzeugs, als mein Schatz mit
meinem Wagen auf den Garagenhof fuhr, irgendwie musste ich ja zurückkommen.
Igor steht aus und kam auf uns zu. Plötzlich bleib er wie
angewurzelt stehen: „Ne, das glaube ich jetzt nicht! Mumu! Du lebst noch! Das
ist dein Transporter? Du verrückter Maultiertreiber!“
Ich blickte von dem einen Mann zu meinem Mann. Mumu? Ein Spitzname,
logisch! Die Zwei kennen sich, aber die Frage nach dem Woher war noch nicht
beantwortet. Allein der Spitzname? Mumu! Wie kann einen Freund nur Mumu nennen?
Ich war gespannt auf die Auflösung.
Der Türke und der Russe gingen aufeinander zu und
umarmten sich. Nach einer Runde heftigen Schulterklopfens bemerkten die beiden
meine Anwesenheit und kamen auf mich zu.
„Schatz! Das ist Mumu, mein Banknachbar zu
Realschulzeiten! Murat, das ist Stefan, mein Freund und der Mann, mit dem ich
alt werden möchte!“ Aha, Murat wusste also, wie es um die sexuelle Ausrichtung
meines Geliebten bestellt war. War er vielleicht auch? Nett sah er ja aus, aber
es daran festmachen? Zu gewagt für eine schnelle Entscheidung, ob oder ob
nicht!
„Wie ich sehe, bist du also dabei geblieben! Hätte ich
mir gleich denken können, so wie du damals abgegangen bist! Hast ja nicht genug
kriegen können, wenn wir mal dabei waren.“
Sollte er etwa doch? Obwohl die Dämmerung schon längst
eingesetzt hatte, konnte ich erkennen, dass Igor rot geworden war. Jaja,
irgendwann kommen auch einmal die Jugendsünden heraus!
Mumu blickte mich an: „Rate mal, wer ihn damals
eingeritten hat?“
„Die Antwort ist doch wohl logisch, oder? Es war wohl
einer der hier Anwesenden, und da ich es nicht war und man das schlecht selber
machen kann, kannst nur du es gewesen sein! Aber wie kommst du an den Namen
Mumu?“ Ich lachte ihn an.
„Den hatte er seit der Siebten! Seit dem Besuch auf dem
Bauernhof!“ Igor mischte sich wieder in das Gespräch ein.
Ich war zwar jetzt etwas schlauer, aber ganz blickte ich
immer noch nicht durch. „Ihr habt es im Stall getrieben?“
Die Beiden lachten. „Nein, mein Engel, auf der
Klassenfahrt nach Husum machten wir einen Ausflug zu einem ziemlich großen
Milchbauern und waren beim Melken im Kuhstall. Murat meinte, so lang wie die
Euter wäre auch seiner, und er hat es uns am Abend dann auch gezeigt, es
stimmte fast. Seitdem hieß er bei uns nur noch Mumu, denn wie macht die Kuh?
Muh!“
Der Türke sah mich an, er erkannte wohl meinen rechnenden
Blick, denn in der siebten Klasse ist man ja erst 13, also etwas jung, um
aktive Biologie zu betreiben. „Naja, damals blieb es nur beim Zeigen, gespürt
hatte ihn erst später.“
„Und das mehr als einmal! Beglückst du heute eigentlich
immer noch deine Umwelt?“ Igor verdrehte die Augen.
Murat schaute sich etwas verängstigt um. Seine Stimme war
lauter als gedacht. „Lasst uns in der Garage ein Bier trinken und auf unser
Wiedersehen anstoßen!“
Wir folgten ihm, er öffnete einen Kühlschrank und reichte
uns die Bügelflaschen. Nach dem üblichen Plöpp stießen wir an und tranken erst
einmal. „Sorry, aber meine Frau und meine Schwiegereltern könnten uns hören und
die brauchen ja nicht alles zu wissen. Ein Mann braucht seine Geheimnisse! Aber
wie habt ihr Gürkan kennengelernt?“
Wusste er oder wusste er nicht? Ich entschied mich für
eine neutrale Version. „Ganz normal in einer Kneipe! Ich habe ein paar Freunden
von meinen Umbauplänen erzählt, er hat wohl zugehört und kam mit der
Problemlösung!“
„Dann war er wohl wieder mal im Casablanca! Da war ich
schon eine Ewigkeit nicht mehr! Wie lange bin ich jetzt verheiratet? Sechs
Jahre! Kurz vor der Hochzeit war ich das letzte Mal in dem Laden!“
„Und jetzt? Läuft gar nichts mehr?“ Igor war neugierig.
Murat schüttelte den Kopf. „Eigentlich bin ich solide
geworden, was soll man auch machen? Mit Frau und mittlerweile zwei Kindern? Ab
und an fahr ich mal in ein spezielles Hamam für Insider, aber auch nur äußerst
selten! Habt ihr schon mal mit Gürkan?“
„Nein, wir waren nach der Arbeit nur mal zusammen in der
Sauna schwitzen, aber mehr ist nicht gelaufen.“ Die Aussage entsprach ja auch der
Wahrheit. Außerdem hat er einen Freund, aber den ließ ich lieber unerwähnt. Ich
wusste nicht, ob er es wusste, dass Gürkan mittlerweile nicht mehr solo und
sein Geliebter ein Kurde war. In familiäre Angelegenheiten und nationale
Probleme anderer Staaten
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