Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
diese Aufgabe so ernst, als ginge es um das Titelblatt der Vogue.
Charlotte arbeitete nun seit knapp zwei Monaten für Dana und Eric. Die meisten Tage verliefen ereignislos. Sie kam eine halbe Stunde bevor Eric zum Training musste, und ging, wenn er wieder zurück war. Manchmal blieb sie auch etwas länger und trank noch ein Glas Wein mit den beiden. Besonders nach den letzten drei Spielen hatte es reichlich Gelegenheit zu feiern gegeben: Jeweils drei Punkte gegen Leverkusen und Hertha, immerhin ein Punkt gegen Hoffenheim.
Übermorgen würde Eric mit der Mannschaft Richtung Bremen fahren und Charlotte sich wieder für ein langes Wochenende bei Dana einrichten.
Sie hatte ihre Meinung über das Model revidiert. Zu Beginn hatte sie sie für eine oberflächliche, überkandidelte junge Frau gehalten, die vor allem vom Geld ihres Freundes lebte und sich nur für Klamotten und Schuhe interessierte. Politik, Wirtschaft, Weltgeschehen? Fehlanzeige. Charlotte hatte mehrmals versucht, ein tiefergreifendes Gespräch mit Dana zu führen – vergeblich. Doch ihren Job nahm Dana sehr ernst.
Mit der Zeit hatten sie dann zwei Themen gefunden, über die sie reden konnten. Das eine war Sport. Charlotte war zwar der Meinung, Sport war Mord, aber notgedrungen hielt sie sich fit durch regelmäßiges Training in einem Fitnessstudio. Sie rechnete nicht mit langen Verfolgungsjagden, aber ein Bodyguard sollte nun mal über eine gewisse Leistungsfähigkeit verfügen.
Dana hingegen lief morgens mit Eric mehrere Kilometer querfeldein, wenn er zu Hause war. Charlotte war dankbar, dass ihr diese Tortur erspart blieb. Dafür begleitete sie Dana regelmäßig in deren Fitnessstudio. Es war ein sehr exklusives Studio mit handverlesenen Mitgliedern und einem gesalzenen Beitrag. Doch so schrecklich Charlotte es dort auch fand, neben all den gut gebauten jungen Frauen in ihren modischen Outfits, so dankbar war sie auch für die Exklusivität, machte es doch ihren Job einfacher, auf Dana aufzupassen. Der Vorfall im Schuhgeschäft war nicht mehr erwähnt worden, aber Charlotte bemerkte durchaus, wie Dana zusammenzuckte, wenn es ein unbekanntes Geräusch gab oder ihr jemand zu nahe kam.
Das zweite Thema war überraschenderweise Kochen. Dana stand für ihr Leben gern in der Küche und probierte neue Rezepte aus, vor allem, wenn Eric nach einem Spiel wieder nach Hause kam. Sie zauberte die tollsten Gerichte auf den Tisch, aß selbst jedoch sehr wenig davon. Sie musste natürlich auf ihre Figur achten, immerhin war ihr Körper ihr Kapital. Auch Charlotte kochte gerne, wenn sie auch selten dazu kam. Zum Glück war Patrick Vegetarier, da fiel schon mal jede Menge Junkfood weg.
Inzwischen hatten sie mehrmals Sonntag- oder Montagabend zusammen in der Küche gestanden und etwas Leckeres gekocht. Beim Schnipseln von Gemüse hatte Dana Charlotte gefragt, ob sie nicht Du sagen könnten. »Wir verbringen so viel Zeit miteinander …« Charlotte hatte gerne zugestimmt, bedeutete es doch, dass Dana ihr vertraute. Dennoch – bisher hatte sie nichts Konkretes aus dem Model herausbekommen.
Im Gegenteil. Immer wenn es persönlich wurde, blockte Dana ab, indem sie eine Gegenfrage stellte. So hatte Charlotte von ihrer viel zu kurzen Ehe mit Franz erzählt, von seinem Tod während eines Einsatzes und von den Schwierigkeiten, als Polizistin und alleinerziehende Mutter durch den Alltag zu kommen.
»Du kannst stolz auf deinen Sohn sein«, sagte Dana.
»Das bin ich«, erwiderte Charlotte und warf die gehackten Zwiebeln in das heiße Öl. Es duftete verführerisch.
»Hast du nie wieder daran gedacht, noch einmal zu heiraten?«
Charlotte zögerte. Sollte sie der jungen Frau ihr ganzes Leben anvertrauen? Aber vielleicht gab sie dann ja endlich auch einmal etwas von sich preis.
»Ans Heiraten nicht«, erwiderte sie schließlich. »In Manchester war ich knapp sechs Jahre lang mit einem Mann zusammen und dachte, es könnte für ewig dauern.« Sie sah Dana an und lachte bitter. »Am Tag vor dem Umzug nach München sagte er mir, dass er seit Monaten eine andere habe und nicht mitkomme. Ich war so bescheuert.«
»Du hast es nicht gewusst?«, fragte Dana erstaunt.
Charlotte schüttelte den Kopf.
»Ich weiß immer, wann Eric eine Affäre hat«, sagte Dana leise.
Charlotte wusste, dass Eric ein Schwerenöter war, dennoch war sie schockiert. Zweimal war sie nach dem gemeinsamen Kochen zum Essen geblieben, doch sie hatte deutlich die Spannungen gespürt, die zwischen Eric und
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