Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
gefährlich werden?«, wollte Othmer wissen.
Timo sah den Moderator fragend an. »Was wollen Sie damit sagen?« Selbst in seinen Ohren klang die Frage gefährlich aggressiv.
Othmer hob abwehrend die Hände. »Nichts Konkretes. Es ist nur so: Ihr seid beide Stürmer, dazu kommt noch Eric Rasmussen, der heute das dritte Tor geschossen hat. Da kommt man schon auf den Gedanken: Sind nicht drei einer zu viel?«
»Das ist doch ausgemachter Blödsinn«, zischte Timo und stand auf. »Ich lass mich doch nicht von so einem Jungspund verdrängen.«
Markus Othmer sprang auf und versuchte, Timo zu besänftigen. »Tut mir leid, ich wollte Sie keinesfalls angreifen. Mich hätte einfach nur Ihre Meinung dazu interessiert. Und die Zuschauer wüssten das sicher auch gerne.«
Timo atmete tief durch und schloss beide Hände mehrmals zur Faust. Dann nahm er wieder Platz. »Tut mir leid«, sagte er, auch zum Publikum gewandt. »Wir sind alle etwas angespannt.«
»Ist ja kein Wunder«, warf der Moderator ein. »Seit Wochen kämpft ihr darum, nicht abzusteigen.« Wieder warf er einen Blick auf seine Karten.
Als wenn er nicht wüsste, was er als Nächstes fragen will , dachte Timo.
»Ich will trotzdem noch einmal auf den jungen Mägerlein zu sprechen kommen. Ist es für einen Trainer nicht gut, drei solche Eisen im Feuer zu haben: Sie, Rasmussen und Mägerlein? Selbst wenn einer ausfällt, so wie Sie ja leider bei den letzten drei Spielen, habt ihr immer noch zwei Klassestürmer, um die euch so manche Mannschaft beneidet.«
Es geht ums Team, nicht um dich! Das hatte ihm der Pressechef vor der Sendung noch eingetrichtert.
»Natürlich ist es gut, wenn der Trainer auf mehrere gute Leute zurückgreifen kann«, sagte Timo artig. »Aber man will ja selbst auch spielen, nicht nur auf der Bank sitzen.«
»Verständlich«, erwiderte Othmer. »Manche Spieler sind eine halbe Saison verletzt. Sie haben jetzt gerade mal bei drei Spielen gefehlt. Ist es so schlimm, nicht spielen zu dürfen?«
»Na hören Sie mal! Wie wäre das, wenn Sie nicht moderieren dürften?«, warf Timo dem Moderator entgegen.
»Da ist was dran«, meinte Markus Othmer und lachte. »Obwohl – wenn sie mir das Gehalt weiterzahlen …«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich nichts tue und trotzdem Geld dafür kassiere?« Timo war wieder aufgesprungen und stand breitbeinig auf der Bühne.
Othmer stand erneut auf und versuchte, Timo zu besänftigen. Doch der hatte sich jetzt in Rage geredet. »Ich habe es satt, ständig mit einem dahergelaufenen Bürschchen wie Harry Mägerlein verglichen zu werden. Er ist gerade mal 19 Jahre jung, er hat doch keine Ahnung, was da draußen gespielt wird.«
»Dafür schießt er aber ziemlich viele und gute Tore«, wagte Othmer einzuwerfen.
»Ach ja?«, rief Timo. »Das heute war vor allem Glück, weil die Leverkusener Abwehr nicht gut stand. Es war vor allem Glück.«
»Klar, Glück gehört auch dazu, aber wie er das erste Tor reingemacht hat, das war schon klasse. – Um nicht zu sagen: weltklasse.«
»Pah«, machte Timo.
»Haben Sie Angst um Ihren Stammplatz?«, provozierte Othmer ihn.
»Ich habe keine Angst!«, schrie Timo und trat auf den Moderator zu. Was erlaubte der sich? Der hatte doch keine Ahnung!
»Beruhigen Sie sich, Timo, keiner will Ihnen was«, sagte Othmer mit ruhiger Stimme.
Doch Timo wollte sich nicht mehr beruhigen lassen. Er schaute kurz ins Publikum. Da – grinste da nicht einer höhnisch? Und da – saß da nicht sogar dieser nervige Jungspund selbst?
Für einen Moment setzte Timos Wahrnehmung aus. Egal, wohin er auch blickte – Harry saß da und grinste ihn frech an.
»Das ist doch …«, flüsterte er und rannte aus dem Studio. Er verfing sich in einem Kabel, stolperte und flog gegen einen Scheinwerfer. Wütend attackierte er das Gerät und verbrannte sich die Hand. Das wiederum machte ihn so rasend, dass er zwei weitere Scheinwerfer, die nicht zum Einsatz gekommen waren, umwarf. Es brauchte drei Sicherheitsleute, um ihn zu überwältigen. Timo hörte noch Othmers Stimme: »… bedauern diesen Vorfall. Wir zeigen Ihnen jetzt …«, dann schloss sich die Tür des Studios hinter ihm.
Scheiße , dachte er später, wieder bei klarerem Verstand. Das ist blöd gelaufen.
VI
C harlotte musste zugeben, dass Dana hochprofessionell war, wenn es um ihren Job ging. Zwei Tage zuvor war ein Auftrag für ein Fotoshooting in Forchheim gekommen. Es handelte sich nur um Fotos für einen billigen Prospekt, aber Dana nahm
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