Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
sie nicht an sich herangelassen.
Hing der Anschlag auf Dana mit dem Anschlag von damals zusammen? Es war sieben Jahre her, das war eine lange Zeit für einen Rachefeldzug. Es war eher unwahrscheinlich.
Charlotte recherchierte weiter und fand heraus, dass Dana ihren Namen kurz nach dem Anschlag geändert hatte. Es war nur zu verständlich, dass sie nicht mehr damit in Verbindung gebracht werden wollte. Außerdem war Dana Reed natürlich für eine internationale Karriere wesentlich besser geeignet.
Eher aus Langeweile suchte Charlotte noch nach weiteren Bildern. Da gab es Dana auf diversen Katalogcovern, Dana bei Empfängen, Dana auf dem Laufsteg, Dana mit Eric. Und Dana mit Timo Hartmann.
Charlotte wurde stutzig. Eric hatte Timo häufiger erwähnt und meistens war er nicht gut auf ihn zu sprechen gewesen. Einmal hätten er und Dana deswegen sogar beinahe einen handfesten Streit begonnen.
Charlotte gab die Namen Timos und Danas in die Suchmaschine ein und stieß schnell auf die Lösung: Bevor Dana mit Eric zusammenkam, hatte sie eine kurze, aber heftige Affäre mit Timo Hartmann. Der Stürmer war für seine Wutausbrüche bekannt, und die Klatschpresse hatte sich genüsslich über diverse Streitereien der beiden ausgelassen.
Charlotte lehnte sich zurück. War Timo auf Eric eifersüchtig? Es wäre zumindest ein handfestes Motiv. Aber wieso sollte er dann Dana töten und nicht Eric? Doch eine Verwechslung? Obwohl Charlotte nicht daran glaubte, war es eine Möglichkeit. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto logischer erschien sie ihr.
Sie griff zum Telefon und rief Wallner an. Es war eine weitere Spur, die die Polizei verfolgen musste.
»Cramer«, bellte es in den Hörer.
Charlotte unterdrückte den Reflex aufzulegen, sagte stattdessen: »Hallo, Herr Cramer, hier ist Charlotte Braun. Ich hätte gern Herrn Wallner gesprochen.«
»Der ist nicht da«, schnarrte Cramer und es klang, als freue er sich darüber. »Sie müssen schon mit mir vorliebnehmen.«
Charlotte verdrehte die Augen. So ein Idiot! Sie atmete tief durch, sagte dann: »Mir ist noch etwas eingefallen. Dana hat erwähnt, dass sie vor ihrer Beziehung zu Eric Rasmussen mit dessen Kollegen Timo Hartmann zusammen war. Es war nur eine kurze Affäre, aber sie muss sehr heftig gewesen sein.«
Cramer lachte. »Gute Frau, das wissen wir längst«, sagte er. »Glauben Sie, wir beherrschen unseren Job nicht?« Charlotte wollte verneinen, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Das Ziel war Eric Rasmussen, davon können Sie ausgehen. Die Frau war nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.«
Charlotte schnappte nach Luft. Das war doch lächerlich! Eric als Ziel der Paketbombe? Das machte absolut keinen Sinn! Aber so schnell wollte sie nicht aufgeben.
»Hartmann gilt als aggressiv, auch außerhalb des Fußballplatzes«, sagte sie eine Spur zu wütend. »Vielleicht hatte er noch eine Rechnung mit der ehemaligen Geliebten offen …«
»Quatsch«, kanzelte Cramer sie ab. »Lassen Sie uns mal unsere Arbeit tun und mischen Sie sich nicht ein. Es ist ja nicht unser erster Mordfall. Auf Wiederhören.«
Bevor Charlotte noch etwas erwidern konnte, hatte er aufgelegt. Wütend und frustriert starrte sie den Hörer an. Sie war nicht dazugekommen, den Anschlag von 2003 zu erwähnen. »Soll es der feine Herr doch selbst rausfinden«, giftete sie.
X
E inen Tag lang kämpfte Charlotte mit sich. Es war nun mal nicht ihre Aufgabe, den Mord an Dana aufzuklären. Andererseits hätte es sehr gut auch sie selbst treffen können – war es da nicht ihr gutes Recht zu wissen, wer hinter dem Anschlag steckte?
Sie versuchte einige Male, Wallner anzurufen, erreichte aber immer nur seine Kollegen. Zum Glück nicht mehr Cramer. Sie hätte nicht gewusst, ob sie ihm nicht doch einen Schimpfnamen entgegengerufen hätte.
»Ihr könnt mich alle mal«, sagte sie zum Telefonhörer, nachdem sie Wallner wieder nicht erreicht hatte, und schnappte kurzentschlossen ihre Tasche. Wo könnte sie Timo Hartmann finden? Ein guter Anfang war sicher das Club-Gelände. Dort würde sie vielleicht auch ihren Sohn treffen. Patrick hatte ihr gesagt, dass er beim letzten Training zusehen wollte, bevor die Mannschaft in ihr Quartier fuhr. Inzwischen kannte ihn jeder auf dem Club-Gelände und duldete ihn auch bei einem nicht öffentlichen Training. Charlotte war es zwar nicht recht, andererseits wusste sie wenigstens, wo Patrick sich herumtrieb. Und besser auf dem Fußballplatz als in irgendwelchen
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