Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
weggelockt worden, der Täter hatte Zugang zu Haus und Wohnung gehabt. Und da sollte er den Fehler begehen und das falsche Opfer erwischen? Nein, das machte absolut keinen Sinn.
Klar war hingegen, dass der Täter in der unmittelbaren Umgebung gewesen sein musste. Zwischen Erics Weggang und ihrer Ankunft lagen nicht einmal zehn Minuten. Der Täter musste gewusst haben, dass sie später kam. Hatte er das Telefon angezapft?
Charlotte seufzte. Es war nicht ihre Aufgabe, den Fall zu lösen. Dieser schreckliche Cramer hatte ihr ja unmissverständlich klar gemacht, dass sie die Finger davon lassen sollte. Der Typ erinnerte sie nur allzu deutlich an Leopold, den personifizierten Albtraum aus München. Und dann hieß er selbst auch Leo mit Vornamen! Ein schlechtes Omen!
Nein, sie würde sich nicht in die Angelegenheiten der Kripo einmischen. Sie musste sich um einen neuen Job bemühen.
Miller hatte ihr gesagt, dass sie den Lohn für den Monat April behalten durfte, Rasmussen habe kein Geld zurückgewollt. Das gab ihr zumindest ein paar Wochen Aufschub. Der Anschlag auf Dana war natürlich nicht die beste Werbung für sie, dennoch hoffte Charlotte, Miller würde ihr einen neuen Job anbieten. Die Nürnberger Kripo war definitiv keine Alternative!
Mittwochmorgen, Patrick schlief noch, klingelte das Telefon. Sie hob ab. »Braun.«
»Hallo Frau Braun, wie geht es Ihnen?« Wallners Stimme.
»Danke der Nachfrage, es geht.« Charlotte wollte höflich, aber distanziert bleiben. Doch dann packte sie die Neugier. »Gibt es etwas Neues?«, fragte sie.
»Nein, leider nicht. Wir haben Agata befragt, aber sie hat ein wasserdichtes Alibi. Auch die Nachbarin aus dem Erdgeschoss kommt nicht in Frage. Sie wissen ja sicher, dass sie seit Wochen verreist ist.«
Charlotte bejahte. »Eventuell jemand vom Hausmeisterdienst, der sich um die Wohnung kümmert?«
»Da sind wir dran, aber ich glaube das nicht«, sagte Wallner. »Sie hätten wirklich auf der Lauer liegen müssen.«
»Wurde im Telefon oder sonst wo eine Wanze gefunden?«, wollte Charlotte wissen. »Der Täter muss gewusst haben, dass ich spät dran bin.«
»Ich weiß nichts davon, ruf aber gleich mal die KT an«, erwiderte Wallner. »Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
»Was ist mit Eric Rasmussen? Zählt er noch zu den Verdächtigen?«
»Sagen wir mal so: Er ist nicht mehr unser Hauptverdächtiger«, sagte Wallner. »Als er von der Bombe erfuhr, ist er komplett zusammengebrochen. So etwas kann man nicht spielen. Außerdem hat er ein Alibi für die Tatzeit. – Er könnte natürlich jemanden engagiert haben. Leo, also mein Chef, hat ihn noch nicht von der Liste gestrichen.«
»Ich bin sicher, er ist es nicht«, versicherte Charlotte. »Ich zermartere mir täglich und auch nachts das Gehirn, aber mir fällt einfach nichts ein.«
»Was hat Dana Ihnen gegenüber erwähnt?«
»Leider gar nichts, was helfen könnte. Sie erwähnte nur ein Mal diese Person, die angeblich in der Wohnung war und sagte, sie sei das Opfer. Aber ich habe keinen Hinweis darauf, aus welcher Ecke der Täter stammen könnte.«
»Eine eifersüchtige Kollegin?«, schlug Wallner vor.
»Daran habe ich auch schon gedacht«, stimmte Charlotte zu. »Aber eine Paketbombe ist untypisch für eine Frau. Sie würde doch eher Säure verwenden oder Gift. Der Klassiker halt.«
Sie lachten leise. Schade, dass Wallner nicht das Sagen hat , dachte Charlotte. Mit ihm wäre die Zusammenarbeit sicher nicht schlecht.
»Davon abgesehen«, spann Charlotte den Faden weiter, »war Dana ja kein Topmodel. Sie machte hauptsächlich Fotos für Kataloge. Zwischendurch lief sie mal auf einer kleineren Modenschau, aber hauptsächlich waren es Katalogfotos. Soweit ich weiß, war sie dick bei Quelle drin, aber die sind ja nun pleite.«
»Klingt nicht nach etwas, worauf man neidisch sein müsste.«
»Nein, ihre besten Zeiten waren als sie 15, 16 war«, sagte Charlotte.
»Sind Ihnen irgendwelche seltsamen Leute aufgefallen?« Wallner ließ nicht locker. »Tut mir leid, wenn ich so hartnäckig frage, ich weiß, Sie sind ein Profi. Aber uns fehlt momentan jeglicher Anhaltspunkt.«
»Nein, es ist Ihr gutes Recht«, widersprach Charlotte. »Und wenn man darüber redet, fällt einem oft etwas ein, woran man vorher nicht gedacht hatte.« Sie rief sich noch einmal das Haus und die Wohnung vors geistige Auge. Nein, sie hatte alles mitgeteilt. Obwohl …
»Ich weiß nicht, ob es eine Bedeutung hat, aber …«
»Was?« Wallners Stimme klang
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