Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
nicht sofort zur Seite fuhren, als sie mit Blaulicht und Martinshorn ankamen. Mehr als einmal schrammte er nur knapp an einer Karambolage vorbei. Wallner verkniff sich jeglichen Kommentar.
Die Einsatzfahrzeuge kamen aus allen Himmelsrichtungen. Cramer hielt mit quietschenden Reifen an und sprang zeitgleich mit Wallner aus dem Fahrzeug.
»Wo?«, fragte er einen jungen Polizisten, der vergeblich versuchte, ein paar neugierige Fußgänger fernzuhalten. Er zeigte hinter sich, zum Eingang Nord-West. »Beim Morlock-Denkmal.«
»Verletzte?«, wollte Cramer wissen und lief los.
Der Polizist schüttelte den Kopf. »Nein, keine Verletzten.«
Wallner rannte hinter Cramer her, zeigte am Tor seinen Ausweis. Man wollte ihnen den Weg zum Tatort zeigen, aber Cramer kannte sich natürlich aus. Gegenüber vom Morlock-Denkmal standen sieben Fahnenstangen, beflaggt mit schwarz-roten Club-Fahnen; in der Nähe steckten vier Männer die Köpfe zusammen und starrten auf einen dunklen Haufen, der zwischen ihnen auf dem Boden lag.
Leo begrüßte Peter Aumann vom LKA, alle stellten sich kurz vor.
»Was ist das?«, fragte Cramer und deutete auf die verkohlte Masse.
»Mehrheitlich Papier und Karton«, sagte Aumann.
»Keine Verletzten?«, fragte Wallner zur Sicherheit noch einmal.
Aumann bestätigte. »Keine Verletzten. Es hätte aber sowieso nicht viel passieren können. Selbst ein Feuerwerkskörper hätte mehr angerichtet.«
»Habt ihr schon einen Verdacht?«, wollte Cramer wissen.
Aumann schüttelte den Kopf. »Nein, bisher nicht. Wir vermuten eher einen Dummejungenstreich dahinter.« Er zeigte zum nahen Zaun. »Jeder hätte hier etwas drüberwerfen können.«
»Da hat einer was gegen den Club, dünkt mir«, knurrte Cramer.
»Sieht so aus«, bestätigte Aumann. »Es könnte einen Zusammenhang zur Paketbombe geben. Wollt ihr ermitteln?«
Cramer nickte und wollte etwas erwidern, als ein grauhaariger Mann hinter ihnen auftauchte. »Können wir das Spiel abhalten?«
»Hallo Franz«, sagte Cramer und ging zu ihm. »Gib mir ein paar Minuten Zeit, dann sag ich dir Bescheid.«
»Der Präsident«, sagte einer von Aumanns Kollegen ehrfürchtig.
Wallner fragte sich, woher Cramer den Club-Präsidenten kannte. Aber Cramer war seit über 50 Jahren Mitglied beim 1. FCN, da war es klar, dass er den Präsidenten kannte.
Leo kam zurück und sah Aumann fragend an. »Was meinst du? Kann das Spiel heute Abend stattfinden?«
Aumann schüttelte sofort den Kopf. »Auf keinen Fall. Auch wenn das hier …«, er deutete auf den Boden, »… harmlos war, heißt das noch lange nicht, dass nicht noch was nachkommt.« Er sah sich um und lauschte kurz. »Die Hunde müssten jeden Moment eintreffen. Dann kämmen wir jeden Millimeter durch. – Aber selbst wenn wir nichts finden, sind wir noch nicht auf der sicheren Seite.« Er schaute Cramer ernst an. »Wir können kein Risiko eingehen.«
Leo nickte nur. Er wandte sich ab und ging zum Präsidenten zurück. Wallner konnte nicht verstehen, was die beiden beredeten, aber an der Miene des Präsidenten war klar zu sehen, dass ihm die Botschaft nicht gefiel. Noch während die beiden heftig gestikulierend miteinander sprachen, kam ein Mann in Anzug und Krawatte angelaufen. In der rechten Hand schwenkte er ein weißes Stück Papier.
Als Aumann sich in Bewegung setzte, folgte Wallner.
»Eine Forderung«, sagte der Anzugträger.
»Hallo Martin«, sagte Cramer zu ihm, und Wallner fragte sich, wer das nun wieder sei. Doch er wurde nicht darüber aufgeklärt, vielmehr las Cramer die Nachricht, die auf dem Zettel stand, vor: »Lasst Harry Mägerlein spielen und der Club bleibt in der 1. Liga. Harry ist der einzig wahre Stürmer des Club.«
»Kann das mit der Bombe zusammenhängen?«, wollte der Präsident wissen.
Cramer und Aumann zuckten gleichzeitig die Achseln. »Schon möglich«, sagte Aumann. »Aber sicher sagen können wir es nicht.«
Wallner nahm dem Mann namens Martin den Zettel ab und steckte ihn in eine Plastikhülle. Er winkte eine Polizistin zu sich und gab ihr den Auftrag, den Zettel sofort ins Labor zu bringen. »Ich will noch heute ein Ergebnis«, rief er ihr hinterher. »Und es ist mir egal, dass Freitagnachmittag ist.« Ich klinge schon wie Leo , dachte er zynisch.
»Was sollen wir tun?«, wollte der Präsident wissen.
Der Mann namens Martin schaltete sich ein. »Ich rufe die Wolfsburger an und sag ihnen, dass das Spiel heute ausfallen muss. Den DFB benachrichtige ich auch. Dann die Presse
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