Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
Frau lächelte dankbar. Als ihr Begleiter nach ihrer Hand greifen wollte, zog sie sie weg. Miriam hatte wohl recht: Das würde nichts werden mit den beiden.
Wallner wandte sich wieder dem Brunnen und der Leiche zu. Der Tote war mit Jeans und Hemd bekleidet, eine Jacke war nicht zu sehen. Der rechte Fuß steckte in einem abgewetzten Lederschuh, der linke Schuh fehlte. Wallner blickte sich suchend um.
Miriam kam zurück. »Die beiden sind fix und fertig«, sagte sie.
»Leo würde sagen: Ein Toter am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen«, feixte Wallner. Dann wurde er ernst. »Hast du einen herrenlosen Schuh gesehen?« Er zeigte auf den schuhlosen Fuß der Leiche.
Miriam schüttelte den Kopf. »Ich mach mich gleich mit Sabrina auf die Suche«, sagte sie.
»Egal, ob er schon tot war oder nicht – der Täter muss groß und kräftig sein«, sagte Wallner. Der Schiedsrichter war zwar kein großer Mann, dennoch musste es erhebliche Kraft gekostet haben, ihn über das Gitter in den Brunnen zu hieven.
»Oder sie waren zu zweit«, warf Miriam ein.
»Könnte sein«, stimmte Wallner zu, obwohl er es nicht glaubte. Das war die typische Tat eines Einzeltäters, der der Welt etwas mitteilen wollte. Wallner wandte sich zu Miriam. »Wir sollten versuchen, die Presse so lange wie möglich rauszuhalten.« Er sah sich um. »Wo steckt Leo eigentlich?«
»Er wollte telefonieren«, erwiderte Miriam.
»Und dazu muss er verschwinden?«
»Sein Handy war kaputt oder der Akku leer. Irgendsowas. Ich geh dann mal den Schuh suchen.«
Wallner runzelte die Stirn. Sicher hatte Leo wieder eine Sonderaktion im Sinn. Die Kollegen der KT trafen ein.
»Können sich die Typen nicht mal eine bessere Uhrzeit ausdenken?«, brummte einer.
»Ist doch wieder typisch – mitten in der Nacht«, entgegnete ein anderer, auch nicht besser gelaunt.
»Ich organisiere uns eine Runde Kaffee«, rief Wallner. Zu Marius sagte er: »Ruf mich an, wenn Leo auftaucht.«
Es dauerte eine Weile, bis Wallner einen Laden fand, der um diese Uhrzeit schon besetzt war. Er musste den jungen Mann mit all seiner polizeilichen Überzeugungskraft überreden, ihm zehn Kaffees aufzubrühen. Dafür gab er großzügig Trinkgeld.
Als er mit den Bechern Kaffee zum Tatort zurückging, vibrierte sein Handy, doch er hatte beide Hände voll. Von weitem hörte er Leos Stimme. Ist ja klar, dass er kommt, wenn ich nicht da bin , dachte er. Doch die Lobeshymnen der Kollegen, die sich auf den Kaffee stürzten, entschädigten ihn dafür. Es blieb sogar noch einer übrig, den Wallner Leo anbot. Der schüttelte jedoch den Kopf.
»Ich habe das Club-Präsidium verständigt. Auf die kommt eine Lawine zu«, sagte er.
Wallner fand es nicht in Ordnung, dass Leo wieder mal eine Extrawurst hatte, aber es half auch nichts, wenn er jetzt widersprach. Deshalb zuckte er nur die Achseln. Er hatte auf jeden Fall ein reines Gewissen.
Dr. Fischer trat auf sie zu. »Ich vermute, er wurde mit der Paketschnur erdrosselt. Todeszeitpunkt vor circa vier Stunden. Wie immer plus minus. Oberflächlich betrachtet, sind keine weiteren Verletzungen zu sehen. Mehr nach der Obduktion, wie ihr wisst.«
»Wann?«, knurrte Cramer.
»Ich hab noch zwei Leichen auf dem Tisch, also frühestens am späten Nachmittag«, sagte Fischer fröhlich. »Bis später.«
»Dass du immer so gute Laune haben musst«, brummte Cramer.
Dr. Fischer lachte. »Was hilft’s, wenn man als Miesepeter durchs Leben geht?«, fragte er, aber Cramer hörte schon nicht mehr hin.
Wallner verkniff sich ein Grinsen.
Die Lorenzkirche schlug zweimal, es war gerade mal halb acht. Wallner schaute zur Burg hinüber, die majestätisch über der Altstadt thronte. Früher, im Mittelalter, war der Blick sicher nicht so verbaut gewesen wie heute. Er wandte sich ab.
Inzwischen standen einige Neugierige um die Absperrung herum und behinderten die Männer von der Bestattung, die Leiche abzutransportieren. Wallner entdeckte auch ein paar Leute von der örtlichen Presse. Er fragte sich, warum sich ein Mord immer so schnell herumsprach. Vor allem, wie.
»Was sagen wir der Presse?«, fragte er seinen Chef.
»Nichts, wie immer«, kam die Antwort. »Lass das unsere Leute übernehmen.«
Zehn Minuten später gab Cramer das Kommando zum Aufbruch. »Die KT macht den Rest, wir werden hier nicht mehr gebraucht.«
Cramer ging Richtung Lorenzer Straße, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Wallner hatte sein Auto der Einfachheit halber gleich im Präsidium abgestellt und ging
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