Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
folgerichtig.
»Aber sein Platz im Team ist nicht gefährdet«, widersprach Charlotte. Doch dann fiel ihr ein, was Eric zu ihr gesagt hatte: »Wenn der Club absteigt, bin ich weg vom Fenster.« War das wirklich ein Motiv für ein manipuliertes Auto? Sie seufzte. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
»Sie kennen ihn besser als wir«, antwortete Wallner. »Aber er ist der einzige, der wusste, dass Mägerlein mit seinem Wagen unterwegs war.«
XVI
C harlotte runzelte die Stirn. In Patricks Zimmer brannte Licht, aber er reagierte nicht auf ihr Klingeln. Hatte er wieder die Kopfhörer übergestülpt und hörte laute Musik? Er wusste, dass sie das nicht mochte, er sollte sich nicht die Ohren kaputt machen.
Als sie das Haus betrat, kam ihr Marita Betzold mit zwei Mülltüten entgegen.
»Hallo Charlodde, dich hab ich ja a Ewichkeid ned gseng«, sagte sie in ihrem breiten Fränkisch.
»Hallo Marita«, erwiderte Charlotte und verkniff sich ein Grinsen. An diesen Dialekt würde sie sich wohl nie gewöhnen. »Ja, ich war viel unterwegs. Der Job …«, fügte sie bedeutungsschwanger hinzu. Ihre Vermieterin musste ja nicht unbedingt wissen, dass sie in einer Woche kein Einkommen mehr haben würde.
»Magsd vielleichd einen Kaffee?«, wollte Marita wissen.
Charlotte schüttelte den Kopf. »Danke, aber heute nicht. Ich habe Patrick versprochen, den Abend heute mal mit ihm zu verbringen.«
»Is scho in Ordnung«, gab Marita zurück und hob die Tüten hoch. »Wo kummd bloß der ganze Dreeg her?«, fragte sie und ging Richtung Hinterhof, wo die Mülltonnen standen.
Charlotte wünschte ihr einen schönen Abend und lief nach oben. Bevor sie aufschloss, lauschte sie kurz an der Tür, doch es war nichts zu hören. Mit den Kopfhörern lag sie sicher richtig.
»Patrick?«, rief sie, als sie die Wohnung betrat.
»Mama?«
Patricks Stimme klang sehr eigenartig. Sie lief in sein Zimmer. »Was ist los? Bist du kra …?« Das Wort blieb ihr im Halse stecken, denn auf Patricks Bett saß Eric Rasmussen. »Was machst du denn hier?«, wollte sie wissen.
Eric war aufgesprungen und stand wie ein Schuljunge vor ihr, der etwas ausgefressen hatte. Hatte er ja auch in gewisser Weise …
»Ich dachte, sie hätten dich … Du bist doch nicht etwa …?«, stammelte Charlotte.
Eric nickte. »Du weißt es also.« Er schien sich nicht darüber zu wundern. »Ich habe Panik geschoben, als plötzlich die Bull…, die Polizei vor meiner Tür stand. Ich hab sie zufällig vom Küchenfenster aus gesehen«, sagte er. »Mir war klar geworden, dass sie mich verdächtigen würden. Immerhin war es mein Wagen.« Er sah Charlotte durchdringend an. »Ich war’s nicht«, sagte er dann.
»Sag das der Polizei«, erwiderte Charlotte. »Wenn du wirklich unschuldig bist, dann glauben sie dir das auch.«
Eric starrte sie an. »Das klingt, als hieltest du mich für schuldig«, sagte er leise.
Charlotte zögerte. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Ihr Instinkt sagte ihr, dass der Fußballer unschuldig war; aber Wallner hatte sehr überzeugend geklungen.
Eric trat einen Schritt auf sie zu. »Charly«, sagte er leise. »Du kennst mich. Ich könnte so etwas niemals tun.«
Charlotte war nahe daran, bestätigend zu nicken. Sie wandte sich ab und ging in die Küche. »Ich brauch jetzt erst mal was zur Stärkung«, sagte sie. Sie holte zwei Gläser aus dem Küchenschrank.
»Patrick, holst du bitte mal den Grappa?«
»Nur, wenn ich auch einen bekomme«, erwiderte ihr Sohn.
Charlotte seufzte. Aber sie hatte keine Lust, sich auch noch mit Patrick herumzustreiten, und sagte deshalb nur: »Meinetwegen.« Sie nahm ein drittes Glas aus dem Schrank und stellte es neben die beiden anderen auf den Tisch.
Patrick reichte ihr die Flasche, sie schenkte ein und schob den beiden Männern je ein Glas zu. Ihr eigenes hob sie hoch und sagte ironisch: »Na dann, cheers.«
Eric kippte den Inhalt seines Glases auf einmal hinunter, während Patrick erst einmal daran roch und das Gesicht verzog. Aber natürlich wollte er sich keine Blöße geben; vorsichtig nippte er an dem Schnaps und unterdrückte nur mit Mühe einen Hustenanfall.
Geschieht ihm recht , dachte Charlotte. Dann wandte sie sich Eric zu.
»Ich denke, du weißt, dass es nicht gut aussieht für dich. Wenn ich dir helfen soll, muss ich alles wissen. Und alles heißt alles, egal, was es ist.«
»Ich war’s wirklich nicht«, wiederholte Eric. »Egal, was sie mir
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