Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
da«, stammelte er.
Charlotte seufzte vor Erleichterung. »Bleib, wo du bist, ich bin sofort bei dir«, sagte sie. »Hörst du?«
»Ja«, sagte Eric und legte auf.
Charlotte nahm ein Taxi. Die Kosten würde Eric übernehmen müssen. »Volbehrstraße 7«, sagte sie zum Fahrer. »So schnell wie möglich.«
Die Fahrt dauerte knapp 15 Minuten. Charlotte zahlte, stieg aus und rannte zu Erics Haus. Sie klingelte, aber niemand machte auf. Voller Panik nahm sie den Schlüssel, den sie immer noch hatte, schloss die Haustür auf und stürmte nach oben in den ersten Stock. Die Wohnungstür war zu, aber nicht abgeschlossen, Eric musste also noch irgendwo sein.
»Eric?«, rief Charlotte und lief durch die ganze Wohnung. Im Schlafzimmer herrschte eine grauenvolle Unordnung, im Bad lagen nasse Handtücher auf dem Boden, die Dusche war noch feucht, doch von Eric keine Spur. »Wo steckst du, verdammt noch mal?«, schimpfte Charlotte und wählte seine Handynummer. Es meldete sich die Mailbox.
»Eric, du verdammter Idiot, was machst du nur?« Erschöpft ließ Charlotte sich auf das Sofa fallen. Auf dem Glastisch standen eine fast leere Flasche und ein benutztes Glas. Sie roch an der Flasche und verzog das Gesicht. Whisky.
Zehn Minuten lang probierte sie Erics Handy, hinterließ Nachrichten auf seiner Mailbox. Als sie Geräusche im Hausflur hörte, rannte sie zur Wohnungstür und riss sie auf, bereit, den Fußballer mit einem Donnerwetter zu begrüßen. Stattdessen stand die alte Frau Friedrich vom Erdgeschoss vor ihr.
»Entschuldigung«, sagte sie. »Ich habe Gepolter gehört und wollte nach dem Rechten sehen. Wo doch der Herr Rasmussen vorhin weggegangen ist.«
Charlotte hätte die alte Dame am liebsten umarmt. »Tut mir leid, wenn ich laut war«, sagte sie, »aber ich hatte mir Sorgen um Herrn Rasmussen gemacht. Er hatte mich angerufen und klang gar nicht gut.«
Frau Friedrich nickte wissend. »Kein Wunder, bei diesem Schicksalsschlag.«
»Sie wissen nicht zufällig, wo er hingegangen ist?«, fragte Charlotte.
»Er trug Sportsachen«, erwiderte die Nachbarin. »Ich vermute, er ist laufen gegangen.«
Ein Hoch auf neugierige Nachbarn , dachte Charlotte. Was täten wir ohne sie? »Wunderbar, dann ist ja alles klar«, sagte sie laut. »Dann muss ich mir keine Gedanken machen. Einen schönen Tag noch«, wünschte sie und schloss die Tür. Sie wartete, bis sie Frau Friedrichs Tür klappen hörte. Manchmal konnten Nachbarn auch zu neugierig sein.
Charlotte beschloss, sich während Erics Abwesenheit nützlich zu machen und aufzuräumen. Versonnen schaute sie auf die Fotos von Dana, die im Flur hingen. Was hatte sie und Eric zusammengehalten? Sie hatte vor einigen Tagen auch Eric gegoogelt. Er war mindestens zehn Jahre älter als Dana, bereits zweimal geschieden, jedes Mal wegen einer Affäre. Er galt als umgänglicher Typ, jeder mochte ihn, weil er immer guter Laune war. Er mochte vor allem Frauen. Seit seinem Wechsel zum Club vor drei Jahren hatte er vier Beziehungen, bevor er Dana kennenlernte. Sie waren seit gut einem Jahr ein Paar. In der Klatschpresse stand, dass Dana gerne heiraten würde, Eric aber nicht noch mal eine Ehe eingehen wollte. Wer konnte es ihm verdenken?
Dennoch – auch wenn das Paar häufiger gestritten hatte, hatte Charlotte doch immer den Eindruck gehabt, dass die beiden sich liebten.
Hatte Eric die Drohbriefe geschrieben, um sich wichtig zu machen? Patrick hatte ihr erzählt, dass es häufiger zwischen Timo Hartmann und Eric gekracht hätte. Eric hätte deswegen häufiger auf der Ersatzbank gesessen. Bei den letzten Spielen sei er nur dank Hartmanns Unpässlichkeit zum Einsatz gekommen.
»Und dann ist da natürlich noch Harry«, hatte Patrick erklärt. »Der stiehlt den beiden immer mehr die Show.«
Charlotte stutzte. Harry war ganz klar ein gefährlicher Konkurrent. Patrick hatte immer wieder erwähnt, welch große Stücke sein Freund Schorsch auf den jungen Harry Mägerlein hielt. Und der war ein Experte in Sachen Fußball.
Charlotte setzte sich auf die Treppe und dachte nach. Hatte Eric seinen Wagen manipuliert, um Harry aus dem Weg zu räumen? Es war ein ungeheuerlicher Verdacht, und sie war entsetzt, dass sie ihn überhaupt hatte. Dennoch – sie musste zugeben, dass es Sinn machte.
Aber auch Timo Hartmann hätte ein Motiv gehabt, Harry aus dem Weg zu räumen. Ein viel stärkeres sogar als Eric. Ihm traute sie einen Mord eher zu als Eric.
Charlotte stand auf und ging nach oben. Sie wollte
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