Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
vorwerfen. Ich könnte Harry niemals etwas antun.«
Charlotte fragte sich, ob sie ihm von der Manipulation an seinem Wagen berichten sollte, entschied sich vorerst dagegen. Wenn Eric seine Finger mit im Spiel hatte, würde er sich früher oder später verraten. Sie wollte nicht diejenige sein, die ihm den entscheidenden Hinweis gesteckt hatte.
»Harry war dein Konkurrent«, sagte Charlotte. »Du hättest ein gutes Motiv.«
»Das ist doch lächerlich!«, schnaubte Eric. »Wenn ich jeden ausschalten wollte, der Konkurrent ist, hätte ich was zu tun. Dann könntest du den Fußball in Deutschland gleich abschaffen.«
»Du bist Anfang 30, Harry Mägerlein noch nicht mal 20. Du bist mit deiner Karriere am Ende, er steht am Anfang«, warf Charlotte ein.
»Klar«, stimmte Eric zu. »Ich mache, wenn’s gut läuft, noch ein paar Jahre, dann gehe ich in Rente. Harry hat eine steile Karriere vor sich, dagegen gibt es nichts zu sagen.«
»Du hattest Angst, er würde dir den Platz im Team wegnehmen.«
»Blödsinn! Er ist noch viel zu unerfahren, um auf Dauer einen Platz im Team zu erhalten. Es gehört etwas mehr dazu, Stammspieler zu werden, als nur gute Tore zu schießen«, sagte Eric selbstbewusst. Nachdenklich schaute er Charlotte an. »Du klingst wie ein Bulle beim Verhör.«
»Ich bin Bulle«, erinnerte Charlotte ihn, »und außerdem würde ein Verhör in etwa so ablaufen.« Sie beugte sich vor: »Ich will einfach nur die Wahrheit herausfinden. Das machen Bullen so.«
Eric grinste unsicher. »Sorry, ich wollte dich nicht beleidigen.«
Charlotte wischte es mit einer Handbewegung weg. »Kein Problem, ich bin es gewohnt. – Harry war also keine Konkurrenz für dich?«, hakte sie nach.
»Er nicht«, erwiderte Eric und bereute es im selben Moment.
Charlotte ging sofort darauf ein. »Was soll das heißen? Wer war dein Konkurrent?« Sie wusste die Antwort bereits.
Eric seufzte. »Wenn du es unbedingt wissen willst: Timo Hartmann macht mir viel mehr Sorgen als Harry. Timo ist nur ein paar Jahre älter als ich, er ist der Kapitän, er ist immer noch verdammt gut.«
»Und?« Charlotte schaute ihn erwartungsvoll an.
Eric druckste herum, suchte nach Worten. »Ich …, ich habe ihm ein paar Mal ein harmloses Abführmittel in den Tee getan«, sagte er schließlich. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das gemacht habe, aber er ging mir sowas von auf die Nerven!« Er klang jetzt wütend. »Ständig hielt er uns vor, dass er der Kapitän sei und deshalb das Sagen habe. Außerdem hat er mich zweimal beim Trainer verpfiffen. – Das macht man einfach nicht, wenn man im selben Team ist«, sagte Eric.
»Weswegen hat er dich verpfiffen?«
Eric zuckte die Achseln. »Frauengeschichten«, murmelte er. Er schenkte sich Grappa nach und leerte auch dieses Glas auf einen Zug. Charlotte sah Patricks angewiderte Miene und verkniff sich ein Lachen.
»Ging es um die Affäre im letzten Herbst?«, wollte sie wissen.
»Auch«, sagte Eric. Er richtete sich auf. »Timo war doch nur neidisch, weil ihm die Frauen nicht so zuflogen«, rief er empört.
Charlotte hätte ihn am liebsten geschlagen. Dieser eingebildete Affe!
»Wieso hast du nicht mit Dana Schluss gemacht, wenn du ständig was mit anderen Frauen hattest?«, fragte sie böse.
Eric sah sie verwundert an. »Was hat das denn mit Dana zu tun?«, wollte er allen Ernstes wissen.
Charlotte schnappte empört nach Luft. Allein wegen dieser Frage hätte sie ihn gerne bei der Polizei gesehen – und sei es nur für ein paar Stunden. Sie musste sich eingestehen, dass sie Eric falsch eingeschätzt hatte.
»Dana hat gewusst, dass die Affären mir nichts bedeuten«, beteuerte Eric.
»Hat sie das gesagt?« Charlotte hörte den aggressiven Klang ihrer Stimme, aber es war ihr egal. Ihr war klar, dass sie nicht nur wegen des toten Models sauer war, sondern ein Stück weit auch wegen der Sache mit Jacob. Sie schob den Gedanken weit von sich. An den wollte sie sich jetzt als allerletztes erinnern!
Eric schüttelte den Kopf. »Dana ist …, Dana war nicht der Typ Frau, die wegen jeder Kleinigkeit einen Streit vom Zaun brach.« Er wischte sich kurz über die Augen. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie tot ist«, sagte er kläglich.
Charlotte nickte nur. Es ging ihr genauso.
»Du hast Timo echt ein Abführmittel in den Tee geschüttet?«, schaltete sich plötzlich Patrick ein, der die ganze Zeit nur schweigend da gesessen war.
Eric wandte sich ihm zu.
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