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Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)

Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)

Titel: Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Billie Rubin
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Verdammt, man sollte sich bei der Polizeiarbeit nicht von Gefühlen leiten lassen!
    »Herr Hasselbacher, schauen Sie mich an«, versuchte Wallner es etwas sanfter.
    Hasselbacher brauchte ein paar Sekunden, bis er den Blick auf ihn fokussierte, aber immerhin folgte er der Anweisung.
    »Sie verstehen, was ich sage?«
    Hasselbacher nickte, sein Blick wanderte wieder Richtung Ecke.
    »Schauen Sie mich an«, befahl Wallner. Als die Augen wieder auf ihn gerichtet waren, fragte er sehr langsam: »Wo ist Patrick Braun?«
    »Weiß nicht«, sagte Hasselbacher. Es klang ehrlich, aber was hieß das schon? Hasselbacher schien vor allem verwirrt zu sein. Anscheinend glaubte er, was er sagte.
    Das wird nichts , erschien auf dem Monitor. Frag ihn nach der Bombe im Stadion.
    »Haben Sie am 9. April dieses Jahres im Easy-Credit-Stadion eine Bombe platziert und gezündet?«, wechselte Wallner folgsam das Thema.
    Hasselbacher wandte sich ihm zu und grinste plötzlich. »Klar«, sagte er. »War ein schönes Feuer.« Er freute sich sichtlich darüber.
    »Warum haben Sie die Bombe gezündet?«, wollte Wallner wissen. »Welchen Zweck hätte das haben sollen?«
    Hasselbacher zuckte nur mit den Schultern.
    »Sie sind doch Club-Fan, nicht wahr?«, fuhr Wallner fort.
    Hasselbacher nickte heftig. »Der Club ist der einzige Verein, dem ich immer treu war«, sagte er, als habe man ihm das Gegenteil zum Vorwurf gemacht. »Es ist nicht gut, den Verein zu wechseln. Man bleibt seinem Verein treu, ein Leben lang.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Wallner.
    »Alle wechseln den Verein, als ob es nichts wäre«, erwiderte Hasselbacher. »Alle wollen zu Bayern München …«, er spuckte den Namen aus, als sei er Gift. »Oder sie gehen gleich ins Ausland. Das gab’s damals nicht bei uns. Da hat man für einen Verein gespielt und da ist man auch geblieben.«
    Auf dem Monitor erschien: Er hat auch einmal für den Club gespielt. Frag ihn danach. Wallner stellte die Frage.
    Hasselbacher richtete sich auf. »Ja«, sagte er voller Stolz. »Ich habe sogar eine Saison lang mit Max Morlock gespielt. Sie können sich das nicht vorstellen: Max war einer der Stars, die 1954 den Titel nach Deutschland holten. Er war ein Held!« Er lächelte. »Der Club hat viele Helden.«
    Das ist doch vollkommener Blödsinn , stand auf dem Monitor. Morlock hat ‘64 die Schuhe an den Nagel gehängt. Da war dieser Typ grade mal zehn!
    Und? Was fange ich damit an? , dachte Wallner. In seinem Gehirn jagten sich die Gedanken. Was wussten sie über den Mann? Er hatte Pharmazie studiert. »Der Mann ist brillant, oder vielmehr, er war es«, hatte der Firmenchef gesagt. »Er könnte längst im oberen Management sitzen, aber der Club war ihm immer wichtiger.« Er hatte den Kopf geschüttelt, als könne er so viel Dummheit nicht verstehen. »Inzwischen ist er etwas wunderlich geworden. Aber er arbeitet immer noch gut.« Hasselbacher hatte alle Beförderungen abgelehnt, weil es bedeutet hätte, aus Nürnberg wegzugehen.
    Als Club-Spieler war er weniger brillant, jedenfalls hatte sich in den Club-Annalen kaum etwas zu ihm gefunden. Er war 1969 als 15-Jähriger zum Club gekommen, der dann in der darauffolgenden Saison abstieg und in der Regionalliga Süd herumkrebste, bis 1975 die 2. Bundeliga gegründet wurde. Eine halbe Saison hatte Hasselbacher als Stürmer in der 2. Bundesliga gespielt, wurde dann bei einem Auswärtsspiel ausgerechnet gegen die Fürther so schwer verletzt, dass er seine Karriere beenden musste, bevor sie überhaupt angefangen hatte.
    Was für ein verkorkster Lebenslauf , dachte Wallner. Und alles nur wegen Fußball, nicht zu glauben.
    Er brauchte eine Pause. »Wollen Sie einen Kaffee?«, fragte er Hasselbacher. Der nickte nur. Wallner verließ den Verhörraum.
    Draußen stand Leo. »Ich geh dann mal rein, vielleicht habe ich einen anderen Draht zu ihm.« Er grinste. »Von Fußballfan zu Fußballfan, sozusagen.«
    Wallner nickte und holte zwei Tassen Kaffee. Eine brachte er Charlotte Braun. Sie war sehr blass und hatte gerötete Augen.
    »Tut mir leid, dass ich noch nichts erfahren habe.«
    »Ist schon okay«, sagte sie und nahm die Tasse entgegen.
    Er brachte die zweite Tasse in den Verhörraum; Leo saß Hasselbacher bereits gegenüber. Dann ging er zurück in das Nebenzimmer.
    »Haben Sie Eric Rasmussen eine Paketbombe geschickt?«, fragte Cramer.
    »Was?« Hasselbacher starrte ihn verblüfft an. Er wirkte plötzlich gar nicht mehr verwirrt. »Welche Paketbombe?«,

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