Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
das Aus für seine junge Karriere.
Charlotte suchte weiter. In einem anderen Artikel wurde eine pharmazeutische Firma genannt. Hatte Patrick nicht erwähnt, dass Hasselbacher Pharmazie studiert hatte? Charlotte suchte nach der Telefonnummer und rief die Firma an. »Braun, Kripo Nürnberg«, meldete sie sich. »Arbeitet bei Ihnen ein Georg Hasselbacher?« Als die Frau am anderen Ende der Leitung bejahte, sagte Charlotte: »Können Sie mich bitte mit ihm verbinden?«
»Tut mir leid, aber Herr Hasselbacher ist nicht im Hause.«
»Wie kann ich ihn erreichen?«, fragte Charlotte. »Es ist wichtig.«
»Tut mir leid, aber ich darf keine Daten unserer Mitarbeiter herausgeben.«
Blöde Ziege! , dachte Charlotte. Laut sagte sie: »Das ist lobenswert und verständlich, aber ich muss Herrn Hasselbacher in einer Ermittlung befragen.«
»Sie sind ja die Polizei, Sie haben sicher andere Möglichkeiten, seine Adresse herauszufinden«, sagte die Ziege.
1:0 für dich, du Zimtzicke , dachte Charlotte nicht ohne Anerkennung. »Haben Sie vielen Dank.«
Telefonbuch! Wo war das Telefonbuch? Mama, wer braucht denn ein Telefonbuch aus Papier, wenn er Internet hat? Patricks Stimme in ihrem Kopf.
Charlotte wandte sich wieder dem PC zu und fand Hasselbachers Adresse. Fallrohrstraße 126. »So kann eine Straße doch nicht wirklich heißen«, sagte sie und rief ein Taxi.
Als sie in der Fallrohrstraße ankamen, sah Charlotte sofort die Ansammlung von Fahrzeugen und geschäftiges Treiben vor einem Haus. Kisten und Aktenordner wurden in einen Transporter gestapelt, uniformierte Beamte wuselten umher. Was war da los? Sie bat die Taxifahrerin, daran vorbeizufahren und 100 Meter weiter anzuhalten. Es war Hausnummer 126.
»Warten Sie bitte kurz«, sagte Charlotte. »Ich muss nur schnell was klären, ich bin sofort wieder da.« Sie sprang aus dem Wagen und lief das kurze Stück zurück. Vor dem Haus stand eine junge Frau in Uniform. »Braun, Kripo Nürnberg, Soko ›Fußball‹«, sagte Charlotte. »Was ist denn hier los?« Sie deutete in das Haus hinein.
Das Mädchen ließ sich von ihrem Kommandoton einschüchtern. »Hausdurchsuchung«, sagte es. »Bei Hasselbacher. Oben, unterm Dach.«
»Gut, danke«, erwiderte Charlotte und betrat das Haus. Wenn sie Cramer oder Wallner in die Hände lief, war das Spiel aus, aber sonst kannte sie keiner. Es war einen Versuch wert.
In der Wohnung wuselte es von uniformierten Beamten, die Kartons füllten und nach unten trugen.
»Schon was gefunden?«, fragte Charlotte einen der Männer, der gerade aus der Tür kam.
»Der Typ ist ein Spinner«, erwiderte der Polizist und deutete mit dem Kinn auf den Karton, den er auf den Armen trug. »Der hat jeden Fetzen aufgehoben, auf dem der Name Mägerlein steht.«
Charlotte wollte noch etwas fragen, doch da hörte sie einen vertrauten Namen aus der Wohnung: »Leo, kommst du mal? Das wird dich interessieren.«
Sie dankte dem Beamten und ging vorsichtig in die Wohnung. Soweit sie sie einsehen konnte, war sie im Stil der Fünfzigerjahre eingerichtet, es gab kaum etwas Persönliches. Die Wohnung wirkte trist und kalt.
»Sieht sehr nach dem Sprengstoff aus, der für die Stadionbombe benutzt wurde«, sagte eine männliche Stimme von links. »Aber das Interessantere ist hier …« Schritte, Papierrascheln, ein Pfiff. »Wir haben ihn«, sagte Cramer. Dann: »Andi? Fahndung nach Hasselbacher!«
Charlotte hatte genug gehört. Sie verließ die Wohnung und rannte die Treppe hinunter.
Hasselbacher war also nicht in der Wohnung gewesen, in der Arbeit war er auch nicht. Wo mochte er stecken? Sie lief zum Taxi zurück.
»Wohin?«, wollte die Fahrerin wissen.
Gute Frage. Charlotte dachte nach. Wo würde Hasselbacher am ehesten zu finden sein? Klar …
»Zum Club«, sagte sie.
XIX
A ls Wallner und Cramer mit zwei Streifenwagen im Schlepptau beim Club-Gelände vorfuhren, bot sich ihnen ein seltsames Bild: Vor dem Rehazentrum standen Charlotte Braun und Georg Hasselbacher; die Frau brüllte auf den Mann ein. Er überragte sie locker um einen Kopf, dennoch machte er einen verschüchterten Eindruck.
»Toughes Weib«, knurrte Cramer, und Wallner wusste, das war ein großes Lob. »Nichtsdestotrotz kommt sie uns etwas zu oft in die Quere.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Wallner und stieg aus.
»Charlotte«, rief er, doch sie hörte ihn nicht.
»Wo ist Patrick, verdammt noch mal? Sag mir endlich, wo mein Junge ist?«, schrie sie immer wieder.
Wallner nahm sie sanft am
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