Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Anfang.«
In ihren Briefen an Larry schrieb sie nichts davon. Sie wollte ihn
überraschen. Und es war nicht nur sein Erstaunen, auf das sie
sich freute. Es sollte eine Art Rache sein.
Am folgenden Morgen sagte Tony: »Es wird Zeit, mit den
Einkäufen anzufangen, und ich darf das Haus nicht verlassen.
Wenn ich genau aufschreibe, was wir haben müssen, Mrs. Belmont,
kann ich dann darauf vertrauen, daß Sie es besorgen? Wir
brauchen Vorhänge, Tapeten, Möbelbezugsstoffe,
Auslegeteppiche, Farben, Kleider und eine Menge anderer
Dinge.«
»Diese Sachen lassen sich nicht auf einen Streich
anschaffen«, sagte Claire zweifelnd.
»Ganz gewiß, wenn Sie sich Zeit nehmen, die Stadt
absuchen und genug Geld zur Verfügung haben.«
»Aber Tony, gerade das ist ein Hindernis.«
»Durchaus nicht, Mrs. Belmont. Gehen Sie zuerst zu meiner
Firma. Ich werde Ihnen eine Notiz mitgeben. Sie gehen damit zu Dr.
Calvin und erklären ihr, daß ich gesagt habe, es
gehöre zum Experiment.«
Diesmal fürchtete sie sich nicht vor Dr. Calvin. Mit ihrem
neuen Gesicht und der neuen Frisur konnte sie selbstbewußter
auftreten als die alte Claire. Die Psychologin hörte ihr
aufmerksam zu, stellte ein paar Fragen, nickte – und dann ging
Claire mit einem stattlichen Scheck bewaffnet hinaus.
Es ist wunderbar, was Geld bewirken kann, und Claire kostete es
aus. Einmal, als ein distinguierter Mann in einem der vornehmsten
Modesalons ihre Beschreibung der benötigten Kleidungsstücke
mit geringschätzigem Naserümpfen und
überlegen-herablassenden Gegenvorschlägen quittiert hatte,
rief sie Tony an, sprach mit ihm und hielt dem Monsieur, der seine
Erklärungen mit einem unechten französischen Akzent
unterlegt hatte, den Hörer hin.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte sie mit fester
Stimme, »hätte ich es gern, wenn Sie mit meinem –
äh -Sekretär sprechen würden.«
Der Mann schritt gravitätisch und mit einem hinter dem
Rücken angewinkelten Arm zum Telefon, nahm den Hörer mit
zwei Fingern und sagte spitz: »Ja?«
Es folgte eine kurze Pause, ein weiteres »Ja«, dann eine
wesentlich längere Pause, ein kläglicher Anlauf zu einer
Einwendung, der im Keim erstickt wurde, eine neue Pause, ein sehr
schwaches »Ja«, und der Hörer wurde aufgelegt.
»Wenn Madam mir folgen möchten«, sagte er verletzt
und gedemütigt, »werde ich versuchen, Ihren Wünschen
zu entsprechen.«
»Eine Sekunde.« Claire lief zum Telefon zurück und
wählte noch einmal. »Hallo, Tony. Ich weiß nicht, was
Sie gesagt haben, aber es hat gewirkt. Danke. Sie sind
ein…« Sie rang nach dem richtigen Wort, gab auf und endete
mit einem quiekenden »ein – ein lieber Kerl!«
Als sie sich vom Telefon abwandte, sah sie sich plötzlich
Gladys Claffern gegenüber. Einer etwas amüsierten und
leicht verblüfften Gladys Claffern, die sie mit schräg
geneigtem Kopf ansah.
»Mrs. Belmont?«
Claires mühsam aufgebautes Selbstbewußtsein
zerbröckelte. Sie konnte nur noch nicken, stumm wie eine
Marionette.
Gladys Claffern lächelte ironisch. »Ich wußte
nicht, daß sie auch hier einkaufen?« Es klang, als
hätte der Modesalon durch diese Tatsache in ihren Augen
jeglichen Stil und alle Exklusivität eingebüßt.
»Gewöhnlich tue ich es nicht«, sagte Claire
demütig.
»Und haben Sie nicht auch etwas mit Ihren Haaren gemacht? Die
Frisur ist wirklich – apart. Übrigens, ich hoffe, Sie
werden es mir verzeihen, aber heißt Ihr Mann nicht mit Vornamen
Lawrence? Ich glaubte mich zu erinnern, daß er Lawrence
heißt.«
Claire preßte die Kiefer aufeinander, aber sie mußte
es erklären. Es ging nicht anders. »Tony ist ein Freund
meines Mannes. Er hat mir in einigen Dingen geholfen.«
»Ich verstehe. Ein sehr lieber Freund, wie mir scheint.«
Sie ging lächelnd weiter.
Es machte Claire nichts mehr aus, daß sie sich an Tony
wandte, wenn sie Trost und Zuspruch brauchte. Zehn Tage hatten sie
von ihrem Widerwillen geheilt. Und nun konnte sie vor ihm sogar
weinen; weinen und wüten.
»Ich war eine Idiotin!« zürnte sie und zerrte an
ihrem durchnäßten Taschentuch. »So etwas tut sie mir
an. Ich weiß nicht warum. Sie tut es einfach, weil es ihr
Spaß macht. Ich hätte sie – treten sollen. Ich
hätte sie niederschlagen und auf ihr herumtrampeln
sollen.«
»Können Sie ein menschliches Wesen so hassen?«
fragte Tony erstaunt und sanft. »Dieser Teil des menschlichen
Denkens ist mir verschlossen.«
»Ach, es ist nicht sie«, stöhnte Claire. »Es
ist meine
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