Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Meteorit die Katastrophe verursacht haben konnte.
Nichts sonst hätte so schnell sein können, um die
automatische Kollisionskontrolle auszuschalten; nichts hätte
eine Verheerung anrichten können, die beinahe einer nuklearen
Explosion glich – das stand außer Frage.
Dazu kam, daß kurz vor dem Zerbersten des Luftfahrzeugs ein
Aufleuchten am Himmel beobachtet worden war, nicht etwa von einem
Amateur, sondern vom Flagstaff Observatorium. Weiterhin hatte man
eine Meile davon entfernt einen ziemlich großen, einwandfrei
von einem Meteor stammenden Klumpen Eisen gefunden, der sich in die
Erde gebohrt hatte. Welche Schlüsse sollte man sonst ziehen?
Trotzdem, so etwas war noch nie vorgekommen, und die Vermutungen,
die angestellt wurden, gingen ins Uferlose. Nun, dennoch können
sich manchmal die unwahrscheinlichsten Dinge ereignen.
In den Büroräumen der United States Robots wurden
die Fragen nach dem Wie und Warum als zweitrangig behandelt. An
erster Stelle stand die Tatsache, daß ein Robot zerstört
worden war.
Diese Tatsache war bestürzend.
Die Tatsache, daß die JN-5 nach vier vorausgegangenen
Versuchen das erste Modell gewesen war, das sich erfolgreich im
Einsatz befunden hatte, war noch bestürzender.
Die Tatsache, daß es sich bei JN-5 um einen völlig
neuen Typ von Robot gehandelt hatte, war nicht nur bestürzend,
sondern katastrophal.
Die Tatsache, daß die JN-5 vor ihrer Zerstörung allem
Anschein nach eine Information von allergrößter
Wichtigkeit abgegeben hatte, diese Information aber wahrscheinlich
für immer verloren war, machte die Katastrophe vollkommen.
Die Erwähnung, daß der Chef-Robopsychologe der United States Robots zusammen mit dem Robot den Tod fand,
schien kaum der Rede wert zu sein.
Clinton Madarian war zehn Jahre vor dem Unfall der Firma
beigetreten. Während fünf dieser Jahre hatte er ohne Murren
unter der strengen Aufsicht von Susan Calvin gearbeitet.
Madarians hervorragende geistige Fähigkeiten waren
offensichtlich gewesen, und Susan Calvin hatte ihn gefördert,
ohne viel Worte zu machen und vor allem ohne Schonung von Kollegen,
die älter waren als Madarian. Sie hätte sich nie dazu
herabgelassen, Peter Bogert, dem Chef der Forschungsabteilung, ihr
Tun zu begründen, aber sie wurde auch nicht aufgefordert,
Gründe anzuführen. Diese lagen auf der Hand.
Madarian war das krasse Gegenteil der namhaften Dr. Susan Calvin.
Er hatte nicht so viel Übergewicht, wie sein Doppelkinn vermuten
ließ, er war jedoch gewichtig in seinem Auftreten, während
Susan meistens unbemerkt blieb. Madarians breites Gesicht, sein
Schopf rötlicher Haare, seine rötliche Haut und die
donnernde Stimme, sein lautes Lachen und vor allem sein
überwältigendes Selbstvertrauen zwangen jedem, der mit ihm
zusammen war, das Gefühl auf, es fehle an Raum.
Als Susan Calvin schließlich in den Ruhestand trat, wobei
sie sich so strikt weigerte, an einem Abschiedsessen zu ihren Ehren
teilzunehmen, daß ihre Pensionierung nicht einmal offiziell
bekanntgegeben wurde, bezog Madarian ihren Posten.
Und nach genau einem Tag legte er die Pläne für das
JN-Projekt auf den Tisch.
Das Projekt war das kostspieligste, das die United States
Robots je in Betracht gezogen hatte, doch dieses Detail tat
Madarian mit einer lässigen Handbewegung ab.
»Jeden Penny ist es wert, Peter«, sagte er. »Ich
erwarte von Ihnen, daß Sie den Aufsichtsrat davon
überzeugen.«
»Begründen Sie es«, sagte Bogert und fragte sich
gleichzeitig, ob Madarian es tun würde. Susan Calvin hatte nie
Gründe angegeben.
»Klar«, sagte Madarian jedoch und lehnte sich bequem in
seinem Sessel zurück.
Bogert beobachtete ihn mit fast ehrfurchtsvollem Blick. Sein
ehemals schwarzes Haar war inzwischen fast weiß, und innerhalb
der nächsten zehn Jahre würde er Susan Calvin in den
Ruhestand folgen. Das bedeutete das Ende der Gruppe, welche United
States Robots zu einer weltweiten Firma ausgebaut und zum
Konkurrenten nationaler Regierungen gemacht hatte, sowohl was die
Zusammensetzung als auch die Bedeutung anbelangte. Irgendwie hatten
weder er noch die anderen, die schon nicht mehr dabei waren, die
enorme Expansion der Firma je ganz kapiert.
Aber das war eine neue Generation, die neuen Männer
ließen sich von Riesigem nicht weiter beeindrucken. Das Wunder,
das einen auf Zehenspitzen in Ungläubigkeit tänzeln
ließ, war ihnen kein Begriff. Sie steuerten immer geradeaus,
und das war gut so.
»Ich schlage vor, daß ohne Einschränkung mit
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