Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
gewisse Berechtigung hat
– was ja der Grund dafür war, daß man das Erste
Gesetz einführte. Dieses Gesetz aber – und ich muß
das wiederholen – wurde nicht aufgehoben, sondern lediglich
modifiziert.«
»Und wie steht es mit der Stabilität des
Gehirns?«
Der Mathematiker schob die Unterlippe nach vorne. »Die ist
natürlich vermindert. Jedoch liegt sie noch immer innerhalb der
Sicherheitsgrenzen. Die ersten ›Nestors‹ wurden vor neun
Monaten hierher geliefert. Bis jetzt haben sich keinerlei
Schwierigkeiten gezeigt… und selbst die jetzige Schwierigkeit
liegt eigentlich nur in der Angst, daß die ganze Sache
herauskommt, nicht aber in der Gefahr für menschliche
Wesen.«
»Na schön. Wir werden sehen, was die Konferenz morgen
früh bringt.«
Bogert begleitete sie höflich zur Tür. Nachdem sie den
Raum verlassen hatte, schnitt er eine vielsagende Grimasse. Er hatte
keinen Grund, seine Meinung über sie zu ändern. Sie war
eine nervöse und enttäuschte alte Jungfer.
Susan Calvins Gedankengang beschäftigte sich in keiner Weise
mit Bogert. Schon vor Jahren hatte sie ihn als einen aalglatten,
prätentiösen, sehr äußerlichen Mann abgetan.
Gerald Black hatte im vergangenen Jahre in Raumphysik promoviert.
Ebenso wie alle anderen Physiker seiner Generation war er zutiefst
interessiert an dem Problem hyperatomischer Antriebskraft. Er
paßte glänzend in die allgemeine Atmosphäre der
Zusammenkünfte, die nunmehr in Hyper-Basis stattfanden.
In seinem fleckigen weißen Laboratoriumskittel war er teils
rebellisch, teils völlig unsicher. Die Kraft, die in seiner
untersetzten Gestalt lag, schien nach einem Ventil zu suchen, und mit
seinen Fingern, die sich fast immer drehten oder krümmten,
hätte er wohl einen eisernen Gitterstab aus der Wand
reißen können.
Generalmajor Kallner saß neben ihm, während die zwei
von der U.S. Robot Co. ihnen gegenüber Platz genommen
hatten.
Black sagte: »Wie ich höre, war ich der letzte, der
Nestor 10 gesehen hat, ehe er verschwand. Ich nehme an, Sie wollen
mir gewisse Frage stellen.«
Dr. Calvin betrachtete ihn interessiert. »Was Sie sagen,
junger Mann, klingt fast so, als wären Sie Ihrer Sache nicht so
ganz sicher. Wissen Sie denn nicht, ob Sie der letzte waren,
der den Robot gesehen hat?«
»Gnädige Frau, er hat mit mir an den Feldgeneratoren
gearbeitet und befand sich am Morgen seines Verschwindens bei mir.
Ich weiß nicht, ob irgend jemand ihn nach zwölf Uhr
mittags gesehen hat. Keiner gibt es jedenfalls zu.«
»Glauben Sie, daß uns jemand belügt?«
»Das kann ich nicht sagen und sage ich auch nicht.
Andererseits will ich auch nicht einen eventuellen Vorwurf auf mir
sitzen lassen.« Seine dunklen Augen schienen zu glühen.
»Das kommt ja auch gar nicht in Frage. Der Robot hat das, was
er getan hat, auf Grund seiner eigenen Natur getan. Wir versuchen
lediglich, ihn zu finden, Dr. Black. Alles andere interessiert uns
nicht. Nun also – wenn Sie mit dem Robot zusammengearbeitet
haben, so kennen Sie ihn vermutlich besser als jeder andere. Haben
Sie an ihm jemals etwas Ungewöhnliches wahrgenommen? Haben Sie
je zuvor mit Robots gearbeitet?«
»Ich habe hier mit anderen zusammengearbeitet – mit den
einfachen. Aber die ›Nestors‹ sind nicht viel anders. Nur
sind sie geschickter und verursachen bedeutend mehr
Ärger.«
»Ärger? Wieso?«
»Na ja – vielleicht können sie gar nichts
dafür. Die Arbeit hier ist hart, und die meisten von uns werden
ein wenig überreizt. Es ist kein Vergnügen, sich den ganzen
Tag mit dem Überraum beschäftigen zu müssen.« Ein
schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Offenbar machte
es ihm Freude, sich ein wenig anvertrauen zu können.
»Ständig laufen wir Gefahr, ein Loch in das normale
Raum-Zeit-Gewebe zu reißen und samt unserem Asteroiden aus dem
Universum herauszufallen. Klingt ein bißchen verrückt,
was? Natürlich ist man die ganze Zeit ein wenig kribbelig.
Diesen Nestors aber macht das alles gar nichts aus. Die sind
neugierig, ruhig und ohne Sorgen. Das allein genügt, um einen
manchmal zum Wahnsinn zu treiben. Will man, daß etwas schnell
geschieht – schnell wie der Blitz –, die Kerle
nehmen sich Zeit. Hin und wieder denk ich, wir wären besser dran
ohne sie.«
»Sie sagen, die ›Nestors‹ lassen sich Zeit. Haben
sie sich jemals geweigert, einen Befehl auszuführen?«
»Nein, absolut nicht.« Es kam hastig heraus. »Es
ist gar nichts gegen sie zu sagen. Allerdings sagen sie es einem,
wenn
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