Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
das Messer, wie es das zarte Fleisch zerteilt und so weiter. Hundert Dinge auf einmal. Sie und ich können das nicht.«
»Also gut«, sagte Byrne. »Dieses Ding stammt nicht von einem berufsmäßigen Träumer. Das ist immerhin schon etwas.« Er steckte den Zylinder wieder in seine Brusttasche zurück. »Ich hoffe, wir können beim Unterdrücken dieser Auswüchse mit Ihrer vollen Unterstützung rechnen.«
»Selbstverständlich, Mr. Byrne.«
»Gut.« Byrne sprach jetzt im vollen Bewußtsein seiner Macht. »Mr. Weill, ich kann nicht sagen, was unternommen werden wird, aber solche Erzeugnisse wie dieses hier werden es sehr verlockend erscheinen lassen, für alle Traumgeschichten eine strikte Zensur einzuführen.« Er stand auf. »Guten Tag, Mr. Weill.«
»Guten Tag, Mr. Byrne.«
Francis Belanger stürmte temperamentvoll in Jesse Weills Büro. Sein rötliches Haar war ungeordnet, und auf seiner Stirn glänzten Schweißtropfen.
Bei Weills Anblick blieb er wie angewurzelt stehen. Weill hatte sein Gesicht in den auf der Tischplatte verschränkten Armen vergraben, und nur sein dichtes weißes Haar war sichtbar.
Belanger schluckte. »Boß?«
Weill hob den Kopf. »Frank?«
»Was ist los, Boß? Sind Sie krank?«
»Ich bin alt genug, um krank zu sein, aber ich bin auf den Beinen. Ein Regierungsbeamter war hier.«
»Was wollte er?«
»Er drohte mit Zensur. Er hatte ein Muster von dem Zeug bei sich, das gegenwärtig überall auftaucht. Billige Traumgeschichten für Schnapsparties und dergleichen.«
»Verdammt!« sagte Belanger mitfühlend.
»Sie werden jetzt überall herumschnüffeln. Und, um die Wahrheit zu sagen, Frank, wir sind verwundbar.«
»Was? Unser Zeug ist sauber. Wir machen ehrliche Abenteuer und Romanzen.«
Weill schob seine Unterlippe vor und runzelte die Stirn. »Wir brauchen uns nichts vorzumachen, Frank. Sauber? Kommt darauf an, wie man es betrachtet. Man sollte nicht davon reden, aber wir wissen beide, daß jede Traumgeschichte ihre Freudschen Symbole hat. Das können Sie nicht leugnen.«
»Gewiß, wenn man danach sucht. Wenn man ein Psychiater ist…«
»Auch wenn man ein gewöhnlicher Mensch ist. Der gewöhnliche Betrachter merkt nichts davon, und wahrscheinlich kann er nicht einmal ein phallisches Symbol von einem Mustersymbol unterscheiden. Aber sein Unterbewußtsein weiß es.«
»Meinetwegen, aber was will die Regierung machen? Das Unterbewußtsein säubern?«
»Weiß ich auch nicht. Wir müssen abwarten. Weswegen sind Sie gekommen?«
Belanger warf einen Gegenstand auf Weills Schreibtisch und stopfte sein Hemd tiefer in den Hosenbund.
Weill öffnete die Plastikumhüllung und nahm den Zylinder heraus. Plastikbehälter und Zylinder waren mit verschnörkelten Buchstaben kitschig und himmelblau beschriftet: ›Unterwegs im Himalaja.‹ Darunter befand sich das Warenzeichen der Luster-Think Company.
»Ein Konkurrenzprodukt«, sagte Weill mit gespitzten Lippen. »Und noch nicht veröffentlicht. Wie sind Sie daran gekommen, Frank?«
»Unwichtig. Ich möchte nur, daß Sie es absorbieren.«
Weill seufzte. »Heute verlangt jeder von mir, daß ich Träume in mich aufnehme. Es ist doch nicht schmutzig, oder?«
»Es hat Ihre Freudschen Symbole«, erwiderte Belanger gereizt. »Enge Schluchten zwischen den Bergspitzen. Ich hoffe, das wird Sie nicht stören.«
»Ich bin ein alter Mann. Es stört mich schon seit Jahren nicht mehr, aber dieses andere Ding war so schlecht gemacht, daß es direkt schmerzte… Gut, dann wollen wir uns mal ansehen, was Sie da gebracht haben.«
Diesmal verharrte Weill volle fünfzehn Minuten unter dem Helm, ruhig in seinem Stuhl zurückgelehnt, während Belanger hastig zwei Zigaretten rauchte.
Als Weill schließlich den Helm abnahm und den Traum aus seinen Augen zwinkerte, fragte Belanger: »Nun, was sagen Sie dazu, Boß?«
Weill wiegte nachdenklich den Kopf. »Nichts für mich. Es steckte voller Wiederholungen. Bei solcher Konkurrenz brauchen wir uns vorerst keine Sorgen zu machen.«
»Das ist Ihr Irrtum, Boß. Mit solchem Zeug wird uns Luster-Think den Rang ablaufen. Wir müssen etwas unternehmen.«
»Aber, Frank…«
»Nein, hören Sie mich an. Das ist die kommende Sache.«
»Dies?« Weill warf einen spöttischen Blick auf den Zylinder. »Ein abgeschmackter, billiger Traum ohne feine Assoziationen und Obertöne…«
»Das finden Sie, Boß, weil Sie nicht mit der Zeit gehen. Ich muß offen mit Ihnen reden. Als Sie die Patente aufkauften und mit dem
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