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Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter

Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter

Titel: Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
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hartes Wort sagen?«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Weills Sekretärin führte Sherman Hillary ins Büro.
     
    Sherman Hillary, einunddreißig Jahre alt, hätte von jedermann auf Anhieb als Träumer erkannt werden können. Seine Augen hatten den sanften, abwesenden Blick eines Mannes, der entweder eine Brille braucht oder nur selten mit irgendwelchen weltlichen Problemen konfrontiert wird. Er war mittelgroß und mager, mit zu langem schwarzen Haar, einem schmalen Kinn und bleicher Hautfarbe.
    Er murmelte: »Hallo, Mr. Weill«, und nickte Belanger kurz zu.
    »Sherman, mein Freund, Sie sehen prächtig aus«, sagte Weill herzlich. »Was gibt es? Setzen Sie sich, setzen Sie sich.«
    Der Träumer ließ sich auf eine Stuhlkante nieder und schlug die Augen nieder.
    »Ich bin gekommen, Mr. Weill, um Ihnen zu sagen, daß ich kündige.«
    »Sie wollen kündigen?«
    »Ich möchte nicht mehr träumen, Mr. Weill.«
    Weills altes Gesicht schien plötzlich noch mehr gealtert zu sein. »Warum, Sherman?«
    Die Lippen des Träumers zuckten. »Weil ich nicht mehr lebe, Mr. Weill!« platzte er heraus. »Am Anfang war es nicht so schlimm. Es war sogar entspannend. Ich träumte abends oder an den Wochenenden, wann immer mir danach zumute war. Aber jetzt, Mr. Weill, bin ich ein alter Profi. Sie sagen mir, daß ich einer der besten bin.«
    »Und ist etwa jemand besser als Sie, Sherman? Ihre kleine Szenenfolge über das Dirigieren eines Orchesters ist immer noch ein Verkaufserfolg, nach zehn Jahren.«
    »Das freut mich, Mr. Weill. Aber ich habe mein Teil getan. Ich bin so weit gekommen, daß ich überhaupt nicht mehr ausgehe. Ich vernachlässige meine Frau. Meine kleine Tochter kennt mich kaum. Letzte Woche waren wir abends bei Bekannten eingeladen, aber ich erinnere mich an nichts mehr. Sarah sagt, ich hätte den ganzen Abend auf der Couch gesessen, hätte ins Leere gestarrt und vor mich hin gesummt. Sie sagt, alle hätten mich angesehen, als ob ich ein Irrer wäre. Sie weinte die ganze Nacht. Ich halte das nicht mehr aus, Mr. Weill. Ich will ein normaler Mensch sein und in dieser Welt leben. Ich habe meiner Frau versprochen, daß ich aufhöre, und es ist mein eigener Wille, also heißt es Abschied nehmen, Mr. Weill.« Hillary stand auf und streckte linkisch die Hand aus.
    Weill winkte freundlich ab. »Wenn Sie gehen wollen, Sherman, ist es in Ordnung. Aber tun Sie einem alten Mann einen Gefallen und lassen Sie mich Ihnen etwas erklären.«
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern«, sagte Hillary.
    »Ich will Sie nicht dazu überreden. Aber ich bin ein alter Mann und war schon in diesem Geschäft, als Sie noch nicht auf der Welt waren, daher spreche ich gern darüber. Bitte, behalten Sie noch einen Augenblick Platz, Sherman.«
    Hillary setzte sich wieder. Seine Zähne nagten an der Unterlippe, und er starrte mürrisch auf seine Fingernägel.
    Weill sagte: »Wissen Sie, was ein Träumer ist, Sherman? Wissen Sie, was er normalen Menschen bedeutet, die keine Phantasie haben und keine Gedankengebäude errichten können? Leute wie ich, gewöhnliche Leute, müssen dann und wann einmal ihrem Alltagsleben entkommen. Aber wir können es nicht aus eigener Kraft. Wir brauchen Hilfe.
    In alten Zeiten gab es Bücher, Theaterstücke, Radio, Filme und Fernsehen. Aber die Übertragung der Gedanken und Stimmungen war bei keinem dieser Kommunikationsmittel perfekt. Doch jetzt, mit der Traumaufnahme, kann jedermann träumen und alles andere für eine Weile vollständig vergessen. Sie, Sherman, und eine Handvoll anderer Männer vermitteln diese Träume direkt; sie gehen von Ihrem Kopf in unseren, ohne an Kraft und Intensität zu verlieren. Jedesmal, wenn Sie träumen, träumen Sie für hundert Millionen Menschen. Sie träumen hundert Millionen Träume auf einmal. Das ist eine große Sache, mein Freund. Sie geben allen diesen Menschen etwas, was sie anders nicht haben können.«
    »Ich habe mein Teil getan«, murmelte Hillary. Er stand verzweifelt auf. »Ich bin fertig. Es ist mir gleich, was Sie sagen. Und wenn Sie mich verklagen wollen, weil ich unseren Vertrag vielleicht nicht genau eingehalten habe, tun Sie es. Es ist mir gleich.«
    Weill stand auf. »Das trauen Sie mir zu?… Ruth«, sagte er in die Sprechanlage, »bringen Sie unsere Kopie von Mr. Hillarys Vertrag.«
    Die drei Männer warteten schweigend. Weill lächelte leise, und seine gelben, faltigen Finger trommelten auf die Tischplatte.
    Die Sekretärin erschien mit dem Vertrag.

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