Foundation 02: Die Stahlhöhlen
gedrückt?
Er erhob sich unsicher von seinem Stuhl und hielt mitten in der
Bewegung inne, als ein Roboter eintrat.
»Herr«, sagte der Roboter, »ich bin angewiesen
worden, Sie davon zu informieren, daß der Herr Sie in ein paar
Augenblicken sichten wird.«
»Mich sichten, Boy?«
»Ja, Herr. Unterdessen wünschen Sie vielleicht weitere
Erfrischungen.«
Ein weiterer Becher mit der rosafarbenen Flüssigkeit stand
neben Baleys Ellbogen, und diesmal fügte der Roboter einen
Teller mit einer Art würzigem, warmem Konfekt hinzu.
Baley nahm wieder Platz, kostete das alkoholische Getränk
vorsichtig und stellte das Glas wieder hin. Das Konfekt fühlte
sich hart und warm an, aber die Kruste brach im Mund leicht
auseinander und gab eine noch wärmere und weiche Füllung
frei. Er konnte den Geschmack und seine Zusammensetzung nicht
identifizieren und fragte sich, ob es sich um ein Produkt der auf
Solaria beheimateten Gewürze handelte.
Dann dachte er an das eingeschränkte, auf Hefe basierende
Speisenangebot der Erde und fragte sich, ob es vielleicht einen Markt
für Hefekulturen geben könnte, die den Geschmack der
Produkte der Äußeren Welten imitierten.
Aber dann wurde er unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als
Soziologe Quemot wie aus dem Nichts erschien und ihn ansah. Diesmal sah er ihn an! Er saß auf einem kleineren Stuhl in einem
Raum, dessen Wände und Boden sich mit denen schlugen, die Baley
umgaben. Und jetzt lächelte er, so daß sich die feinen
Fältchen in seinem Gesicht vertieften und ihn paradoxerweise
wesentlich jugendlicher erscheinen ließen, weil sie
nämlich seine lebendigen Augen hervorhoben.
»Ich bitte tausendmal um Vergebung, Mr. Baley«, sagte
er. »Ich dachte, ich könnte die persönliche
Anwesenheit eines anderen ertragen; aber das war ein Irrtum. Ich war
äußerst angespannt, und der Satz, den Sie gebraucht haben,
hat mir irgendwie den Rest gegeben, sozusagen.«
»Was war das für ein Satz, Sir?«
»Sie sagten da etwas, daß man Leute von Angesicht
zu…«, er schüttelte den Kopf, und seine Zunge fuhr
über die Lippen. »Ich möchte es lieber nicht sagen.
Ich glaube, Sie wissen, was ich meine. Der Satz hat mir ein
plastisches Bild heraufbeschworen, von uns beiden, wie wir… wie
wir den Atem des anderen einatmen.« Der Solarianer schauderte
angeekelt. »Finden Sie das nicht abstoßend?«
»Darüber habe ich nie nachgedacht.«
»Mir scheint das eine widerliche Angewohnheit. Und als Sie es
sagten, und das Bild sich in mir aufbaute, erkannte ich
plötzlich, daß wir uns tatsächlich in
demselben Raum befanden. Und obwohl ich Sie nicht ansah, gab es da
sicherlich Luft, die schon in… äh… Ihrer Lunge gewesen
war und jetzt in die meine eindrang. Bei meiner empfindlichen
Einstellung…«
Baley unterbrach ihn. »Die Moleküle in der
Atmosphäre von ganz Solaria sind doch in Tausenden von Lungen
gewesen. Jehoshaphat! Sie waren in den Lungen von Tieren und den
Kiemen von Fischen.«
»Das ist wahr«, sagte Quemot und rieb sich nervös
die Wange, »und ich möchte lieber nicht daran denken. Aber
die Situation zwischen Ihnen und mir hatte so etwas Unmittelbares, wo
wir doch beide aus- und einatmen. Es ist wirklich erstaunlich, wie
erleichtert ich mich jetzt fühle, wo ich Sie sichte.«
»Ich befinde mich immer noch im selben Haus, Dr.
Quemot.«
»Genau das ist es, was mich so verblüfft. Sie befinden
sich im selben Haus, und doch ist es jetzt, wo wir das Trimensik
benutzen, völlig anders. Zumindest weiß ich jetzt, wie man
sich fühlt, wenn man einen Fremden sieht. Ich werde es nie
wieder versuchen.«
»Das klingt ja, als würden Sie mit dem Sehen
experimentieren.«
»In gewisser Weise habe ich das wohl getan«, sagte der
Spacer. »Das war ein Teil meines Antriebs. Und die Resultate
waren interessant, obwohl sie gleichzeitig auch beunruhigend waren.
Es war ein guter Versuch, und es kann sein, daß ich ihn
aufzeichne.«
»Daß Sie was aufzeichnen?« fragte Baley
verwirrt.
»Meine Gefühle!« Quemots verblüffter Blick
stand der Verblüffung in Baleys Augen nicht nach.
Er seufzte. Mißverständnisse, immer wieder
Mißverständnisse! »Ich habe nur gefragt, weil ich
irgendwie annahm, Sie würden Instrumente der einen oder anderen
Art haben, um emotionale Reaktionen zu messen. So etwas wie einen
Elektroenzephalographen.« Er blickte sich um, ohne etwas zu
entdecken. »Aber Sie würden natürlich eine
Taschenversion davon haben, die ohne direkten elektrischen Kontakt
arbeitet. Wir
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