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Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Titel: Foundation 02: Die Stahlhöhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Gefühl, in dem sich Unruhe und Erwartung mischten.
    Würde sie es ertragen? fragte er sich. Oder würde sie
nach ein paar Augenblicken davonhuschen und ihn dann nicht mehr sehen
und auch nicht mehr sichten wollen, so wie Quemot es getan hatte?
     
    Als er eintrat, stand sie am anderen Ende eines langen Raums. Sie
hätte ebensogut eine impressionistische Darstellung ihrer selbst
sein können, irgendwie nur auf das Wesentliche reduziert.
    Ihre Lippen waren schwach rot, ihre Augenbrauen leicht
nachgezeichnet, die Ohrläppchen leicht blau – aber davon
abgesehen war ihr Gesicht ohne jedes Make-up. Sie sah blaß aus,
ein wenig verängstigt und sehr jung.
    Das dunkelblonde Haar hatte sie nach hinten gekämmt, und ihre
graublauen Augen wirkten irgendwie scheu. Ihr Kleid war von einem so
dunklen Blau, daß es fast schwarz wirkte, mit einem ganz
schmalen, weißen Saum an den Seiten und langen Ärmeln. Sie
trug weiße Handschuhe und Schuhe mit flachen Absätzen.
Nirgendwo, außer in ihrem Gesicht, war auch nur ein Zollbreit
Haut zu sehen. Selbst ihr Hals war von einer Art Rüschenkragen
verdeckt.
    Baley blieb stehen. »Ist das nahe genug, Gladia?«
    Ihr Atem ging schnell und hektisch. »Ich hatte vergessen, was
mich erwartete«, antwortete sie. »Eigentlich ist es wie
Sichten, nicht wahr? Ich meine, wenn man nicht daran denkt, daß
man sich in Wirklichkeit sieht.«
    »Für mich ist das ganz normal«, sagte Baley.
    »Ja, auf der Erde.« Sie schloß die Augen.
»Manchmal versuche ich es mir auszumalen. Überall diese
Menschenmengen. Man geht eine Straße hinunter, und andere gehen
neben einem und wieder andere in entgegengesetzter Richtung.
Dutzende…«
    »Hunderte«, verbesserte sie Baley. »Haben Sie je in
einem Buchfilm Szenen von der Erde gesichtet? Oder einen Roman
gesichtet, der auf der Erde spielt?«
    »Davon gibt es hier nicht viele. Aber ich habe Romane
gesichtet, die auf den anderen Äußeren Welten spielen, wo
man sich die ganze Zeit sieht. Aber da ist es anders. Es wirkt
einfach nur wie ein Multi-Sichten.«
    »Küssen sich die Leute je in den Romanen?«
    Ihr Gesicht rötete sich. Die Vorstellung war ihr sichtlich
peinlich. »Solche Romane lese ich nicht.«
    »Niemals?«
    »Nun – es gibt natürlich immer ein paar schmutzige
Filme, wissen Sie? Und manchmal – ich meine – nur aus
Neugierde – aber dabei wird einem übel, wirklich.«
    »Ist das so?«
    Plötzlich wurde sie lebhafter. »Aber die Erde ist so
völlig anders. So viele Menschen. Ich stelle mir vor, Elijah,
daß Sie, wenn Sie gehen, sogar Leute berühren.
Versehentlich, meine ich.«
    Baley lächelte schwach. »Man stößt sie sogar
versehentlich um.« Er dachte an die Menschenmassen auf den
Expreßways, die einander zerrten und schoben und stießen
und die Streifen hinauf- und hinunterliefen. Und dann überkam
ihn einen Augenblick lang, ohne daß er es vermeiden konnte, so
etwas wie Heimweh.
    »Sie brauchen nicht dort stehenzubleiben«, sagte
Gladia.
    »Würde es Ihnen nichts ausmachen, wenn ich näher
käme?«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich sage es Ihnen schon, wenn es
nahe genug ist.«
    Baley trat Schritt für Schritt näher, während
Gladia ihn mit geweiteten Augen ansah.
    Dann sagte sie plötzlich: »Würden Sie gerne welche
von meinen Feldkolorierungen sehen?«
    Baley war noch sechs Fuß von ihr entfernt. Er blieb stehen
und sah sie an. Sie wirkte so klein und zerbrechlich. Er versuchte
sich sie vorzustellen, wie sie etwas (was?) in der Hand hielt und
damit wutentbrannt auf den Schädel ihres Mannes einschlug. Er
versuchte sich sie vorzustellen, wütend vor Zorn, erfüllt
von mörderischem Haß und Wut.
    Er mußte zugeben, daß es möglich war. Selbst eine
so zart wirkende Frau wie sie konnte einen Schädel einschlagen,
wenn sie die richtige Waffe besaß und wütend genug war.
Baley hatte schon Mörderinnen gesehen, die so wirkten, als
könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun.
    »Was sind Feldkolorierungen, Gladia?« fragte er.
    »Eine Kunstform«, sagte sie.
    Baley erinnerte sich an das, was Leebig über Gladias Kunst
gesagt hatte, und nickte. »Die würde ich mir gerne
ansehen.«
    »Dann kommen Sie bitte mit!«
    Baley achtete darauf, den Abstand von sechs Fuß zwischen
ihnen einzuhalten; das war immerhin nur ein Drittel der Distanz, die
Klorissa verlangt hatte.
     
    Sie betraten einen Raum, der von Licht erfüllt war. Er
leuchtete aus allen Ecken und in jeder Farbe.
    Gladia wirkte zufrieden und von Besitzerstolz erfüllt. Sie
blickte zu

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