Foundation 02: Die Stahlhöhlen
wenden: »Man hat mir nicht gesagt, weshalb ich nach Washington gerufen wurde, Sir.«
»Ich weiß«, sagte Minnim. Er lächelte. »Das läßt sich sofort klären. Sie werden für eine Weile versetzt.«
»Außerhalb von New York City?«
»Ziemlich weit.«
Baley hob die Brauen und blickte nachdenklich. »Sie sagten ›für eine Weile‹. Wie lange, Sir?«
»Das weiß ich nicht genau.«
Baley kannte die Vor- und Nachteile einer Versetzung. Als Besucher in einer City, deren Bewohner er nicht war, würde er wahrscheinlich besser leben, als es seinem offiziellen Rang entsprach. Andrerseits war es höchst unwahrscheinlich, daß man auch Jessie und ihrem Sohn Bentley erlauben würde, ihn zu begleiten. Man würde sich natürlich dort in New York um sie kümmern. Aber Baley war ein häusliches Geschöpf, und der Gedanke an Trennung bereitete ihm keine Freude.
Und dann konnte eine Versetzung natürlich auch einen ganz bestimmten Auftrag bedeuten, das war gut, und eine Verantwortung, die die überstieg, die man gewöhnlich Beamten seiner Rangstufe übertrug, und das könnte unangenehm sein. Baley hatte vor nicht zu vielen Monaten die Verantwortung überlebt, die aus den Ermittlungen im Mordfall eines Spacers außerhalb New Yorks bestanden hatten. Die Vorstellung, einen Auftrag ähnlicher Art übernehmen zu müssen, erfüllte ihn nicht gerade mit Freude.
»Würden Sie mir sagen, wo ich hin muß?« fragte er. »Die Art dieses Auftrags? Worum geht es?«
Er versuchte das ›ziemlich weit‹ des Regierungsbeamten abzuwägen und schloß mit sich selbst kleine Wetten hinsichtlich seines neuen Einsatzortes ab. Das ziemlich weit< hatte recht nachdrücklich geklungen, und Baley dachte: Kalkutta? Sydney?
Und dann bemerkte er plötzlich, daß Minnim nun doch eine Zigarre herauszog und sie jetzt sorgfältig anzündete.
Baley dachte: Jehoshaphat! Es fällt ihm schwer, es mir zu sagen. Er will es nicht sagen.
Minnim nahm die Zigarre aus dem Mund, blickte dem Rauch nach und sagte: »Das Justizministerium setzt Sie auf Solaria ein.«
Einen Augenblick lang tastete Baleys Bewußtsein nach einer Verbindung, die nicht da war. Solaria, Asien? – Solaria, Australien? – Dann stand er auf und sagte leise: »Sie meinen, eine der Äußeren Welten?«
Minnim wich Baleys Augen aus. »Stimmt!«
»Aber das ist doch unmöglich!« sagte Baley. »Die würden niemals einen Erdenmenschen auf einer Äußeren Welt zulassen.«
»Es gibt Umstände, die das ermöglichen, Baley. Auf Solaria ist ein Mord verübt worden.«
Baleys Lippen verzogen sich zu einem Lächeln; das war fast ein Reflex. »Das liegt aber doch etwas außerhalb unserer Zuständigkeit, oder?«
»Sie haben Hilfe erbeten.«
»Von uns? Von der Erde?« Baley sah sich zwischen Verwirrung und Unglauben hin- und hergerissen. Daß eine Äußere Welt irgendeine andere Haltung einnehmen konnte als die der Verachtung für den verschmähten Mutterplaneten oder bestenfalls etwas herablassendes Wohlwollen, war undenkbar. Aber Hilfe erbitten?
»Von der Erde?« wiederholte er.
»Ungewöhnlich«, räumte Minnim ein, »aber so ist es nun mal. Sie wollen, daß ein terrestrischer Detektiv auf den Fall angesetzt wird. Das Ganze ist durch diplomatische Kanäle auf höchster Ebene vorbereitet worden.«
Baley setzte sich wieder. »Warum ich? Ich bin kein junger Mann. Ich bin dreiundvierzig. Ich habe eine Frau und ein Kind. Ich könnte die Erde nicht verlassen.«
»Wir haben gar keine Wahl, Baley. Man hat ausdrücklich Sie angefordert.«
»Mich?«
»Ermittlungsbeamter Elijah Baley, C-6, von der Polizeibehörde New York City. Die wußten genau, was sie wollten. Ihnen ist doch sicherlich klar, warum?«
Doch Baley meinte hartnäckig: »Dafür bin ich nicht qualifiziert.«
»Die meinen das aber. Offenbar haben sie von der Art und Weise erfahren, wie Sie den Spacermord hier aufgeklärt haben.«
»Die müssen da etwas durcheinandergebracht haben. Vielleicht hat das besser ausgesehen, als es wirklich war.«
Minnim zuckte die Achseln. »Jedenfalls haben sie Sie verlangt, und wir haben uns bereit erklärt, Sie zu schicken. Sie werden versetzt. Der ganze Papierkram ist schon erledigt, und Sie müssen gehen. Während Ihrer Abwesenheit wird auf Basis C-7 für Ihre Frau und Ihr Kind gesorgt werden; das wird nämlich Ihr kommissarischer Rang während der Dauer dieses Auftrags sein.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Befriedigender Abschluß des Auftrags kann dazu führen, daß Ihnen diese Rangstufe auf
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