Foundation 02: Die Stahlhöhlen
bedeutet keine… keine…« – ihre Stimme wurde ganz leise, war jetzt nur noch ein Flüstern – »Kinder.«
»Keine Kinder?« sagte Baley mit normaler Stimme.
Gladia wurde rot. »Es ist schrecklich, so etwas auszusprechen. Ein solches Wort! K-Kinder!«
»Nach einer Weile geht es ganz einfach«, sagte Baley trocken.
»Ja. Aber wenn ich mir das angewöhne, werde ich es irgendwann vor anderen Solarianern aussprechen, und dann werde ich vor Scham im Boden versinken… Jedenfalls, wenn die zwei schon Kinder… sehen Sie, jetzt habe ich es schon wieder gesagt – gehabt haben, muß man sie finden und untersuchen – und das war übrigens Teil von Rikaines Pflichten – nun, es ist einfach unangenehm.«
Soviel zu Thool, dachte Baley. Die Unfähigkeit des Arztes war eine natürliche Konsequenz der hiesigen Gesellschaft, und daran war nichts Böses. Nichts notwendigerweise Böses. Man kann ihn wohl abhaken, dachte er, aber nur mit einem ganz dünnen Strich.
Er sah Gladia beim Essen zu. Ihre Bewegungen waren anmutig und akkurat, und ihr Appetit schien normal. (Sein Geflügel schmeckte herrlich. In einer Hinsicht jedenfalls – in bezug auf das Essen nämlich – konnte es leicht sein, daß diese Äußeren Welten Ihn verdarben.)
»Was halten Sie von der Vergiftung, Gladia?« fragte er.
Sie blickte auf. »Ich versuche, nicht daran zu denken. In letzter Zeit hat es soviel Schreckliches gegeben. Vielleicht war es gar keine Vergiftung.«
»Doch.«
»Aber es war doch niemand da?«
»Woher wissen Sie das?«
»Es kann niemand dagewesen sein. Er hat heutzutage keine Frau, weil er seine Zuteilung von K… – Sie wissen schon – hinter sich hat. Also war da niemand, der das Gift hätte hineintun können. Wie kann er also vergiftet worden sein?«
»Aber er ist vergiftet worden. Das ist eine Tatsache, und das muß man akzeptieren.«
Ihre Stirn umwölkte sich. »Meinen Sie etwa«, sagte sie, »daß er es selbst getan hat?«
»Das bezweifle ich. Warum sollte er? Und so öffentlich?«
»Dann konnte man es einfach nicht tun, Elijah. Es ging einfach nicht.«
»Im Gegenteil, Gladia«, sagte Baley. »Sehr leicht konnte man es tun. Und ich bin sicher, ich weiß genau, wie.«
8
WIDERSTAND GEGEN EINEN SPACER
Gladia schien einen Augenblick lang den Atem anzuhalten. Er entwich ihren geschürzten Lippen fast wie ein Pfeifen. Dann sagte sie: »Ich weiß ganz sicher nicht, wie es geschehen ist. Wissen Sie denn, wer es getan hat?«
Baley nickte. »Derselbe, der auch Ihren Mann getötet hat.«
»Sind Sie sicher?«
»Sind Sie das nicht? Der Mord an Ihrem Mann war der erste Mord in der Geschichte Solanas. Einen Monat später ereignet sich ein zweiter Mord. Kann das denn ein Zufall sein? Zwei Mörder, die – unabhängig voneinander – innerhalb eines Monats auf einer sonst von Verbrechen freien Welt zuschlagen? Und dann bedenken Sie auch noch, daß das zweite Opfer damit beschäftigt war, das erste Verbrechen zu untersuchen, und damit für den ursprünglichen Mörder eine große Gefahr darstellte.«
»Nun…« Gladia wandte sich ihrem Nachtisch zu und sagte dann zwischen zwei Bissen: »Wenn Sie es so ausdrücken, bin ich unschuldig.«
»Wieso, Gladia?«
»Nun, Elijah, ich bin in meinem ganzen Leben nie auch nur in die Nähe des Gruer-Anwesens gekommen, also könnte ich ganz sicher Agent Gruer nicht vergiftet haben. Und wenn ich das nicht getan habe – nun, dann habe ich meinen Mann auch nicht getötet.«
Baley bewahrte strenges Schweigen. Das schien die in ihr entstandene Hochstimmung gleich wieder zu dämpfen, denn ihre Mundwinkel sanken herunter. »Denken Sie da anders, Elijah?«
»Ich bin da nicht sicher«, sagte Baley. »Ich sagte Ihnen ja, ich kenne die Methode, mit der man Gruer vergiftet hat; sie ist äußerst geschickt, und jedermann auf Solaria hätte sich ihrer bedienen können, ob der Betreffende sich nun auf dem Gruer-Anwesen befunden hat oder nicht; genauer gesagt, ob der Betreffende je das Gruer-Anwesen betreten hat oder nicht.«
Gladia ballte die Hände zu Fäusten. »Sagen Sie damit, daß ich die Tat begangen habe?«
»Nein, das sage ich nicht.«
»Sie deuten es aber an.« Ihre Lippen waren vor Wut weiß, und über ihren hohen Backenknochen brannten hektische rote Flecken. »Ist das der Grund, weshalb Sie mich sichten wollten? Um mir heimtückische Fragen zu stellen? Um mich in die Falle zu locken?«
»Aber warten Sie doch…«
»Und ich hielt Sie für einen mitfühlenden Menschen, einen
Weitere Kostenlose Bücher