Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Menschen mit Verständnis. Sie… Sie Erdenmensch!«
Ihre sonst so angenehme Altstimme war bei dem letzten Wort schrill geworden.
Daneels perfektes Gesicht wandte sich Gladia zu, und er sagte: »Wenn Sie mir verzeihen wollen, Mrs. Delmarre -Sie halten Ihr Messer recht verkrampft und könnten sich schneiden. Bitte, seien Sie vorsichtig!«
Gladia starrte das kurze, stumpfe und ohne Zweifel völlig harmlose Messer verstört an, das sie in der Hand hielt. Mit einer verkrampften Bewegung hob sie es plötzlich.
»Sie könnten mich nicht erreichen, Gladia«, sagte Baley.
Und sie stieß hervor: »Wer würde Sie schon erreichen wollen? Ah!« Sie schauderte in einer Geste übertriebenen Ekels und rief: »Brecht sofort den Kontakt ab!«
Die Anweisung mußte einem für Baley und Daneel unsichtbaren Roboter gegolten haben, denn Gladia und ihre Hälfte des Raumes verschwanden im gleichen Augenblick; an ihre Stelle trat wieder die ursprüngliche Wand.
»Gehe ich in der Annahme richtig, daß Sie diese Frau jetzt für schuldig halten?« fragte Daneel.
»Nein«, sagte Baley ausdruckslos. »Wer auch immer die Tat begangen hat, dazu war ein viel höheres Maß an bestimmten Eigenschaften notwendig, als diese junge Frau besitzt.«
»Sie ist erregt.«
»Und was besagt das schon? Die meisten Leute sind erregbar. Bedenken Sie auch, daß sie eine beträchtliche Zeit unter beträchtlichem Streß gestanden hat. Wäre ich unter ähnlichem Streß gestanden und hätte sich jemand so gegen mich gewandt, wie sie das bei mir empfunden hat, so hätte ich unter Umständen viel mehr tun können, als mit einem albernen, kleinen Messer herumzufuchteln.«
Daneel ließ das auf sich beruhen und meinte: »Sie sagen, Sie haben herausgefunden, wie man jemanden aus der Ferne vergiften kann. Mir ist diese Technik nach wie vor rätselhaft.«
Baley bereitete es ein gewisses Vergnügen, sagen zu können: »Ich weiß. Ihnen fehlt die Fähigkeit, dieses spezielle Rätsel zu lösen.«
Er sagte das so, als wäre damit das letzte Wort gesprochen. Und Daneel akzeptierte die Aussage so ruhig und gelassen, wie er das immer zu tun pflegte.
»Ich habe jetzt zwei Aufgaben für Sie, Daneel«, meinte Baley.
»Und was sind das für Aufgaben, Partner Elijah?«
»Zuerst nehmen Sie mit diesem Dr. Thool Verbindung auf und stellen den Zustand Mrs. Delmarres zum Zeitpunkt der Ermordung ihres Mannes fest. Wie lange sie behandelt werden mußte und so weiter.«
»Wollen Sie etwas Bestimmtes herausfinden?«
»Nein. Ich versuche nur Daten zu sammeln. Das ist auf dieser Welt nicht leicht. Zum zweiten sollen Sie herausfinden, wer Gruers Stelle als Leiter der Sicherheitsbehörde einnehmen wird. Sobald Sie das wissen, veranlassen Sie, daß ich ihn gleich morgen früh sichten kann. Was mich betrifft«, sagte er sichtlich und hörbar mißvergnügt, »so werde ich jetzt zu Bett gehen und werde, wie ich hoffe, schließlich auch schlafen können.« Und dann, fast verstimmt: »Meinen Sie, ich könnte hier einen vernünftigen Buchfilm bekommen?«
»Ich würde vorschlagen, daß Sie den Roboter kommen lassen, der für die Bibliothek zuständig ist«, meinte Daneel.
Baley war ungehalten darüber, sich mit dem Roboter abgeben zu müssen. Er hätte es entschieden vorgezogen, einfach herumzustöbern.
»Nein«, sagte er, »keine Klassiker; ganz gewöhnliche Romane, die sich mit dem Alltagsleben auf Solaria befassen, vielleicht ein halbes Dutzend davon.«
Der Roboter fügte sich (das mußte er). Aber auch noch während er damit beschäftigt war, die entsprechenden Schalter zu betätigen, die die gewünschten Buchfilme aus ihren Nischen zupften und sie erst zu einem Ausgabeschlitz und schließlich in Baleys Hand beförderten, rasselte er mit respektvoller Stimme die anderen Kategorien herunter, die die Bibliothek zu bieten hatte.
Ob der Herr nicht vielleicht doch lieber eine Abenteuergeschichte aus den Tagen der Erforschung des Planeten vorziehen würde, schlug er vor. Oder ein ausgezeichnetes Buch über Chemie vielleicht, mit belebten Atommodellen. Oder vielleicht Fantasy. Oder eine Galaktografie. Die Liste schien endlos.
Baley wartete mürrisch auf sein halbes Dutzend, sagte dann: »Das reicht jetzt«, griff mit eigener Hand – mit eigener Hand – nach einem Lesegerät und verließ den Raum.
Als der Roboter ihm folgte und fragte: »Brauchen Sie Hilfe, um das Gerät zu bedienen, Herr?« wandte Baley sich um und herrschte ihn an: »Nein! Bleib, wo du bist!«
Der Roboter
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