Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
»Wahrscheinlich hielt sie ihn für viel zu wertvoll, um ihn für Aufgaben einzusetzen, die jeder gewöhnliche Roboter verrichten konnte.«
»Sie scheinen verstimmt. Haben Sie das auch so gesehen?«
»Er war ihr Roboter. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht.«
»Und wenn Sie in Gladias Niederlassung waren, haben Sie ihn nie gesehen?«
»Niemals.«
»Hat sie je etwas über ihn gesagt? Über ihn gesprochen?«
»Nicht, daß ich mich erinnere.«
»Kam Ihnen das nicht eigenartig vor?«
Gremionis schüttelte den Kopf. »Nein. Warum über Roboter reden?«
Baleys ernste Augen fixierten das Gesicht seines Gegenübers. »Hatten Sie eine Ahnung, welche Beziehung zwischen Gladia und Jander herrschte?«
Gremionis sah ihn an. »Werden Sie mir jetzt sagen, daß die beiden sexuelle Beziehungen hatten?«
»Würde Sie das überraschen, wenn ich das sagte?« fragte Baley dagegen.
Gremionis schien ungerührt. »Das kommt vor. Es ist nicht ungewöhnlich. Man kann manchmal einen Roboter benutzen, wenn einem danach ist. Und ein humaniformer Roboter – völlig humaniform, glaube ich…«
»Völlig«, sagte Baley mit einer entsprechenden Handbewegung.
Gremionis zog die Mundwinkel herunter. »Nun, dann würde es einer Frau ja schwerfallen, da zu widerstehen.«
»Ihnen hat sie widerstanden. Stört es Sie nicht, daß Gladia Ihnen einen Roboter vorgezogen hat?«
»Nun, wenn es darauf hinausläuft, bin ich nicht sicher, daß ich es überhaupt glaube – aber wenn es so ist, so gibt es daran nichts, worüber man sich aufzuregen brauchte. Ein Roboter ist eben nur ein Roboter. Eine Frau und ein Roboter – oder ein Mann und ein Roboter –, das ist doch nur Masturbation.«
»Sie haben ehrlich nichts von der Beziehung gewußt, Mr. Gremionis? Niemals etwas geargwöhnt?«
»Ich habe nie darüber nachgedacht«, beharrte Gremionis.
»Sie haben es nicht gewußt? Oder es gewußt, aber ihm keine Bedeutung beigemessen?«
Gremionis blickte finster. »Jetzt wollen Sie mich wieder in die Enge treiben. Was wollen Sie denn, daß ich sage? Jetzt, wo Sie es mir in den Mund gelegt haben, scheint mir, wenn ich zurückblicke, daß ich vielleicht gelegentlich über so etwas nachgedacht habe. Trotzdem, ich hatte nie das Gefühl, daß etwas geschah, ehe Sie anfingen, diese Fragen zu stellen.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, ich bin sicher. Sie sollen mich nicht bedrängen.«
»Ich bedränge Sie nicht. Ich frage mich nur, ob Sie wußten, daß Gladia regelmäßige sexuelle Beziehungen mit Jander hatte, ob Sie wußten, daß Sie nie, solange das so war, als ihr Liebhaber akzeptiert werden würden, und sie so sehr begehrten, daß Sie vor nichts haltgemacht hätten, um Jander auszuschalten, daß Sie, kurz gesagt, so eifersüchtig waren, daß Sie…«
Und in dem Augenblick warf sich Gremionis – als hätte sich eine straff gespannte Feder in ihm, die minutenlang unter Mühe festgehalten worden war, plötzlich gelöst – mit einem lauten Schrei auf Baley, der, völlig überrascht, instinktiv zurückfuhr, daß sein Stuhl umkippte.
51
Starke Arme hielten ihn. Baley spürte, wie man ihn aufhob, den Stuhl wieder aufrichtete, und dann wurde ihm bewußt, daß er sich im Griff eines Roboters befand. Wie leicht man doch vergaß, daß sie sich im Raum befanden, wenn sie stumm und reglos in ihren Nischen standen.
Aber es war weder Daneel noch Giskard, der ihm zu Hilfe gekommen war. Es war Gremionis’ Roboter, Brundij.
»Sir«, sagte Brundij, und seine Stimme klang ein wenig unnatürlich. »Ich hoffe, Sie sind nicht verletzt.«
Wo waren Daneel und Giskard?
Die Frage beantwortete sich sofort. Die Roboter hatten sich die Arbeit sauber und schnell geteilt. Daneel und Giskard, abschätzend, daß ein umgekippter Stuhl die geringere Wahrscheinlichkeit eines Schadens für Baley bot als ein Gremionis, der die Kontrolle über sich verloren hatte, hatten sich auf den Gastgeber gestürzt. Brundij, sofort erkennend, daß er in jener Richtung nicht benötigt wurde, kümmerte sich um das Wohlbefinden des Gastes.
Gremionis hing schwer atmend und völlig bewegungsunfähig im vorsichtigen Doppelgriff von Baleys Robotern.
Gremionis sagte mit einer Stimme, die kaum lauter als ein Flüstern war: »Laßt mich los! Ich habe mich unter Kontrolle.«
»Ja, Sir«, sagte Giskard.
»Natürlich, Mr. Gremionis«, sagte Daneel in einem Tonfall, der fast überlegen wirkte.
Aber obwohl ihre Hände ihn losließen, machte keiner Anstalten, von Gremionis’ Seite zu
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