Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
ich bereit wäre, meine Theorien zu veröffentlichen, was ich ganz sicher nicht bin. Aber lassen Sie mich sehen, ob ich nicht doch etwas erklären kann. -Sie wissen natürlich, daß die Roboter auf der Erde erfunden worden sind.«
»Auf der Erde befaßt man sich nur sehr wenig mit der Robotik…«
»Das starke Antirobotervorurteil der Erde ist auf den Spacerwelten wohlbekannt.«
»Aber jedem Menschen auf der Erde, der darüber nachdenkt, ist natürlich bewußt, daß die Roboter ihren Ursprung auf der Erde hatten. Es ist wohlbekannt, daß der hyperspatiale Raumflug mit Hilfe von Robotern entwickelt wurde, und da man die Spacerwelten ohne hyperspatialen Raumflug nicht hätte besiedeln können, folgert daraus, daß bereits vor der Besiedlung Roboter existierten, zu einer Zeit also, als die Erde noch der einzige von Menschen bewohnte Planet war. Deshalb wurden die Roboter auf der Erde und von Erdenmenschen erfunden.«
»Und doch empfindet die Erde darüber keinen Stolz, oder?«
»Wir sprechen nicht darüber«, sagte Baley fast schroff.
»Und die Erdenmenschen wissen nichts über Susan Calvin?«
»Ich bin in ein paar alten Büchern auf ihren Namen gestoßen. Sie war wohl eine der Pioniere der Robotik.«
»Ist das alles, was Sie über sie wissen?«
Baley machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wahrscheinlich könnte ich mehr finden, wenn ich die Archive durchstöberte, aber ich hatte dazu keine Gelegenheit.«
»Wie eigenartig«, sagte Fastolfe. »Für alle Spacer ist sie so etwas wie ein Halbgott, so sehr, daß ich mir vorstelle, nur wenige Spacer, die nicht tatsächlich Robotiker sind, würden in ihr überhaupt eine Erdenfrau sehen. Das würde denen wie Gotteslästerung vorkommen. Sie würden selbst dann noch ablehnen, es zu glauben, wenn man ihnen sagte, daß sie im Alter von wenig mehr als hundert metrischen Jahren gestorben ist. Und doch kennen Sie sie nur als frühen Pionier.«
»Hat sie mit all dem etwas zu tun, Dr. Fastolfe?«
»Nicht direkt, aber in gewisser Weise, ja. Sie müssen verstehen, daß es zahlreiche Legenden gibt, die sich um ihren Namen ranken. Die meisten sind ohne Zweifel falsch, haften ihr aber dennoch an. Eine der berühmtesten Legenden – und eine von denen mit der geringsten Wahrscheinlichkeit, wahr zu sein – betrifft einen Roboter, der in jener primitiven Zeit hergestellt wurde und bei dem sich herausstellte, daß er infolge irgendeines Fehlers in der Produktion telepathische Fähigkeiten besaß…«
»Was?!«
»Eine Legende! Ich sagte Ihnen doch, daß es eine Legende ist – und ohne Zweifel eine durch und durch erfundene! Damit wir uns richtig verstehen, es gibt einen theoretischen Grund, nach dem so etwas möglich sein konnte, obwohl bis zur Stunde noch niemand je eine plausible Konstruktion vorgelegt hat, die auch nur die Anfangsgründe einer solchen Fähigkeit einschließen könnte. Daß so etwas in einem so primitiven und einfachen Positronengehirn hätte auftauchen können, wie es sie in der prähyperspatialen Zeit gegeben hat, ist völlig undenkbar. Deshalb sind wir ganz sicher, daß diese ganz spezielle Geschichte eine Erfindung ist. Aber lassen Sie mich dennoch fortfahren, denn die Geschichte hat eine Moral.«
»Aber bitte, fahren Sie doch fort!«
»Der Roboter konnte also nach dieser Geschichte Gedanken lesen. Und wenn man ihm Fragen stellte, dann las er die Gedanken des Fragenden und sagte ihm das, was dieser hören wollte. Nun besagt das Erste Gesetz der Robotik eindeutig, daß ein Roboter kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit zulassen darf, daß eine Person Schaden erleide, aber für Roboter bedeutet das im allgemeinen physischen Schaden. Ein Roboter freilich, der Gedanken lesen kann, würde ganz sicher zu dem Schluß gelangen, daß Enttäuschung oder Ärger oder jegliche heftige Empfindung das menschliche Wesen, das jene Empfindungen hat, unglücklich machen. Und der Roboter würde das Herbeiführen solcher Empfindungen unter dem Überbegriff ›Schaden‹ interpretieren. Wenn daher ein telepathischer Roboter wüßte, daß die Wahrheit einen Fragenden enttäuschen oder in Zorn versetzen oder jene Person dazu bringen würde, Leid oder Unglück zu empfinden, würde er statt dessen angenehm lügen. Verstehen Sie das?«
»Ja, natürlich.«
»So hat der Roboter selbst Susan Calvin belogen. Die Lügen konnten nicht lange Bestand haben, denn verschiedenen Leuten wurden verschiedene Dinge gesagt, die nicht nur in sich unstimmig waren, sondern auch
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