Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
bisher erlebt
haben. Wir wollen nicht, daß es dazu kommt.«
»Dieser Verantwortung fühle ich mich nicht gewachsen,
Ma’am. Die Aufgabe ist…«
»Nahezu unlösbar. Das wissen wir. Aber wir haben keine
Wahl. Fastolfe besteht darauf – und unter ihm steht im
Augenblick die Regierung von Aurora. Wenn Sie sich weigern, die Reise
zu unternehmen, oder wir Sie nicht gehen lassen, machen wir die
Auroraner wütend. Wenn Sie gehen und Erfolg haben, werden wir
gerettet, und Sie werden angemessen belohnt werden.«
»Und wenn ich gehe – und versage?«
»Dann werden wir uns die größte Mühe geben,
dafür zu sorgen, daß die Schuld auf Sie und nicht auf die
Erde fällt.«
»Mit anderen Worten, das Gesicht der Bürokratie wird
gewahrt bleiben.«
»Man könnte das auch freundlicher so ausdrücken,
daß man Sie den Wölfen vorwirft in der Hoffnung, daß
die Erde nicht zu sehr zu leiden braucht. Ein Mensch ist kein zu
hoher Preis für unseren Planeten.«
»Mir scheint, daß ich ebensogut hierbleiben
könnte, da ich ja doch mit Sicherheit versagen werde.«
»Dafür sind Sie zu intelligent«, sagte Demachek
leise. »Aurora hat Sie verlangt, und Sie können nicht
ablehnen. Und außerdem, warum sollten Sie ablehnen wollen? Sie
versuchen jetzt seit zwei Jahren, nach Aurora zu kommen, und waren
verbittert, als man Ihnen die Erlaubnis versagt hat.«
»Ich wollte in Frieden gehen, um uns Hilfe bei der Besiedlung
anderer Welten zu beschaffen, nicht um…«
»Sie könnten ja immer noch versuchen, deren Hilfe
für Ihren Traum der Besiedlung anderer Welten zu erwirken,
Baley. Immerhin, nehmen Sie einmal an, Sie hätten Erfolg.
Möglich ist das ja immerhin. In dem Fall wird Fastolfe Ihnen
sehr verpflichtet sein und tut vielleicht wesentlich mehr für
Sie, als er unter anderen Umständen je tun würde. Und wir
selbst werden Ihnen auch hinreichend dankbar sein, um Sie zu
unterstützen. Ist dies nicht ein Risiko wert, selbst ein
großes? So klein Ihre Chancen auf Erfolg auch sein mögen,
falls Sie gehen – wenn Sie nicht gehen, sind diese Chancen
gleich Null. Denken Sie auch daran, Baley, aber bitte – nicht zu
lang.«
Baleys Lippen preßten sich zusammen, und als er am Ende
erkannte, daß es keine Alternative gab, sagte er: »Wieviel
Zeit habe ich denn, um…«
Und Demachek sagte ruhig: »Kommen Sie. Habe ich Ihnen nicht
erklärt, daß wir keine Wahl haben – und auch keine
Zeit? Sie reisen«, sie sah auf ihre Uhr, »in knapp sechs
Stunden ab.«
5
Der Raumhafen lag am östlichen Rand der City in einem fast
verlassenen Sektor, der genaugenommen Draußen lag. Die
Tatsache, daß die Schalter und Warteräume tatsächlich
innerhalb der City lagen und der Zugang zum Schiff durch einen Tunnel
erfolgte, milderte diese Tatsache etwas. Traditionsgemäß
fanden alle Starts nachts statt, so daß auch die Dunkelheit
noch dazu beitrug, den Effekt zu dämpfen.
Wenn man die dichte Bevölkerung der Erde bedachte, wirkte der
Raumhafen nicht gerade geschäftig. Erdenmenschen verließen
den Planeten nur selten, und der Verkehr bestand zur Gänze aus
kommerziellen Aktivitäten, die von Robotern und Spacern
wahrgenommen wurden.
Elijah Baley, der darauf wartete, daß das Schiff zum
Einsteigen bereitgestellt wurde, fühlte sich bereits von der
Erde abgeschnitten.
Bentley saß bei ihm, und zwischen den beiden herrschte ein
bedrücktes Schweigen. Schließlich sagte Ben: »Ich
hab’ mir gedacht, daß Mom nicht gerne mitkommen
würde.«
Baley nickte. »Das dachte ich mir auch. Ich erinnere mich
noch gut, wie sie war, als ich nach Solaria fuhr. Das ist nicht
anders.«
»Hast du sie beruhigen können?«
»Ich habe getan, was ich konnte. Sie ist überzeugt,
daß das Schiff abstürzen wird, oder daß die Spacer
mich umbringen, sobald ich auf Aurora ankomme.«
»Von Solaria bist du ja auch heil
zurückgekommen.«
»Das führt bei ihr nur dazu, daß sie das Risiko
beim zweitenmal noch mehr scheut. Sie nimmt an, daß man nicht
immer Glück haben kann. Aber sie wird es schon schaffen. Halt
dich in ihrer Nähe, Ben! Verbring gelegentlich einige Zeit bei
ihr, und was auch immer du tust, rede nicht davon, daß du neue
Planeten besiedeln willst! Das ist es, was sie wirklich unruhig
macht, weißt du? Sie hat das Gefühl, daß du sie in
den nächsten Jahren verlassen wirst. Und da sie nicht mitkommen
kann, weiß sie, daß sie dich nie wiedersehen
wird.«
»Ja«, sagte Ben. »Dazu könnte es
kommen.«
»Du kannst das vielleicht ganz gut ertragen,
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