Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
seine
Position noch sehr verletzlich war. Aber für ihn steht ja nur
seine persönliche Macht auf dem Spiel, wohingegen wir uns um das
Wohlergehen von mehr als acht Milliarden Erdenmenschen Gedanken
machen müssen. Und genau das ist es, was die augenblickliche
politische Situation fast unerträglich delikat macht.«
Sie machte eine Pause, und Baley war schließlich gezwungen,
die Frage zu stellen: »Auf welche Lage beziehen Sie sich denn,
Ma’am?«
»Wie es scheint«, sagte Demachek, »ist Fastolfe in
einen ernsthaften Skandal verwickelt, wie es noch nie einen gegeben
hat. Wenn er ungeschickt ist, besteht die Gefahr, daß er in
wenigen Wochen als Politiker vernichtet wird. Wenn er geradezu
übermenschlich raffiniert ist, kann er vielleicht noch ein paar
Monate lang überleben. Aber über kurz oder lang könnte
er als politischer Faktor auf Aurora vernichtet werden – und das
wäre für die Erde eine echte Katastrophe, müssen Sie
wissen.«
»Darf ich fragen, was man ihm vorwirft? Korruption?
Verrat?«
»Nichts dergleichen. Seine persönliche Integrität
wird selbst von seinen Feinden nicht in Frage gestellt. Es geht um
mehr.«
»Ein Verbrechen der Leidenschaft also? Mord?«
»Nicht ganz Mord.«
»Ich verstehe nicht, Ma’am.«
»Auf Aurora gibt es menschliche Geschöpfe, Mr. Baley.
Und Roboter gibt es auch. Die meisten sind so ähnlich wie die
unseren, in den meisten Fällen nicht sehr viel weiter
fortgeschritten. Aber es gibt einige wenige Humaniformroboter,
Roboter, die so humaniform sind, daß man sie für Menschen
halten kann.«
Baley nickte. »Das ist mir sehr wohl bekannt.«
»Ich nehme an, daß die Zerstörung eines
Humaniformroboters im strengen Wortsinn wohl nicht als Mord
bezeichnet wird.«
Baley beugte sich vor, und seine Augen weiteten sich.
»Jehoshaphat, Frau! Hören Sie auf, Ihr Spiel mit mir zu
treiben! Wollen Sie damit sagen, daß Dr. Fastolfe R. Daneel
getötet hat?«
Roth sprang auf und schien im Begriff zu sein, Baley anzugreifen,
aber Untersekretär Demachek winkte ihn zurück. Ihr schien
Baleys Ausbruch nichts auszumachen.
»Unter den gegebenen Umständen verzeihe ich Ihnen Ihre
Respektlosigkeit, Baley«, sagte sie. »Nein, R. Daneel ist nicht getötet worden. Er ist nicht der einzige
humaniforme Roboter auf Aurora. Ein anderer solcher Roboter, nicht R. Daneel, ist getötet worden, wenn Sie den Begriff in
diesem Sinne anwenden wollen. Um präziser zu sein: Sein
Bewußtsein ist zerstört worden; man hat einen permanenten
und irreversiblen Roblock in ihm erzeugt.«
»Und die sagen, daß Dr. Fastolfe das getan hat?«
fragte Baley.
»Seine Feinde sagen das. Die Extremisten, die den Wunsch
haben, daß sich nur die Spacer in der Galaxis ausbreiten, und
die wünschen, daß die Erdenmenschen aus dem Universum
verschwinden, sagen es. Wenn es diesen Extremisten gelingt, innerhalb
der nächsten paar Wochen Neuwahlen herbeizuführen, werden
sie ganz sicher die totale Kontrolle über die Regierung
gewinnen, und das kann unvorhersehbare Folgen haben.«
»Warum ist dieser Roblock politisch so wichtig? Das verstehe
ich nicht.«
»Ich weiß es selbst nicht genau«, sagte Demachek.
»Ich behaupte auch gar nicht, die auroranische Politik zu
verstehen. Wahrscheinlich waren die Humaniformen irgendwie in die
Pläne der Extremisten verwickelt, und die Zerstörung dieses
einen hat sie wütend gemacht.« Sie rümpfte die Nase.
»Mir scheint ihre Politik sehr verwirrend, und ich würde
Sie nur in die Irre führen, wenn ich versuchte, sie zu
interpretieren.«
Baley gab sich Mühe, unter den strengen Blicken des
Untersekretärs unter Kontrolle zu bleiben. So sagte er leise:
»Warum bin ich hier?«
»Wegen Fastolfe. Sie sind schon einmal in den Weltraum
geflogen, um einen Mordfall zu lösen, und hatten Erfolg.
Fastolfe will, daß Sie es wieder versuchen. Sie sollen nach
Aurora reisen und herausfinden, wer für den Roblock
verantwortlich war. Nach seiner Ansicht ist das seine einzige Chance,
die Extremisten zurückzudrängen.«
»Ich bin kein Robotiker. Und ich weiß nichts über
Aurora…«
»Sie wußten auch nichts über Solaria, und doch
haben Sie es geschafft. Worauf es ankommt, Baley, ist, daß wir
ebenso daran interessiert sind, Genaueres über die Geschehnisse
dort zu erfahren wie Fastolfe selbst. Wir wollen nicht, daß er
vernichtet wird. Wenn es dazu kommt, dann wird die Erde einem
Maß an Feindseligkeit seitens dieser Extremisten ausgesetzt
sein, das wahrscheinlich alles übersteigt, was wir
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