Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
Andererseits, Sir, trifft er
möglicherweise keine Entscheidung und fordert weitere Aussagen,
weitere Überlegungen – oder beides.«
»Und wenn der Vorsitzende zu einer Entscheidung gelangt, wird
sich Amadiro ihr dann beugen, falls sie gegen ihn ausfällt
– oder wird Fastolfe sich beugen, wenn sie gegen ihn lautet?«
»Dafür besteht keine absolute Notwendigkeit. Es gibt
fast immer Leute, die die Entscheidung des Vorsitzenden nicht
akzeptieren. Und sowohl Dr. Amadiro als auch Dr. Fastolfe sind
hartnäckige, starrköpfige Individuen – wenn man aus
ihrem Verhalten Schlüsse ziehen darf. Die meisten Legislatoren
freilich werden der Entscheidung des Vorsitzenden folgen, gleich, wie
diese lauten mag. Dr. Fastolfe oder Dr. Amadiro – gegen welchen
von beiden auch immer sich der Vorsitzende entscheidet – werden
daher sicher bei der Abstimmung nur eine winzige Minderheit für
sich einnehmen können.«
»Wie sicher ist das, Giskard?«
»Fast hundertprozentig. Die Amtsperiode des Vorsitzenden
beträgt gewöhnlich dreißig Jahre, und dann besteht
die Möglichkeit, daß die Legislatur ihn auf weitere
dreißig Jahre wiederwählt. Falls freilich eine Abstimmung
gegen die Empfehlung des Vorsitzenden ausgehen sollte, wäre der
Vorsitzende gezwungen, sofort zurückzutreten, und es würde
zu einer Regierungskrise kommen, während die Legislatur, von
bitteren Disputen zerrissen, versuchte, einen anderen Vorsitzenden zu
finden. Wenige Legislatoren sind bereit, dieses Risiko einzugehen,
und die Chance, eine Mehrheit zur Abstimmung gegen den Vorsitzenden
zu bekommen, falls das bedeutungsvoll wäre, ist fast gleich
Null.«
»Dann hängt tatsächlich alles von der Konferenz
heute morgen ab«, sagte Baley etwas bedrückt.
»Höchstwahrscheinlich.«
»Danke, Giskard.«
Etwas niedergeschlagen ordnete Baley seine Gedanken. Ihm schien
das Ganze hoffnungsvoll, aber er hatte keine Ahnung, was Amadiro etwa
sagen oder wie der Vorsitzende sein würde. Amadiro war es, der
das Gespräch vorbereitet hatte, und er mußte sich
zuversichtlich fühlen, seiner selbst sicher.
Und in dem Augenblick erinnerte Baley sich erneut: Als er
eingeschlafen war, mit Gladia in den Armen, hatte er die Bedeutung
all der Ereignisse auf Aurora gesehen – oder zu sehen geglaubt
– oder sich vorgetäuscht, sie zu sehen. Alles war ihm klar,
offensichtlich und sicher vorgekommen. Und wiederum, nun zum
drittenmal, war es ebenso schnell verschwunden, als wäre es nie
dagewesen.
Und mit jenem Gedanken schien auch seine Hoffnung zu
schwinden.
72
Daneel führte Baley in den Raum, in dem für das
Frühstück gedeckt war – er schien ihm intimer als ein
gewöhnliches Speisezimmer. Der Raum war klein und schlicht und
enthielt nur einen Tisch und zwei Stühle, und als Daneel sich
zurückzog, trat er nicht in eine Nische. Tatsächlich gab es
gar keine Nischen, und einen Augenblick lang fand Baley sich allein
– völlig allein – in dem Zimmer.
Er war sicher, daß er nicht wirklich allein war. Es
mußte Roboter geben, die ihm sofort auf Zuruf zur
Verfügung stehen würden. Trotzdem war es ein Raum für
zwei – ein Keine-Roboter-Raum – ein Raum (Baley
zögerte bei dem Gedanken) für Liebende.
Auf dem Tisch standen zwei Stapel pfannkuchenartiger Gebilde, die
nicht wie Pfannkuchen rochen, aber gut rochen. Zwei Behälter mit
etwas, das wie geschmolzene Butter aussah (was aber vielleicht keine
Butter war) standen daneben. Und ein Topf mit dem heißen
Getränk (das Baley versucht und als nicht sehr angenehm
empfunden hatte und das hier anstelle von Kaffee getrunken
wurde).
Gladia trat ein. Sie war ziemlich streng gekleidet, und ihr Haar
glänzte, als wäre es frisch gewaschen und frisiert. Sie
blieb unter der Tür stehen, und ein leichtes Lächeln formte
sich auf ihrem Gesicht. »Elijah?«
Baley, den ihr plötzliches Auftauchen ein wenig
überrascht hatte, sprang auf. »Wie geht es, Gladia?«
Fast stotterte er ein wenig.
Doch sie ignorierte das. Sie schien vergnügt, sorglos. Dann
sagte sie: »Wenn du dir Sorgen machst, weil Daneel nicht zu
sehen ist, das brauchst du nicht. Er ist völlig sicher und wird
es auch bleiben. Was uns betrifft…« Sie kam zu ihm, trat
ganz nahe an ihn heran und legte behutsam die Hand auf seine Wange,
so wie sie es vor langer Zeit auf Solaria getan hatte.
Sie lachte leicht. »Das war alles, was ich damals getan habe,
Elijah. Erinnerst du dich?«
Elijah nickte stumm.
»Hast du gut geschlafen, Elijah? – Setz
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