Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Steuersystem
müsse vereinfacht werden.«
»Klingt vernünftig.«
»Bis zu einem gewissen Punkt, aber ich könnte mir
denken, daß Tennar nach unserer kleinen Unterhaltung mit der
Vereinfachung übertreibt. Weißt du, bei der Besteuerung
sind beide Extreme von Übel. Machst du das System zu
kompliziert, dann durchschaut es niemand mehr, und die Bürger
müssen für einen maßlosen und überteuerten
Verwaltungsapparat bezahlen. Machst du es zu simpel, dann empfinden
es die Leute als ungerecht, und der Unmut wächst. Die einfachste
Steuer ist die Kopfsteuer, wobei jedes Individuum den gleichen Betrag
zu entrichten hat, aber arm und reich auf diese Weise gleich zu
behandeln, wäre eine allzu grobe Ungerechtigkeit.«
»Und das hast du dem General nicht erklärt?«
»Es hat sich irgendwie nicht ergeben.«
»Und du glaubst, der General wird es mit einer Kopfsteuer
probieren?«
»Zumindest wird er wohl den Plan schmieden, und diese
Nachricht wird zwangsläufig durchsickern. Das allein würde
schon genügen, um Unruhen auszulösen und
möglicherweise die ganze Regierung zu stürzen.«
»Und das hast du mit Absicht getan, Dad?«
»Natürlich.«
Raych schüttelte den Kopf. »Du gibst mir immer wieder
Rätsel auf, Dad. Als Privatmann bist du der netteste und
sanftmütigste Mensch im ganzen Imperium. Und doch bist du
imstande, kaltblütig eine Situation herbeizuführen, die
Unruhen, Gewalttätigkeiten und Verlust an Menschenleben im
Gefolge hat. Es wird eine Menge Schaden entstehen, Dad. Hast du das
bedacht?«
Seldon lehnte sich noch weiter in seinem Sessel zurück und
sagte traurig: »Ich denke die ganze Zeit an nichts anderes,
Raych. Als ich anfing, mich mit der Psychohistorik zu
beschäftigen, schien es sich um ein völlig abstraktes
Forschungsvorhaben zu handeln, das sich aller Voraussicht nach
niemals realisieren, und wenn, dann zumindest nicht praktisch
anwenden lassen würde. Aber im Lauf von Jahrzehnten erweitert
sich das Wissen immer mehr, und irgendwann wird der Wunsch
übermächtig, dieses Wissen auch anzuwenden.«
»Damit Menschen sterben müssen?«
»Nein, damit weniger Menschen sterben müssen. Wenn
unsere psychohistorischen Analysen zutreffen, kann die Junta
höchstenfalls noch ein paar Jahre überleben, und für
den Zusammenbruch gibt es verschiedene Alternativen. Alle sind sie
mehr oder minder blutig und radikal. Mit meiner Methode – dem
Trick mit dem Steuersystem – sollte sich das Ziel reibungsloser
und sanfter erreichen lassen als auf jedem anderen Weg, immer
vorausgesetzt – ich wiederhole – unsere Analysen sind
zutreffend.«
»Und wenn sie nicht zutreffend sind?«
»Was dann passiert, wissen wir nicht. Trotzdem muß die
Psychohistorik soweit vorangetrieben werden, daß sie
einsatzfähig ist, und wir sind seit Jahren auf der Suche nach
einem Eingriff, dessen Folgen wir mit einiger Sicherheit berechnen
können und auch im Vergleich zu möglichen Alternativen
für tragbar halten. Der Trick mit dem Steuersystem ist sozusagen
der erste psychohistorische Feldversuch in großem
Stil.«
»Es klingt recht einfach, das muß ich
zugeben.«
»Ist es aber nicht. Du hast keine Ahnung von der
Komplexität psychohistorischer Mechanismen. Nichts ist einfach.
Man hat es im Laufe der Geschichte zu wiederholten Malen mit einer
Kopfsteuer probiert. Sie war nie populär und löst
unweigerlich in irgendeiner Form Widerstand aus, aber sie führt
so gut wie nie zum gewaltsamen Sturz einer Regierung. Manchmal ist
die Macht der Regierung noch zu groß, oder das Volk findet
Möglichkeiten, seinen Protest auf friedliche Weise zum Ausdruck
zu bringen und so die Mißstände abzustellen. Wenn eine
Kopfsteuer ausnahmslos oder auch nur manchmal katastrophale Folgen
hätte, würde keine Regierung diesen Versuch jemals
unternehmen. Nur weil sie nicht in einer Katastrophe endet, geschieht
es immer wieder. Allerdings kann man die Lage auf Trantor nicht
unbedingt als den Normalfall betrachten. Es gibt gewisse, in der
psychohistorischen Analyse klar erkennbare Instabilitäten, die
den Schluß zulassen, daß die Erbitterung hier besonders
stark ausfallen wird und die Unterdrückung besonders
schwach.«
Raych schien nicht überzeugt. »Ich wünsche dir,
daß es klappt, Dad, aber befürchtest du nicht, der General
könnte sagen, er habe auf psychohistorischen Rat gehandelt, um
dich dann mit sich in die Tiefe zu reißen?«
»Ich nehme an, daß unsere kleine Aussprache
aufgezeichnet wurde, aber wenn er die
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