Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Gruber, aber wie
Sie ja wissen, leben vierzig Milliarden Trantoraner unter der Kuppel.
Tun die Ihnen etwa alle leid?«
»O ja. Ich bin nur froh, daß ich selber nicht
trantoranischer Abstammung bin und mich deshalb als Gärtner
bewerben konnte. Es gibt auf dieser Welt nicht viele, die das
Glück haben, im Freien arbeiten zu dürfen, und es freut
mich immer wieder, daß ausgerechnet ich zu diesen wenigen
Auserwählten zähle.«
»Das Wetter ist nicht immer so ideal.«
»Da haben Sie recht. Oft bin ich auch hier draußen,
wenn der Wind pfeift und der Regen in Strömen vom Himmel
fällt, aber man braucht sich ja bloß richtig
anzuziehen… Sehen sie doch nur…«, lächelnd
breitete Gruber die Arme aus, als wolle er die weiten
Parkflächen an seine Brust drücken – »hier habe
ich meine Freunde – die Bäume und Rasenflächen und
alle tierischen Lebensformen leisten mir Gesellschaft –, hier
darf ich das Wachstum in geometrischen Formen fördern, sogar im
Winter. Haben Sie sich die geometrische Anordnung des Parks jemals
bewußt gemacht, Kanzler Seldon?«
»Ich sehe sie doch vor mir, nicht wahr?«
»Ich meine, haben Sie sich die Pläne einmal angeschaut,
um das alles so recht würdigen zu können – eine
großartige Anlage. Tapper Savand hat sie geplant, vor über
hundert Jahren, und seither wurde sie kaum verändert. Tapper war
ein großer Gartenarchitekt, der größte
überhaupt – und er stammte von meinem Planeten.«
»Anakreon, nicht wahr?«
»Ganz recht. Eine weit entfernte Welt, ganz nahe am Rand der
Galaxis, dort gibt es noch unberührte Wildnis, und das Leben
kann traumhaft schön sein. Ich kam hierher, als der jetzige
Chefgärtner unter dem alten Kaiser sein Amt antrat – ein
grüner Junge war ich noch. Wie Sie wissen, redet man jetzt
davon, den Park neu anzulegen.« Gruber schüttelte mit einem
tiefen Seufzer den Kopf. »Das wäre ein Fehler. Er ist doch
gerade richtig, die Proportionen stimmen, die Gestaltung ist
ausgewogen, eine Freude für Auge und Seele. Andererseits kann
man nicht leugnen, daß die Gärten im Lauf der Geschichte
immer wieder einmal neu geplant wurden. Alle Kaiser werden irgendwann
des alten überdrüssig und streben nach etwas Neuem, als ob
das Neue immer auch das Bessere wäre. Unser jetziger Kaiser,
möge ihm ein langes Leben beschieden sein, brütet schon
seit längerem mit dem Chefgärtner über neuen
Entwürfen. Zumindest munkelt man das unter uns
Gärtnern.« Letzteres sprudelte er hastig heraus, als
schäme er sich, den Palastklatsch weiterzuverbreiten.
»Vielleicht kommt das alles noch nicht so bald.«
»Hoffentlich nicht. Kanzler Seldon, Sie wissen vor lauter
Arbeit gewiß nicht, wo Ihnen der Kopf steht, aber bitte, wenn
Sie irgendwann ein Stündchen erübrigen können, sehen
Sie sich die alten Skizzen an. Die Anlage ist von seltener
Schönheit, und wenn es nach mir ginge, dürfte auf all den
Hunderten von Quadratkilometern nichts verändert werden, jedes
einzelne Blatt müßte bleiben, wo es ist, jede Blume, jedes
Kaninchen.«
Seldon lächelte. »Sie sind Gärtner mit Leib und
Seele, Gruber. Sollte mich nicht wundern, wenn Sie eines Tages
Chefgärtner würden.«
»Davor möge mich das Schicksal bewahren. Der
Chefgärtner bekommt keine frische Luft zu atmen und nichts
Gewachsenes zu sehen, und mit der Zeit vergißt er alles, was er
jemals über die Natur gelernt hat. Immer muß er dort drin
sitzen« – Gruber zeigte verächtlich auf den Palast
–, »und ich glaube, er könnte nicht einmal mehr einen
Busch von einem Bach unterscheiden, wenn ihn nicht einer von seinen
Lakaien herausführt und ihm die Hand auf die Zweige legt oder
die Finger ins Wasser taucht.«
Seldon hatte das Gefühl, als würde Gruber am liebsten
auf den Boden spucken, um seiner Verachtung Luft zu machen, bringe es
aber nicht über sich, auch nur das kleinste Fleckchen Erde so zu
verunstalten.
Der Kanzler lachte leise. »Gruber, es tut gut, sich mit Ihnen
zu unterhalten. Immer wenn ich in meinen täglichen Pflichten zu
versinken drohe, ist es mir ein Labsal, ein paar Minuten Ihrer
Lebensweisheit zu lauschen.«
»Ach, Kanzler Seldon, ich bin nicht weise. Ich bin ja kaum
zur Schule gegangen.«
»Um weise zu sein, braucht man keine Schulbildung. Dazu
genügen ein wacher Verstand und viel Lebenserfahrung. Nehmen Sie
sich in acht, Gruber. Sonst lasse ich Sie doch noch
befördern.«
»Sie könnten meiner ewigen Dankbarkeit gewiß sein,
Kanzler Seldon, wenn Sie mich nur lassen würden, was
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