Foundation 05: Das Foundation-Projekt
ich
bin.«
Seldon ging lächelnd weiter, doch das Lächeln
verschwand, als er seine Gedanken wieder den aktuellen Problemen
zuwandte. Seit zehn Jahren war er nun Kanzler… Wenn Gruber
geahnt hätte, wie gründlich Seldon sein Amt satt hatte,
sein Mitgefühl wäre in neue Höhen geschnellt. Ob man
dem Gärtner wohl begreiflich machen könnte, daß
Seldons Fortschritte bei der Entwicklung der Psychohistorik ihn vor
ein unlösbares Dilemma zu stellen drohten?
2
Für Seldon gab es nichts Friedlicheres als einen
beschaulichen Spaziergang durch den Park. Hier im Herzen der
Kaiserlichen Residenz konnte man fast vergessen, daß man sich
auf einer Welt befand, die mit Ausnahme dieses einen Bereichs
vollständig überkuppelt war. Der Park hätte auch auf
seiner Heimatwelt Helicon oder auf Grubers Heimatwelt Anakreon liegen
können.
Der Friede war natürlich Illusion. Die Parkanlage wurde
streng bewacht – überall wimmelte es nur so von
Sicherheitskräften.
Einst, vor tausend Jahren, hatten die kaiserlichen
Palastgärten – damals noch weit weniger prunkvoll, weit
weniger deutlich abgegrenzt von einer Welt, die erst anfing, einzelne
Regionen mit Kuppeln zu versehen – allen Bürgern offen
gestanden, und der Kaiser selbst konnte ruhigen Herzens auf den Wegen
dahinschlendern und seinen Untertanen huldvoll zunicken.
Vorbei. Nun galten strengste Sicherheitsmaßnahmen, und kein
Trantoraner durfte das Gelände mehr betreten. Damit war die
Gefahr, die vor allem von unzufriedenen kaiserlichen Beamten und von
korrupten und bestochenen Soldaten ausging, freilich nicht aus der
Welt geschafft. Am meisten bedroht waren der Kaiser und sein Stab
jedoch im Innern des Parks. Man brauchte sich nur auszumalen, was
damals, vor fast zehn Jahren, hätte geschehen können, wenn
Seldon nicht in Begleitung von Dors Venabili gewesen wäre!
Es war in seinem ersten Jahr als Kanzler gewesen, und an sich (so
dachte er hinterher) war es ganz natürlich, daß seine
unerwartete Ernennung Eifersucht und Neid hervorgerufen hatte. Viele
andere, nach Ausbildung – nach Dienstjahren und vor allem nach
eigener Einschätzung – weit besser qualifizierte
Anwärter auf dieses Amt hatten allen Grund, über die
Entscheidung des Kaisers empört zu sein. Sie ahnten
schließlich nichts von der Psychohistorik, auf die der Kaiser
so große Stücke hielt, für sie ließ sich der
Fehler am einfachsten dadurch beheben, daß man einen der
vereidigten Beschützer des Kanzlers bestach.
Dors war offenbar mißtrauischer gewesen als Seldon selbst.
Vielleicht hatte sie auch Anweisung erhalten, noch mehr auf Seldons
Sicherheit zu achten, seit Demerzel von der Bildfläche
verschwunden war. Jedenfalls wich sie ihm in den ersten Jahren seiner
Kanzlerschaft kaum von der Seite.
Es war am Spätnachmittag eines warmen, sonnigen Tages, als
Dors bemerkte, wie die bereits tief im Westen stehende Sonne –
eine Sonne, die unter Trantors Kuppel nie zu sehen war – das
blanke Metall eines Blasters aufblitzen ließ.
»Hinlegen, Hari!« rief sie, und stürmte ohne
Rücksicht auf den gepflegten Rasen auf den Attentäter
zu.
»Her mit der Waffe, Sergeant!« fauchte sie.
Im ersten Moment war der Mann wie gelähmt, als völlig
unerwartet eine Frau auf ihn zugeschossen kam, doch er fing sich
rasch und hob den Blaster, den er bereits gezogen hatte.
Sie hatte ihn jedoch schon erreicht, sein rechtes Handgelenk mit
stählernem Griff umfaßt und ihm den Arm in die Höhe
gerissen. »Fallen lassen«, zischte sie mit
zusammengebissenen Zähnen.
Mit wutverzerrtem Gesicht versuchte der Sergeant, ihr seinen Arm
zu entwinden.
»Keine Bewegung, Sergeant«, warnte Dors. »Mein Knie
ist eine Handbreit von Ihren Genitalien entfernt, und die sind
Geschichte, wenn Sie nur mit den Augen zwinkern. Also, stillhalten.
So ist es recht. Und jetzt machen Sie die Hand auf. Wenn Sie den
Blaster nicht auf der Stelle loslassen, breche ich Ihnen den
Arm.«
Ein Gärtner kam mit einem Rechen angelaufen. Dors scheuchte
ihn mit einer Handbewegung weg. Der Sergeant ließ den Blaster
zu Boden fallen.
Nun hatte auch Seldon die beiden erreicht.
»Überlaß ihn mir, Dors.«
»Kommt nicht in Frage. Du gehst dort hinter die Bäume
und nimmst den Blaster mit. Vielleicht ist er nicht der einzige
– vielleicht lauern irgendwo noch mehr.«
Dors hatte den Sergeanten nicht losgelassen. Nun sagte sie:
»Ich will Namen hören. Wer hat Sie überredet, einen
Anschlag auf das Leben des Kanzlers zu führen – und wer
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