Foundation 05: Das Foundation-Projekt
mißbraucht haben, um die
Massen um sich zu scharen – aber die Ideen an sich sind nicht
schlecht. Und suchen Sie nach Mitteln und Wegen, wie Raych Ihnen
dabei helfen kann. Er hat Ihnen die Treue gehalten, obwohl er sich zu
Joranums Anschauungen hingezogen fühlte, und jetzt muß er
sich innerlich zerrissen fühlen, sich fast vorkommen wie ein
Verräter. Zeigen Sie ihm, daß er das nicht ist.
Außerdem können Sie von jetzt an mit noch
größerem Einsatz an der Psychohistorik arbeiten, denn
dabei wird Sie der Kaiser von ganzem Herzen
unterstützen.«
»Aber was haben Sie denn nun vor, Daneel?«
»Es gibt in der Galaxis genügend andere Aufgaben, um die
ich mich kümmern sollte. Das Nullte Gesetz gilt noch immer, ich
muß mich mit ganzer Kraft für das Wohl der Menschheit
einsetzen, soweit ich erkennen kann, worin es besteht.
Außerdem, Ha…«
»Ja, Daneel.«
»Sie haben immer noch Dors.«
Seldon nickte. »Ja, ich habe immer noch Dors.« Er
schwieg für einen Moment, dann tauschte er einen festen
Händedruck mit dem langjährigen Kanzler des Reiches.
»Leben Sie wohl, Daneel.«
»Leben Sie wohl, Hari«, antwortete Daneel.
Damit drehte sich der Roboter um und ging hocherhobenen Hauptes
und in kerzengerader Haltung den Korridor des Palastes entlang. Seine
schwere Kanzlerrobe raschelte leise.
Seldon blieb noch ein paar Minuten gedankenverloren stehen, dann
eilte er plötzlich auf die Amtsräume des Kanzlers zu.
Seldon hatte Daneel noch etwas zu sagen – das wichtigste von
allem.
Im schwach erleuchteten Korridor zögerte er kurz, dann trat
er ein. Doch der Raum war leer. Die schwarze Robe hing über
einem Stuhl. Haris letzte Worte an den Roboter: »Leb wohl, mein
Freund«, verhallten ungehört in der Kanzlersuite. Eto
Demerzel war fort; R. Daneel Olivaw war verschwunden.
Zweiter Teil
Cleon I.
Cleon I. -… Obwohl er als der letzte
Kaiser gepriesen wurde, der Einheit und Wohlstand des Ersten
Galaktischen Imperiums noch halbwegs garantierte, war die ein
Vierteljahrhundert umfassende Regierungsepoche Cleons I. von
fortschreitendem Verfall geprägt. Cleon selbst kann
dafür nicht unmittelbar verantwortlich gemacht werden, denn
der Niedergang des Imperiums war auf politische und
wirtschaftliche Faktoren von unglaublicher Durchschlagskraft
zurückzuführen, gegen die zu jener Zeit niemand etwas
auszurichten vermochte. Cleon bewies eine glückliche Hand in
der Wahl seiner Kanzler – zuerst Eto Demerzel und später
Hari Seldon, den Begründer der Psychohistorik, in deren
Entwicklung der Kaiser stets ein unerschütterliches Vertrauen
setzte. Gegen Cleon und Seldon richtete sich auch das letzte
Joranumiten-Komplott, das in einem so grotesken
Höhepunkt…
ENCYCLOPAEDIA GALACTICA
1
Mandell Gruber war ein glücklicher Mann, das fand jedenfalls
Hari Seldon, der gerade seinen Morgenspaziergang unternahm. Seldon
blieb stehen, um Gruber zu beobachten.
Der Mann mochte Ende vierzig sein, ein paar Jahre jünger als
er selbst. Das ewige Bücken in den Kaiserlichen Gärten
hatte seinen Rücken ein wenig gebeugt, aber das glattrasierte
Gesicht unter dem rosig glänzenden, von spärlichem,
rotblondem Haar kaum bedeckten Schädeldach strahlte heitere
Gelassenheit aus. Gruber pfiff leise vor sich hin, während er
die Blätter der Büsche auf Parasitenbefall untersuchte.
Er war natürlich nicht der Chefgärtner. Der
Chefgärtner der kaiserlichen Palastanlagen war ein hoher Beamter
mit einem feudalen Amtszimmer in einem der Gebäude der riesigen
Residenz, er gebot über ein ganzes Heer von Männern und
Frauen und bekam den Park mit eigenen Augen wahrscheinlich nicht
öfter als ein- bis zweimal im Jahr zu sehen.
Gruber war nur einer aus diesem Heer von Untergebenen. Seldon
wußte, daß er im Rang eines Obergärtners stand, ein
Titel, den er sich in dreißigjährigen, treuen Diensten
ehrlich erworben hatte.
Seldon blieb auf dem makellos glattgerechten Kiesweg stehen und
rief: »Was haben wir heute doch wieder für einen herrlichen
Tag, Gruber!«
Gruber blickte mit blitzenden Augen auf. »Das ist wahr,
Kanzler Seldon, und jeder, der an so ’nem Tag im Zimmer sitzen
muß, kann mir nur leid tun.«
»Bald muß ich das auch wieder.«
»An sich sind Sie ja nun wirklich nicht zu bedauern, Kanzler
Seldon, aber wenn Sie sich an einem solchen Tag in einem von den
Gebäuden da verkriechen müssen, kommt bei uns wenigen
Auserwählten doch ein wenig Erbarmen auf.«
»Vielen Dank für Ihr Mitgefühl,
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