Foundation 05: Das Foundation-Projekt
ist
außer Ihnen noch mit im Komplott?«
Der Sergeant schwieg.
»Seien Sie kein Narr«, mahnte Dors. »Sprechen
Sie!« Sie verdrehte ihm den Arm, der Mann sank auf die Knie, und
sie setzte ihm den Fuß an die Kehle. »Wenn Sie so gern den
Schweigsamen spielen, kann ich Ihnen gern den Kehlkopf
zertrümmern, dann sind Sie für immer stumm. Doch vorher
nehme ich Sie mir noch richtig zur Brust – so, daß
kein einziger Knochen heil bleibt. Ich kann Ihnen nur raten –
reden Sie.«
Und der Sergeant redete.
Später hatte Seldon zu ihr gesagt: »Wie konntest du das
tun, Dors? Ich hätte dir niemals so viel… Brutalität zugetraut.«
Dors antwortete ungerührt: »Eigentlich ist ihm gar nicht
viel passiert, Hari. Die Drohung hat schon genügt. Aber wie auch
immer, deine Sicherheit hatte Vorrang.«
»Du hättest ihn mir überlassen sollen.«
»Warum? Um deinen männlichen Stolz nicht zu verletzen?
Zum einen wärst du nicht schnell genug gewesen. Zweitens
hättest du tun können, was immer du wolltest, von einem
Mann hätte man nichts anderes erwartet. Ich dagegen bin eine
Frau, und Frauen hält man gemeinhin für weniger aggressiv,
außerdem verfügen die wenigsten Frauen über meine
Kräfte. Man wird den Vorfall immer weiter ausschmücken, bis
jeder mich für eine reißende Bestie hält. Dann wird
aus Angst vor mir niemand mehr wagen, dir auch nur ein Haar zu
krümmen.«
»Aus Angst vor dir und aus Angst vor der Todesstrafe. Der
Sergeant und seine Helfershelfer sollen nämlich hingerichtet
werden.«
Tiefer Schmerz verdüsterte Dors’ sonst so beherrschte
Züge, als sei ihr der Gedanke an den Tod des verräterischen
Sergeant unerträglich, wenngleich der ihren geliebten Hari
bedenkenlos umgebracht hätte.
»Aber«, rief sie aus, »wozu den hinrichten? Es
genügt doch, die Verschwörer in die Verbannung zu
schicken.«
»Nein«, widersprach Seldon. »Dafür ist es zu
spät. Cleon besteht auf Exekution. Ich kann ihn wörtlich
zitieren – wenn du willst.«
»Du meinst, er hat bereits entschieden?«
»Auf der Stelle. Auch ich hielt Verbannung oder eine
Haftstrafe für ausreichend, aber er lehnte ab. >Jedesmal,
wenn ich direkte und radikale Maßnahmen ergreifen wollte, um
ein Problem zu lösen, haben mir erst Demerzel und nun auch Sie
›Despotismus‹ und ›Tyrannei‹ vorgehalten. Aber
dies ist mein Palast. Dies sind meine Gärten. Dies
sind meine Gardisten. Meine Sicherheit hängt von der
Sicherheit dieses Palastes und von der Treue meiner Dienerschaft ab.
Kann ein Verstoß gegen die bedingungslose Treuepflicht wirklich
anders bestraft werden als mit dem sofortigen Tod? Wie sonst
ließe sich Ihre Sicherheit gewährleisten? Wie sonst
ließ sich meine Sicherheit gewährleisten?<
Ich wandte ein, zumindest müsse es einen Prozeß geben.
›Selbstverständlich‹, antwortete er, ›ein kurzes
Kriegsgerichtsverfahren, an dessen Ende ein Todesurteil steht, ohne
eine einzige Gegenstimme. Das ist meine Vorstellung, und das werde
ich ganz deutlich machen.‹«
Dors war entsetzt. »Du nimmst das sehr gelassen auf. Bist du
etwa einer Meinung mit dem Kaiser?«
Seldon nickte zögernd. »Ja.«
»Weil dir jemand nach dem Leben getrachtet hat. Hast
du aus purer Rachsucht deine Grundsätze aufgegeben?«
»Dors, ich bin nicht rachsüchtig. Aber in diesem Fall
ging es nicht nur um mich oder um den Kaiser. Wenn sich aus der
neueren Geschichte des Imperiums überhaupt etwas ableiten
läßt, dann die Erkenntnis, daß Kaiser kommen und
gehen. Was geschützt werden muß, ist die Psychohistorik.
Irgendwann wird sie mit Sicherheit realisiert werden, auch wenn mir
etwas zustoßen sollte. Aber der Verfall des Imperiums schreitet
rasch voran, uns bleibt nicht mehr viel Zeit – und nur ich bin
tief genug in die Materie eingedrungen, um die notwendigen Verfahren
beizeiten erarbeiten zu können.«
»Dann solltest du dein Wissen an andere weitergeben«,
sagte Dors streng.
»Ich bin ja schon dabei. Yugo Amaryl ist ein annehmbarer
Nachfolger, und ich habe eine Gruppe von Technikern um mich geschart,
die eines Tages brauchbare Arbeit leisten werden, aber…« Er
hielt inne.
»Aber sie werden niemals so gut sein wie du – so weise,
so fähig? Wirklich nicht?«
»Zufällig bin ich dieser Meinung«, gab Seldon zu.
»Und zufällig bin ich auch nur ein Mensch. Die
Psychohistorik ist mein Werk, und wenn irgend möglich,
möchte ich auch die Lorbeeren dafür ernten.«
»Ein Mensch«, seufzte Dors und schüttelte traurig
den Kopf.
Die
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