Foundation 05: Das Foundation-Projekt
ich weiß nur so viel darüber, weil ich nachgeschlagen habe. Bei fünfundzwanzig Millionen Welten können nur ganz wenige auf Dauer im Rampenlicht stehen, aber ich bezweifle doch, daß es etwas so Unbedeutendes wie Nishaya noch einmal gibt. Was ich wiederum für sehr bedeutungsvoll halte.«
Dors schob ihre Nachschlagewerke beiseite und sagte: »Was soll dieser neue Hang zum Paradoxen, das du doch deinen eigenen Worten nach so sehr verabscheust? Was meinst du mit der Bedeutung der Bedeutungslosigkeit?«
»Oh, ich habe nichts gegen Paradoxa, wenn ich sie selbst verbrochen habe. Joranum kommt nämlich von Nishaya.«
»Ach, Joranum spukt dir also im Kopf herum?«
»Ja. Ich habe mir einige von seinen Reden angesehen – auf Raychs Drängen hin. Insgesamt ergeben sie nicht viel Sinn, aber sie können eine fast hypnotische Wirkung ausüben. Raych ist sehr von ihm beeindruckt.«
»Das wäre vermutlich jeder, der aus Dahl stammt, Hari. Joranums ständige Forderung nach Gleichheit für alle Bezirke findet selbstverständlich Anklang bei den unterdrückten Arbeitern in den Glutsümpfen. Kannst du dich noch an Dahl erinneren?«
»Sehr gut sogar, und ich mache dem Jungen natürlich auch keinen Vorwurf daraus. Es stört nur, daß Joranum von Nishaya kommt.«
Dors zuckte die Achseln. »Nun irgendwoher muß er ja kommen, und umgekehrt muß Nishaya genau wie jeder andere Planet seine Bewohner gelegentlich in die weite Welt hinausschicken, sogar bis nach Trantor.«
»Gewiß, aber wie bereits erwähnt, habe ich mich genauer für Nishaya interessiert. Ich habe sogar Hyperraumkontakt mit einem kleinen Beamten aufgenommen – was mich übrigens eine beträchtliche Menge Credits gekostet hat, die ich guten Gewissens nicht der Fakultät belasten kann.«
»Und waren die Credits zum Fenster hinausgeworfen, oder hast du etwas erfahren?«
»Ich glaube schon. Weißt du, Joranum illustriert seine Argumente immer wieder mit kleinen Geschichten, die auf seinem Heimatplaneten Nishaya als Sagen und Märchen im Umlauf sind. Hier auf Trantor kommt ihm das zugute, denn so kann er sich als Mann des Volkes präsentieren, als Born schlichter Lebensweisheiten. Alle seine Reden sind durchsetzt mit solchen Anekdoten. Sie lassen ihn als Menschen von einer kleinen Welt erscheinen, aufgewachsen auf einer einsamen Farm inmitten einer ungezähmten Ökologie. Das gefällt den Menschen, besonders den Trantoranern, die zwar lieber sterben würden, als irgendwo inmitten einer ungezähmten Ökologie festzusitzen, aber doch gerne davon träumen.«
»Und worauf willst du hinaus?«
»Merkwürdig ist, daß dem Mann von Nishaya, mit dem ich gesprochen habe, keine einzige von diesen Geschichten bekannt war.«
»Das hat nichts zu bedeuten, Hari. Auch eine kleine Welt ist immerhin eine Welt. Was in dem Teil, wo Joranum geboren wurde, jedem geläufig ist, kann dort, wo dein Beamter herstammt, völlig unbekannt sein.«
»Nein, nein. Märchen und Sagen sind in der einen oder anderen Form gewöhnlich weltweit verbreitet. Aber davon abgesehen hatte ich große Mühe, den Burschen überhaupt zu verstehen. Er sprach Standardgalaktisch, aber seinen Akzent hätte man mit dem Messer schneiden können. Zur Sicherheit habe ich noch mit ein paar anderen Leuten auf dieser Welt gesprochen, und die Aussprache war bei allen gleich.«
»Und?«
»Bei Joranum ist davon nichts zu bemerken. Er spricht recht gut Trantoranisch, sogar viel besser als ich. Ich werde die heliconische Betonung auf dem ›r‹-Laut nicht los. Er hat damit keinerlei Probleme. Nach offiziellen Angaben ist er mit neunzehn Jahren nach Trantor gekommen. Meiner Meinung nach ist es unmöglich, die ersten neunzehn Jahre seines Lebens diese barbarische, nishayanische Version des Standardgalaktischen zu sprechen, um dann nach Trantor zu kommen und den Akzent einfach abzustreifen. Auch wenn er noch so lange hier lebt, eine Andeutung bleibt immer – Denk doch nur daran, wie Raych immer wieder ins Dahlitische verfällt.«
»Und was schließt du daraus?«
»Meine Schlußfolgerung – ich sitze schon den ganzen Abend hier und rattere Schlußfolgerungen heraus wie eine Maschine – lautet, daß Joranum gar nicht von Nishaya stammt. Ich glaube, er hat sich Nishaya nur als angebliche Herkunftswelt ausgesucht, weil es so hinterwäldlerisch ist, so abgelegen, daß niemand auf die Idee käme, seine Geschichte nachzuprüfen. Er muß einen umfassenden Computersuchlauf durchgeführt haben, um die eine Welt zu finden, bei der
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