Foundation 05: Das Foundation-Projekt
aufrollen können, und wir müssen über ihr Treiben so weit informiert sein, daß sich auch eine angemessene Strafe durchsetzen läßt. Ich möchte diese zwölf Männer und Frauen nicht nur wegen eines Bagatelldelikts vor Gericht bringen. Sie werden sich auf ihre Verzweiflung hinausreden, sie werden behaupten, sie hätten eben einen Arbeitsplatz gebraucht, und sie werden sich beklagen, es sei nicht fair, alle Trantoraner auszuschließen. Damit werden sie eine ganze Menge Sympathien ernten, und wir haben uns zum Narren gemacht. Sie müssen die Chance bekommen, sich selbst eines größeren Verbrechens zu überführen. Außerdem…«
Er schwieg lange, bis ihn Dors wütend anfuhr: »Was gibt es denn da noch für ein ›außerdem‹?«
Seldon senkte die Stimme. »Einer von den zwölfen ist Raych unter dem Decknamen Planchet.«
»Was?«
»Wieso überrascht dich das? Ich habe ihn nach Wye geschickt, damit er in die Joranumiten-Bewegung Eingang findet, und das ist ihm gelungen. Ich habe volles Vertrauen zu ihm. Wenn er dabei ist, weiß er auch, warum, und er hat sicher irgendeinen Plan, um den Rädelsführern einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Aber ich will auch an Ort und Stelle sein. Ich will ihn sehen. Ich will in der Lage sein, ihm womöglich zu helfen.«
»Wenn du ihm helfen willst, dann postiere fünfzig Mann von der Palastwache Schulter an Schulter zu beiden Seiten deiner Gärtner.«
»Nein. Dann stünden wir am Ende wieder mit leeren Händen da. Die Kaiserliche Garde wird Posten beziehen, aber sie wird nicht in Erscheinung treten. Die fraglichen Gärtner müssen glauben, sie hätten völlig freie Hand. Ehe sie dazu kommen, ihren Plan auszuführen, aber erst, nachdem deutlich geworden ist, was sie vorhaben – schlagen wir zu.«
»Das ist riskant. Es ist auch für Raych riskant.«
»Risiken sind dazu da, daß man sie eingeht. Hier steht mehr auf dem Spiel als ein einzelnes Menschenleben.«
»Das war eine herzlose Bemerkung.«
»Du glaubst, ich hätte kein Herz? Und wenn es mir das Herz bräche, an erster Stelle müßte für mich immer die Psycho…«
»Sprich es nicht aus.« Sie wandte sich gequält ab.
»Ich verstehe dich ja«, sagte Seldon. »Aber mitnehmen kann ich dich trotzdem nicht. Das wäre so sehr gegen alle Regeln, daß die Verschwörer Verdacht schöpfen und ihr Vorhaben aufgeben könnten. Und genau das will ich vermeiden.«
Er schwieg kurz, dann sagte er leise: »Dors, du sagst selbst, es sei deine Aufgabe, mich zu beschützen. Ich komme noch vor Raych, und das weißt du. Um meinetwillen würde ich nicht darauf bestehen, aber wenn du mich beschützt, beschützt du auch die Psychohistorik und damit die ganze Menschheit. Und das hat oberste Priorität. Was mir an Psychohistorik bereits zur Verfügung steht, sagt mir, daß ich wiederum um jeden Preis das Zentrum zu schützen habe, und genau darum bemühe ich mich. – Verstehst du das?«
»Ich verstehe«, sagte Dors und wandte sich von ihm ab.
Hoffentlich habe ich auch recht damit, dachte Seldon.
Andernfalls würde sie ihm nie verzeihen. Schlimmer noch, er würde sich selbst nie verzeihen – Psychohistorik hin oder her.
24
Sie waren exakt in Reih und Glied angetreten und standen in ihren adretten, weit geschnittenen, grünen Uniformen mit den großen aufgesetzten Taschen breitbeinig da, die Hände hinter dem Rücken. Geschlechtsunterschiede waren kaum zu erkennen, man konnte nur vermuten, daß die kleineren Gestalten die Frauen waren. Das Haar wurde von Kapuzen verdeckt, aber von Gärtnern – beiderlei Geschlechts – wurde ohnehin erwartet, daß sie sich das Haupthaar kurz schoren und jegliche Gesichtsbehaarung entfernten.
Warum das so war, wußte niemand. Wie bei so vielen nützlichen wie törichten Dingen war das Wort ›Tradition‹ auch hier die Antwort auf alle Fragen.
Vor ihnen stand Mandell Gruber, flankiert von seinen beiden Stellvertretern. Gruber zitterte am ganzen Leib, und seine weit aufgerissenen Augen waren glasig vor Angst.
Hari Seldons Lippen wurden schmal. Gruber brauchte nur den Satz ›Die Gärtner des Kaisers begrüßen euch‹ herauszubringen, das wäre schon genug. Von da an könnte Seldon die Zeremonie fortsetzen.
Sein Blick schweifte über die neue Truppe und blieb an Raych hängen.
Sein Herz machte einen Satz. Schnauzbartlos stand Raych in der ersten Reihe, in strammerer Haltung als alle anderen, und sah starr geradeaus. Seine Augen wanderten nicht zu Seldon; er gab nicht das kleinste
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