Foundation 05: Das Foundation-Projekt
der äußeren Welten zu begeben und ein Leben in Zurückgezogenheit zu führen. Als Angehörigem des Kaiserlichen Hauses wird man ihm das auch zweifellos gestatten. Sie und ich haben eventuell weniger Glück.«
Manella runzelte die Stirn. »Inwiefern, Sir?«
Seldon räusperte sich. »Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, als Sie Gleb Andorin töteten, habe der seinen Blaster fallenlassen, wodurch Mandell Gruber an die Waffe gelangen und Cleon damit töten konnte. Folglich trügen Sie einen guten Teil der Schuld an dem Verbrechen, und man könnte sogar behaupten, das Ganze sei ein abgekartetes Spiel gewesen.«
»Aber das ist doch lächerlich. Ich habe nur meine Pflicht als Angehörige der Sicherheitsbehörde getan – habe meine Befehle ausgeführt.«
Seldon lächelte traurig. »Sie bringen vernünftige Argumente ins Spiel, aber die Vernunft wird in der nächsten Zeit ziemlich aus der Mode kommen. In Ermangelung eines rechtmäßigen Thronfolgers müssen wir uns notgedrungen auf eine Militärregierung gefaßt machen.«
(Als Manella in späteren Jahren Einblick in die Arbeitsweise der Psychohistorik bekam, fragte sie sich oft, ob Seldon sich seiner Wissenschaft bedient hatte, um diese Zukunftsprognose zu erstellen, denn das Militär übernahm tatsächlich die Macht. Damals erwähnte er seine noch in den Kinderschuhen steckende Theorie freilich mit keinem Wort.)
»Wenn die Militärs ans Ruder kommen«, fuhr er fort, »dann müssen sie zusehen, daß sie rasch Fuß fassen, sie müssen alle Anzeichen von Staatsverdrossenheit im Keim ersticken und sehr energisch, ja sogar brutal vorgehen, auch wenn ihre Maßnahmen jeder Vernunft und Gerechtigkeit Hohn sprechen sollten. Falls man Sie, Miss Dubanqua, beschuldigt, an einer Verschwörung zur Ermordung des Kaisers beteiligt gewesen zu sein, so wird man Sie gnadenlos hinrichten, nicht etwa, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, sondern um die Bevölkerung von Trantor einzuschüchtern.
Übrigens könnte man auch mir unterstellen, zu den Verschwörern gehört zu haben. Immerhin bin ich hinausgegangen, um die neuen Gärtner zu begrüßen, obwohl das gar nicht meine Aufgabe war. Hätte ich das nicht getan, so hätte man keinen Anschlag auf mich verüben können, Sie hätten nicht zurückgeschlagen, und der Kaiser wäre noch am Leben. – Sehen Sie, wie gut alles zusammenpaßt?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß es soweit kommt.«
»Vielleicht haben Sie recht. Jedenfalls werde ich den Militärs ein Angebot machen, von dem ich freilich nur hoffen kann, daß sie es nicht ablehnen werden.«
»Und was wäre das für ein Angebot?«
»Ich werde mein Amt als Kanzler zur Verfügung stellen. Wer mich nicht haben will, soll mich auch nicht bekommen. Tatsache ist jedoch, daß ich Anhänger am Kaiserlichen Hof habe und, was noch wichtiger ist, daß es auf den Außenwelten Menschen gibt, die mich ganz annehmbar finden. Das bedeutet, wenn die Kaiserliche Garde mich aus dem Amt drängt, dann wird sie einige Probleme bekommen, selbst wenn sie auf eine Exekution verzichtet. Trete ich dagegen freiwillig zurück und erkläre zugleich, ich sei der festen Überzeugung, eine Militärregierung sei genau das, was Trantor und das Imperium jetzt brauchten, dann wäre das sogar noch eine Hilfe, verstehen Sie?«
Er überlegte einen Moment, dann fügte er hinzu: »Daneben wäre da noch mein Steckenpferd, die Psychohistorik.«
(Manella hatte den Ausdruck bis dahin noch nie gehört.)
»Was ist das?«
»Ein Projekt, an dem ich arbeite. Cleon glaubte fest daran – sehr viel mehr als ich zu jener Zeit – und auch in höfischen Kreisen hält man die Psychohistorik weithin für ein Machtinstrument, das jede wie immer geartete Regierung für ihre Zwecke einsetzen könnte.
Dabei kommt es gar nicht darauf an, ob die Militärs nun begreifen, was es mit dieser Wissenschaft auf sich hat, oder nicht. Letzteres wäre mir sogar lieber. Unwissenheit könnte in dieser Situation sozusagen die Kräfte des Aberglaubens stärken. In diesem Fall würde man mir erlauben, als Privatmann meine Forschungen weiterzubetreiben. Das hoffe ich zumindest. – Und damit komme ich zu Ihnen.«
»Was ist mit mir?«
»Ich werde zur Bedingung machen, daß man Ihnen gestattet, aus der Sicherheitsbehörde auszuscheiden, und daß in Zusammenhang mit dem Attentat keine Vorwürfe gegen Sie erhoben werden. Das müßte sich durchsetzen lassen.«
»Aber das wäre das Ende meiner beruflichen Laufbahn.«
»Damit ist es ohnehin
Weitere Kostenlose Bücher