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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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er davon noch nichts
gespürt.
    Ob man damals in Chica wohl irgend etwas mit ihm angestellt hatte?
Mit dieser Maschine vielleicht? Oder mit den Tabletten – nein,
die hatten ihn nur betäubt. Eine Operation? So weit war er schon
hundertmal gewesen, und dann war er jedesmal wieder gegen eine Mauer
gerannt.
    Einen Tag nach seiner mißglückten Flucht hatte er Chica
verlassen, und seither verging ein Tag wie der andere.
    Genau wie zuvor das Mädchen Pola, hatte auch der alte Grew in
seinem Rollstuhl immer wieder die gleichen Worte gesagt und auf Dinge
gezeigt oder bestimmte Bewegungen gemacht. Und eines Tages redete
Grew kein unverständliches Kauderwelsch mehr, sondern sprach
Englisch. Oder nein, er selbst – Joseph Schwartz – hatte
aufgehört, Englisch zu reden, und dieses Kauderwelsch
übernommen. Nur war es jetzt kein Kauderwelsch mehr.
    Von da an war alles ganz einfach. Lesen lernte er in vier Tagen.
Er war selbst überrascht. Früher, in Chicago, hatte er ein
phänomenales Gedächtnis besessen, daran glaubte er sich
jedenfalls zu erinnern. Aber zu solchen Leistungen war er
nicht fähig gewesen. Dennoch schien Grew nicht
überrascht.
    Schwartz resignierte.
    Dann kam der Spätherbst mit seinen goldenen Tagen und der
klaren Luft. Er arbeitete draußen auf den Feldern. Unglaublich,
wie schnell er begriff. Wieder so ein Hinweis – er machte niemals einen Fehler. Nach einer einzigen Erklärung
konnte er ohne weiteres die kompliziertesten Maschinen bedienen.
    Vergebens wartete er darauf, daß es richtig kalt wurde. Den
Winter über rodete und düngte man den Boden und traf
verschiedene Vorbereitungen für die Frühlingsaussaat.
    Er versuchte Grew zu erklären, was Schnee war, doch der sah
ihn nur erstaunt an und sagte: »Gefrorenes Wasser, das wie Regen
vom Himmel fällt? Ach so! Das nennt man Schnee! Soviel ich
weiß, gibt es das auf anderen Planeten, aber auf der Erde
nicht.«
    Von da an schaute Schwartz jeden Tag auf das Thermometer und
stellte fest, daß sich die Temperatur kaum veränderte
– dabei wurden die Tage immer kürzer, wie er es so hoch im
Norden, etwa auf der Höhe von Chicago, auch nicht anders
erwartet hätte. Allmählich bekam er Zweifel, ob er wirklich
auf der Erde war.
    Er versuchte, ein paar von Grews Buchfilmen zu lesen, doch das gab
er bald auf. Die Menschen waren immer noch Menschen, aber die
alltäglichen Kleinigkeiten, die vielen Dinge, die als
selbstverständlich vorausgesetzt wurden, die historischen und
soziologischen Anspielungen, mit denen er nichts anfangen konnte,
überforderten ihn.
    Und ein Rätsel jagte das andere. Die einheitlich warmen
Regenfälle, die unmotivierte Anweisung, sich von bestimmten
Regionen fernzuhalten. An jenem Abend zum Beispiel, an dem er dem
leuchtenden Horizont, dem blauen Schein im Süden nicht hatte
widerstehen können…
    Er hatte sich nach dem Essen davongeschlichen, doch bevor er noch
eine Meile gegangen war, hatte er hinter sich in der milden Luft das
nahezu lautlose Surren des Zweiradmotors und Arbins zornige Stimme
gehört. Er war stehengeblieben und hatte sich zurückbringen
lassen.
    Zu Hause war Arbin aufgeregt vor ihm auf- und abmarschiert.
»Du darfst nie zu einer Stelle gehen, die in der Nacht
leuchtet.«
    »Warum nicht?« hatte Schwartz ganz harmlos gefragt.
    »Weil es verboten ist!« Die Antwort glich einem wilden
Fauchen. Eine lange Pause trat ein, dann fragte Arbin sehr viel
ruhiger: »Du weißt wirklich nicht, was da draußen
los ist, Schwartz?«
    Schwartz breitete nur stumm die Arme aus.
    »Woher kommst du?« fragte Arbin. »Bist du ein
– ein Außerweltler?«
    »Was ist ein Außerweltler?«
    Arbin ging achselzuckend weg und ließ ihn stehen.
    Dennoch war diese Nacht für Schwartz von großer
Bedeutung gewesen, denn während er auf das Leuchten zuging,
hatte sich das merkwürdige Pochen in seinem Kopf zum
›Geistesfinger‹ verdichtet, wie er es nannte. Eine bessere
Bezeichnung dafür hatte er auch später niemals finden
können.
    Er war allein durch das tiefe Abendrot gegangen. Der elastische
Untergrund dämpfte seine Schritte. Er hatte niemanden gesehen.
Er hatte niemanden gehört. Er hatte nichts berührt.
    Jedenfalls nicht richtig… Es war so ähnlich gewesen wie eine Berührung, aber nichts Körperliches.
Es spielte sich nur in seinem Kopf ab… Und es war auch kein
richtiger Finger, sondern eine Präsenz – ein Etwas, das
kribbelte wie Samt.
    Und plötzlich waren sie zu zweit gewesen – zwei Finger, er unterschied sie deutlich.

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