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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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konnte in den gegnerischen Reihen jederzeit ein Blutbad
veranstalten. Und er war um einen Turm gegen einen Bauern im
Vorteil.
    »Du bist am Zug«, erklärte er voller
Genugtuung.
    Schwartz schwieg lange. »Was… was sind die
Sechzig?« fragte er endlich.
    Grews Stimme klang schrill. »Wozu willst du das wissen?«
gab er unfreundlich zurück. »Worauf willst du
hinaus?«
    »Bitte.« Das klang flehentlich. Schwartz hatte nicht
mehr die Kraft für einen Streit. »Ich kann doch keiner
Fliege etwas zuleide tun. Ich weiß nicht, wer ich bin, und was
mit mir geschehen ist. Vielleicht habe ich mein Gedächtnis
verloren.«
    »Sonst noch was?« lautete die verächtliche Antwort.
»Nun aber mal ehrlich: Bist du auf der Flucht vor den
Sechzig?«
    »Wenn ich dir doch sage, ich weiß nicht einmal, was die
Sechzig sind!«
    Das klang überzeugend. Beide schwiegen lange. Grews
Geistesfinger verkündete Unheil, aber noch konnte Schwartz keine
Worte unterscheiden.
    Endlich begann Grew langsam: »Mit den Sechzig ist dein
sechzigstes Lebensjahr gemeint. Die Erde kann nicht mehr als zwanzig
Millionen Menschen ernähren. Man muß produzieren, um leben
zu können. Wer nicht produziert, kann auch nicht leben. Und wer
über sechzig ist – kann nicht mehr produzieren.«
    »Und deshalb…« Schwartz blieb der Mund
offenstehen.
    »Wirst du beiseitegeschafft. Es tut nicht weh.«
    »Man wird getötet?«
    »Es ist kein Mord.« Das klang steif. »Es muß so sein. Andere Welten nehmen uns nicht auf, und
irgendwie müssen wir unseren Kindern Platz machen. Die
ältere Generation muß der jüngeren weichen.«
    »Und wenn man nun nicht zugibt, daß man schon sechzig
ist?«
    »Warum sollte man es verheimlichen? Das Leben über
sechzig ist kein Vergnügen… Außerdem findet alle zehn
Jahre ein Zensus statt, und dabei geht jeder ins Netz, der sich
einbildet, unbedingt länger bleiben zu müssen.
Außerdem ist das Alter aller Menschen registriert.«
    »Das meine nicht.« Schwartz hatte nicht an sich halten
können, die Worte waren ihm unwillkürlich entfahren.
»Außerdem werde ich erst fünfzig – an meinem
nächsten Geburtstag.«
    »Das nützt nichts. Deine Knochenstruktur verrät
dein wahres Alter. Weißt du das nicht? Und daran kannst du
nichts ändern. Mich kriegen sie beim nächsten Mal…
Paß auf, du bist am Zug.«
    Schwartz beachtete die Aufforderung nicht. »Du meinst, sie
werden…«
    »Sicher, ich bin zwar erst fünfundfünfzig, aber
sieh dir meine Beine an. Ich kann nicht mehr arbeiten, nicht wahr? In
unserer Familie sind drei Arbeitskräfte registriert, und auf
dieser Basis wurde das Plansoll errechnet. Wenn Arbin und Loa meinen
Schlaganfall gemeldet hätten, wäre das Plansoll
herabgesetzt worden. Aber dann wäre ich vorzeitig für die
Sechzig erfaßt worden, und das wollten sie nicht. Dumm von
ihnen, sie mußten sich deshalb gewaltig krummlegen – bis
du gekommen bist. Und nächstes Jahr bin ich sowieso dran…
Nun zieh schon.«
    »Nächstes Jahr findet wieder ein Zensus statt?«
    »Richtig… Du bist am Zug.«
    »Warte!« Das klang verzweifelt. »Wird jedermann über sechzig beiseite geschafft? Gibt es keine
Ausnahme?«
    »Nicht für dich oder mich. Der Höchste Minister
darf eines natürlichen Todes sterben, ebenso alle
Angehörigen der Gesellschaft der Ahnen, bestimmte
Wissenschaftler und einige Personen, die sich besondere Verdienste
erworben haben. Viele sind es nicht, vielleicht ein Dutzend im
Jahr… Du bist am Zug!«
    »Und wer entscheidet, wer in Frage kommt?«
    »Der Höchste Minister natürlich. Ziehst du nun
endlich?«
    Schwartz war aufgestanden. »Es lohnt sich nicht mehr. Du bist
in fünf Zügen matt. Meine Dame schlägt deinen Bauern
und bietet Schach; du mußt nach g1 ausweichen; ich ziehe den
Springer heran und biete dir Schach auf e2; du mußt nach f2;
meine Dame bietet Schach auf e3; du gehst nach g2; ich ziehe meine
Dame auf g3 und dränge dich in die Ecke, dann geht meine Dame
auf h3 und du bist matt.
    Gutes Spiel«, fügte er mechanisch hinzu.
    Grew starrte das Brett lange an, dann fegte er es mit einem
Wutschrei vom Tisch. Die Leuchtfiguren kullerten traurig auf den
Rasen.
    »Du hast mich abgelenkt mit deinem verdammten
Geschwätz«, zeterte der Alte.
    Doch Schwartz hörte ihn nicht mehr. Er hatte nur noch einen
Gedanken: Er mußte den Sechzig entgehen. Brownings Verse:
     
    »Komm, werde alt mit mir!
    Das Beste liegt vor dir…«
     
    waren auf einer Erde mit unerschöpflichen Nahrungsreserven
geschrieben worden,

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